Rezension: Lea Porcelains neue EP “Love Is Not An Empire“

Lea Porcelain mit neuer EP „Love Is Not An Empire“

Lea Porcelain neue EP im Review - Fotocredit: Peter Kaaden

Lea Porcelain neue EP im Review – Fotocredit: Peter Kaaden

Silke hat sich in die neue EP „Love Is Not An Empire“ reingehört.

Mit Ihrer neuen EP „Love Is Not An Empire“ nehmen uns Lea Porcelain mit auf eine Reise durch Städte und Länder, auf Ihren Weg der musikalischen Entwicklung, auf tiefgründige Themen und Texte und erschaffen neue handgemachte Lieder ohne ihre elektronischen Wurzeln zu verlassen und verbinden neu gefundene Leichtigkeit mit einem Hauch Schwarz und Melancholie.

Ihr alle wisst bereits wie begeistert mein Kollege Wolfgang und ich von diesem Duo sind. Die beiden Wahl-Berliner begeisterten uns bereits 2017 mit ihrer ersten EP “Hymns to the night“. Wir haben Sie die letzten 1,5 Jahre auf Ihrem Werdegang und bei der Findung zu Lea Porcelain medial begleitet und alles aufgesogen, was sie uns an Musikschnipseln zugeworfen haben. Dazu könnt ihr in unserem Archiv den ein- oder anderen Artikel finden.

Ich bin sehr froh, dass Julien Bracht und Markus Nikolaus (Gesang) ihre Fans so umfangreich teilnehmen lassen an ihrer Reise und der Produktion der neuen EP. Wir konnten Höhen und Tiefen miterleben, sahen aufgeregte, fröhliche Gesichter, genauso wie abgekämpfte und müde Musiker nach einer langen Reise. Die neue EP entstand in so unterschiedlichen Städten und Ländern wie Berlin, London, Rio de Janeiro und Tarifa. Die erste Radioveröffentlichung konnten die Fans per Live-Stream verfolgen und ich finde es einfach so nahbar sehen zu können, wie sich die jungen Musiker dabei fühlen. Die Arbeit der letzten Monat dann im Radio zu hören mit einer phänomenalen Ankündigung durch den Moderator, dass ist doch ein wahres Erfolgserlebnis und macht auch den Fans Lust auf mehr.

Lea präsentieren uns 5 neue Songs, die erst einmal relativ unterschiedlich daher kommen. Drei von den Songs haben die Jungs nach und nach der Öffentlichkeit Preis gegeben und ich war jedes Mal begeistert von dem, was ich da hören durfte. Ich rausche jetzt einfach ein bisschen kreuz und quer durch die EP und lasse Euch an Eindrücken und Gefühlen teilhaben, die mir sofort spontan zu den Songs eingefallen sind. Mit “I AM OK“, der ersten Singleauskopplung haben die Jungs meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Mit diesem Song haben sie ihren Fans gezeigt, worum es ihnen geht, was sie die letzten Monate gemacht haben und wie wahnsinnig gereift ihre Musik und ihre Texte in dieser Zeit sind. Sie haben mit vielen neuen Instrumenten experimentiert, Percussions selber gebaut, die Akustic-Ukulele geschickt eingesetzt und damit geben sie ihren Songs diese neue Leichtigkeit mit, die sie in der Debüt-EP noch nicht hatten. Aber keine Sorge, die Fans von Lea Porcelains Schwermütigkeit kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten. Markus Gesang ist Vielfältiger geworden, die Stimmbreite größer und auch gezielter eingesetzt. Trotzdem kenne ich keinen Sänger der Worte so schön verschnörkelt singen kann und sie so tief tragend in das Lied einbaut wie Leas Frontsänger.

