OK KID Interview

Soundkartell: Selbstironie ist ein wichtiger Bestandteil eurer Musik. Ist Ironie nicht auch gefährlich und nervt teilweise auch, weil manche bald gar nichts mehr ernst nehmen?

Jonas: Ja, die Selbstironie ist ja auch nicht immer da. Also in einem Song wie “Mehr Mehr” sehe ich keine Selbstironie. Die Selbstironie ist für mich gar nicht so oft auf dem Album drauf, ist aber immer dann auch ein Stilmittel, dass man sich im Klaren darüber ist, dass das worüber wir bzw. Ich schreibe, Luxusprobleme sind. Das sind keine existentiellen Ängste, die ich habe. Und mir dann wieder klar zu werden, so: “Ey, was soll das? Jetzt suhl dich nicht im Selbstmitleid, sondern zieh dich wieder raus. Ist doch alles gut.” Ich hab` zu essen, muss nicht hungern…ja, keiner von uns lebt jetzt aktuell im Reichtum und wir leben in einem Staat, der uns sehr viele Möglichkeiten bietet. Und wenn da jetzt alle den deutschen Staat haten und sagen es ist doch alles scheiße, dann krieg ich das Kotzen! Weil wir haben mit einer der besten Systeme, die es weltweit gibt, wo wir in Frieden leben können und das muss einem klar sein. Beziehungsweise mir ist das klar und immer dann, wenn ich fast zum heulen anfange, denke ich “Hey ist doch alles ok!” Und daher kommt die Selbstironie.

Soundkartell: Ist die Geschwindigkeit, mit ihr euch selbst in das Business katapultiert nicht atemberaubend schnell?

Moritz: Naja, bei uns war das ja so, dass wir das mit der Band vorher schon seit 7 Jahren und das ist mittlerweile soweit gewachsen und wir sind auch darauf vorbereitet. Wir freuen uns über nicht mehr, als jetzt das Album so oft zu spielen wie möglich. Wir haben gegen Ende des Jahres auch noch eine extrem große Tour und deswegen jetzt zu sagen, das geht uns zu schnell, das geht nicht, denn wir arbeiten ja wie gesagt seit 7 Jahren darauf hin.

Raffi: Wenn man es jetzt nur unter dem Aspekt sieht, dass es OK KID seit Ende 2012 gibt, dann kann man das natürlich sagen. Dann ging das sicherlich sau schnell. Uns gibt`s halt aber auch schon seit 2006.

Jonas: Ja! Deshalb kann man das auch nachvollziehen!

Raffi: Sicher, kann man das deswegen so nachvollziehen, weil die eben auch Jona:S nicht kennen und hey, wir haben echt so viel gespielt und so krass gehustelt!

Jonas: Und dann kommt das erste Video raus und dann denken sich die Leute “Oah krass, die spielen schon auf dem Southside!” und denken wir sind Senkrechtstarter! Wir sind aber alles andere als Senkrechtstarter!

Raffi: Genau, das ist alles ganz langsam Schritt für Schritt gewachsen und so wünschen wir es uns auch, dass es so weitergeht.

Raffi und Moritz unterbrechen das Interview kurzer Hand stehen auf und wollen gehen, weil sie zum Soundcheck gehen müssen. Aber Jonas winkt beide nochmal her und geben uns Zeit für zwei letzte Fragen.

Soundkartell: Vor längerer Zeit habe ich mit einem Künstler gesprochen, der diese gesamte und vor allem teure und aufwendige Musikvideo-Produktionen verteufelte. Weil man sich als Künstler zu viel abverlange und die Enttäuschung am Ende doch zu groß sei. Warum habt ihr euch dennoch an Musikvideos gewagt?

Jonas: Das hat er wirklich gesagt, dass es nicht cool ist, dass man geile Videos produziert?

Soundkartell: Ja, dass man sich eben unheimlich Druck aufbaut!

Jonas: Aber das gehört doch dazu!

Raffi: Aber das ist doch so, als würde man sagen heutzutage klingt produzierte Musik so krass, jetzt produziere ich nichts mehr, nur weil ich die Angst habe, dass ich nicht den Standard oder das vorgegebene Level schaffe!

Jonas: Dann kannste auch aufhören Songs zu schreiben!

Raffi: Genau, dann kannste auch gleich aufhören, weil dann stellst du dich ja nicht mehr der Herausforderung. Hey, ich meine zu Jona:S – Zeiten haben wir auch Musikvideos produziert. Die waren dann zwar auch nicht mega bombastisch geil, aber die waren dennoch cool Und das geht auch. Da muss man sich eben zusammenraufen, Leute kontaktieren, sich den Arsch aufreißen und mega Stress haben für nichts! So ist das eben! Also ohne, dass du monetär irgendetwas raus bekommst.

Jonas: Aber ich meine, das machst du ja beim Album auch! Ich finde das gehört dazu.

Moritz: Das ist ja auch eine geile Möglichkeit um noch eine zweite visuelle Ebene mit rein zubringen.

OK KID live beim Modular Festival; Quelle: Markus Joachim

OK KID live beim Modular Festival; Quelle: Markus Joachim

Soundkartell: Progressiv bedeutet im einfachen Sinne ja fortschrittlich zu sein. Auf eure Fahnen habt ihr euch geschrieben: Deutsch zu texten, progressiv zu sein und Pop zu produzieren. Inwiefern passen diese drei Attribute überhaupt zusammen?

Jonas: Der Pressetext behauptet das! (alle lachen) Ne, also progressiv heißt bei uns eher sich keinen Zwängen anzupassen. Und auch wenn wir sagen, wir machen Popmusik ist das für uns immer mit dem höchsten Anpruch daran, progressiv nicht falsch zu verstehen mit provozieren zu wollen und extra sperrig und kantig zu sein. Wir lieben ja auch Pop und deren Melodien. Aber trotzdem hat unsere Musik auch seine Ecken und Kanten. Textlich und musikalisch sind viele Sachen drin, die in unserem Radio-Deutschland keinen Stand finden, weil sie zu sperrig sind und trotzdem sind das eingängige Lines und für uns gute Songs. Kann man doch sagen oder?

Raffi: Ja, und das was wir echt öfters hören, ist so ein Stutzen, wenn wir sagen, wir machen Popmusik…

Soundkartell: Es fällt ja auch öfter der Vergleich zu Hip Hop!

Raffi: Weißte, Hip Hop ist ja auch Pop! Pop ist populäre Musik. Ganz einfach.

Jonas wirft ein: Das Modular ist ein reines Popfestival!

Raffi: Ja, das hat für mich jetzt nichts damit zu tun: Das ist jetzt Pop, das ist Rap, das ist Elektro, sondern das ist alles mehr ein Mischmasch. Das ist popluäre Musik und in dem Sinne betrachten wir das auch. Da müsste man in Deutschland vielleicht den Begriff mal so ein bisschen korrigieren.

Jonas: Unter Pop verstehen ja auch einge Leute etwas ganz anderes. Weil es gibt ja auch Popart, Popkultur. Das ist ja wieder etwas ganz anderes als das, was man über Pop von Bands wie Silbermond oder dergleichen versteht.
Raffi: Ja, das wird darunter halt ganz oft verstanden und ist eigentlich oft Bullshit.

Soundkartell: So das war`s. Jungs, vielen Dank für eure Zeit!

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