OK KID Interview

Soundkartell: Nun ein paar persönlichere Fragen. Nach was seid ihr süchtig?

Raffi: Ich glaub` wir sind so ein bisschen süchtig nach abendlichem Weggehen! Das ist vielleicht keine Sucht, aber ich merke das eben… (Jonas fällt ein)

Jonas: Rastlosigkeit oder wie meinste?

Raffi: Ja weißt`, zwei meiner besten Kumpels aus Gießen, wie wir das letzthin wieder mal gespielt haben, mit denen war ich unterwegs und zumindest einer von den zweien ist mittlerweile so drauf, dass er sagt “Ey ne, ich hab` keinen Bock mehr. Ich geh` jetzt heim”…

Moritz: Die Frage ist halt, wann es aufhört!

Raffi: Ja eben! Und das hört im Moment noch nicht auf. Weiß auch nicht, woran das liegt. Wahrscheinlich dann, wenn man ein Kind hat. Ich weiß gar nicht, wie lang das her ist, dass ich mal zwei Wochen lang nicht weg war. Ich bin auf jeden Fall – und das klingt jetzt vielleicht pathetisch – aber ich bin süchtig danach Musik zu machen und werde extrem unruhig. Für mich ist das enorm wichtig Ideen in der Richtung verwirklichen zu können.

Jonas: Bei mir auch und mehr noch, dass ich meine Sammlung durch Worte und Textpassagen erweitere. Wenn ich frei habe und zu Hause bin, dann mache ich nichts anderes als im Netz rum zuhängen und mir eine Session zu geben. Meistens guckt man, dass man dort dann die kreative Ader anzapft.

OK KID im Interview mit dem Soundkartell; Quelle: Markus Joachim

OK KID im Interview mit dem Soundkartell; Quelle: Markus Joachim

SoundkartellWelche Statussymbole sind euch persönlich noch wichtig? Gibt es sie für euch überhaupt noch?

Jonas: Ich glaube, da kann ich für alle sprechen. Für mich ist weder ein Auto noch ein Handy noch irgendwas anderes ein Statussymbol gewesen. Materielle Dinge schon gar nicht. Aber ich glaube für mich und auch für uns ist ein Statussymbol einen geilen Song gemacht zu haben.
(Moritz nickt und stimmt zu)
Und der Song ist fertig, findet ihn geil und man will ihn unbedingt den Leuten zeigen und holt sich darauf auch sogar einen runter, weil man ihn selbst so geil findet. Natürlich nicht, dass man jetzt da raus geht und sagt, das sei der beste Song! Sondern für einen selbst! Das macht einen extrem stolz und das zeigt man auch gerne.

Raffi: Also es gibt bei uns glaube ich nichts, das uns so befriedigt, als geile Musik zu machen!

Jonas: Das hört sich jetzt natürlich alles so schön an (lacht)!

Raffi: Aber letztlich ist es ja auch so! Klar, es ist vielleicht geil einen tollen Fernseher zu haben, ein tolles Auto zu fahren. Aber das ist noch lange nicht so geil, wie wenn du einen guten Song geschrieben hast und ihn später hörst. Das geht einfach viel tiefer.

Soundkartell: Vor ungefähr einem Monat wart ihr auch bei Zirkus Halligalli, auch als eine der einzigen Bands, wo man auch mal hinschauen konnte. Ist es mittlerweile schon so, dass es Leute gibt, die euch dann wiedererkennen auf der Straße, beim Weggehen?

Jonas: Das gibt es eher dort, wo uns die Leute eh schon kennen. Auch jetzt hier im Rahmen des Modulars, ist es natürlich schon so, dass mich die Leute als Sänger von OK KID kennen. Aber auch deshalb, weil die Leute ja hierher kommen, uns sehen wollen und uns dann eben auch kennen. Im Alltag gibt`s das aber noch nicht.

Raffi: Aber ich war, als wir nach dem Champions League Finale noch auf einer Technoparty in Köln feiern waren, und ich bin ja nur der Drummer (Jonas und Moritz müssen lachen). Klar! Wir präsentieren uns ja immer zu dritt! Da kamen dann unabhängig voneinander zwei Leute, die ich vorher nicht kannte und meinten so: “Hey, du bist doch der Drummer von OK KID!”

Moritz: Letzte Woche kam auch einer auf mich zu und meinte so: “Du siehst so bekannt aus!” Also in Köln passiert das schon auch mittlerweile. Aber ich hab`s nicht aufgelöst! (lacht)

Raffi: Geil ist es, wenn man mit Leuten über die Band spricht und die erkennen einen nicht.

Moritz: Und du dann so: “Die musst du dir mal reinziehen, die sind richtig geil!” (alle lachen)

Raffi: Ne, ich habe am Samstag noch mit einer geredet und so: “Ja neulich haben die doch OK KID gespielt wie findest du die denn?” Und sie dann: “Ja, die kenn ich. Aber ich weiß nicht. Jona:S fand` ich ja nicht so gut.” Und ich dann so: “Ja doch, die neuen Sachen finde ich schon auch besser…”

Jonas: Echt jetzt? (lacht)

Moritz: Ja, das war enorm witzig!

Soundkartell: In eurer Beschreibung auf Facebook schreibt ihr selbst, dass sich eure Musik am alltäglichen Scheitern und Bewältigen von Luxusproblemen orientiert. Wenn ihr euch darüber beklagt, müsstet ihr euch doch bewusst sein, dass sich eure Luxusprobleme als Newcomer eher vergrößern oder?

Jonas: Also wir klagen überhaupt nicht. Das ist für uns vieleher eine Darstellung. Wie ein Journalist. Ich bringe nicht irgendwo meine Meinung ein, sondern ich berichte über was und für mich sind die Texte eher Reportagen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir den Leuten nicht sagen wollen, was richtig oder falsch ist. Es gibt kein richtig oder falsch. Das ist eine riesen große Grauzone. Wobei da nun auch wieder dabei wären, warum klingt unsere Musik so wie sie klingt. Vielleicht konnten wir uns auch einfach nicht entscheiden, was für eine Stilrichtung wir haben wollen. Es ist ja alles möglich. Wir haben auch wirklich alles abgefeiert und das sehe ich auch heute bei den Kids so krass, dass es diese Trennung in den Subkulturen so nicht mehr gibt. Da habe ich mich auch gestern mit Thees sehr lange darüber unterhalten. Er auch so: Hey, früher gab es die Punks und die haben alles Kommerzielle einfach gehasst. Bist du in den Charts, bist du scheiße. Damals warst du Rocker oder Hip Hoper und die haben sich klar unterschieden auch vom Aussehen her. Und soetwas gibt es heutzutage nicht mehr. Darüber habe ich mir auch schon echt einen Kopf drüber gemacht. Klar die Stilrichtung, die wir fahren ist ein Konglomerat aus sehr sehr vielen unterschiedlichen Stilrichtungen.

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