Meine ganz große Überraschung, die erst seit EP-Veröffentlichung für alle zugänglich ist, ist der Song “Smile In The Air“. Ein ganz großes Stück Musik, ein tiefgehendes Gefühl, ein Auf- und Ab an Gefühlsmomenten, die da auf mich einwirken. Der Anfang ist stark U2-lastig und lässt sofort eins der schönsten Lieder dieser großen Band in meinem Ohr aufflackern bis Markus Gesang den anfänglichen Eindruck nimmt und wortgewaltig davonwirft „And you drink you tears alone, into a broken sadness, with a smile in the air. You‘ve taken all that’s left, it’s just a sad memory, the day have taken what is left, trying to sell my dream, today there’s no other place for me.“ Mit der einsetzenden Gitarre beginnt die Gänsehaut. Es ist nicht einfach irgendeine Gitarre, es ist die Gitarre, die eine, die genau zu diesem Song passt bis der treibende Bass einsetzt, der mich sofort in die Anfänge der Editors zurückversetzt – als sie noch nicht ihre Seele an dem Mainstream verkauft hatten (sorry). Großartig, ganz großartig.

Aber bei der letzten Single-Veröffentlichung “Clock of time“ wurde mir schon die Bandbreite bewusst, die die beiden Musiker zusammen mit ihrem Team in den letzten Monaten aufgebaut haben. Hier lassen sie uns Ihre elektronischen Wurzeln spüren. In dem dazugehörigen bildgewaltigen Video, aufgenommen in Marrakesch (produziert wurde der Song aber in London) erinnern uns Lea Porcelain daran, dass Zeit vergänglich ist und wir nur eine kurze Zeit auf diesem Planten haben, die wir sinnvoll nutzen sollten, uns inspirieren lassen müssen und die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht verschwenden dürfen, damit wir alle mehr Zeit hier verbringen dürfen. Es ist mehr ein Elektro-Pop Song, der durch das Video in eine fantastische Welt getaucht wird. Es ist für uns alle der selbe Sand der Zeit, der viel zu schnell durch unsere Hände läuft.

Der Headliner-Song “Love Is Not An Empire“ geht straight voran ins Ohr uns lässt einen nachdenklich wippend jeden einzelnen Klang genießen. Hier kommt der verschnörkelte Gesang, den Markus aus voller Kehle bringt, so richtig zum tragen. So tief, warm und weit besingt er die Liebe und ihre Vergänglichkeit „People are lovers, only of themselves“. Die Western Gitarre verlieht dem Stück eine verträumte Weite, die sich Energiegeladen gemeinsam mit dem Schlagzeug voll zum Ende ausbreitet und eine einmalige Klangwelt erschafft.

Im Lied “Till The End“ kommt die Stimme glasklar und höher daher, es entsteht eine ganz andere Atmosphäre. Dieser letzte Song ist ein Werk von 6:15 Minuten Länge, der wieder ausbricht und erst nicht so recht passen will in meine Vorstellung von Lea Porcelain. Hier fühlt man die neu gewonnene Leichtfüßigkeit, die mich aber gar nicht stört. Es gibt einem eher ein angenehmes Gefühl; Lea Porcelain schieben uns sacht aus ihrer neuen EP und ich fühle mich mitgenommen und glücklich über so viel musikalische Kreativiät.

Ich weiß gar nicht, was ich die nächsten Wochen ohne neue Lea-Titel machen soll? Ich habe mich total daran gewöhnt in regelmäßigen Abständen mit neuer Lieblingsmusik versorgt zu werden. Lea Porcelain lassen uns mit ihrem 5 Songs an ihrer Entwicklung, an ihrem Wachsen der letzten Jahre teilnehmen und verarbeiten große Themen wie das Leben in dieser heutigen, in unserer wundervollen Welt und die nicht selbstverständliche Liebe. Mit “Love Is Not An Empire“ geben uns die Frankfurter eine brilliante EP mit auf unseren Weg und erschaffen kreative und weitläufige Klangstrukturen gepaart mit weisen und nachdenklichen Texten, getaucht in einen Hauch von schwarz und bestreut mit feinster Elektronik.

Lea Porcelain auf Tour:

16.10. – RIGA – Klub Depot
17.10. – VILNIUS – Kablys
20.10. – WARSCHAUN – Poglos
21.10. – PRAG – Kasarna Kalin
22.10. – BUDAPEST – Dürer Kert
24.10. – BUKREST – Control Club

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