Interviewfeature: Marlo Grosshardt

Marlo Grosshardt Interview & Feature

Marlo Grosshardt im Interview über sein Album „Ein Letztes Liebeslied“; Fotocredit: Elias Martens

Bereits am 25. August erschien mit „Ein Letztes Liebeslied“ das Debütalbum des Hamburg Songschreibers Marlo Grosshardt. Marlo liefert darauf in den zehn Tracks einen dystopischer Ausblick, dramatisch inszeniert und doch wunderschön. Zwei geteilt ist die Platte. Zunächst geht es um die große Liebe und darum wie es ist, wenn die Welt untergeht. Aber auf romantische Art. Es folgen gescheiterte Steuerhinterziehungen auf hoher See, dramatische Liebes-Dramen in einer endlichen Welt. Das mag fernab des eigenen Spektrums erscheinen. Doch wer seinen Tracks wie „Paradies bauen“ oder „Im Walzerschritt Fahrradfahren“ lauscht, der wird feststellen, dass wir es hier mit einem begnadeten Songschreibers zu tun haben. Wir befinden uns schon im zweiten Teil und einer anderen Perspektive. Wir sind im Hier und Jetzt. Geschichten aus dem wahren Leben quasi. Schön, provokant, traurig. So kritisiert Marlo den Liberalismus, es geht um den tödlichen Rhythmus als Angestellter und den Reichtum der wahren Liebe.

Ich hätte mit deutlich mehr Gegenwind gerechnet. Hoffentlich kann ich noch ein paar Leute mit diesem Album nerven. Das würde mich freuen.

Marlos Songs sind rau. Sie sind ehrlich und kommen tief aus seinem Inneren. Und dennoch ist es Pop, den wir hier hören dürfen. Ich empfinde seine Songs als sehr zupackend und aufrüttelnd. Entstanden ist das Album an der Atlantikküste in Portugal und gar nicht mal im schroffen und liebevollen Hamburg, seiner Heimatstadt. Für Marlo muss es gerade so düster und erdrückend sein. Denn gerade würde es sich für ihn komisch anfühlen, wenn er einfach über das happy life singen würde. Das entspricht einfach nicht der Realität. Und außerdem möchte er ja uns als Zuhörer:innen nerven und aufrütteln. Das könnte ihm mit seinem Debüt erfreulicherweise gelingen.

Marlo, mit “Ein Letztes Liebeslied” erscheint dein erstes Album. Welche Erwartungshaltung hast du persönlich daran und kannst du uns einen kurzen Abriss geben, was uns bei den 10 Tracks erwartet?

Marlo Grosshardt: „Es sind 10 Songs über die Ängste und Gedanken eines 21-Jährigen musikalisch unterlegt von wundervollen Musiker:innen! Ich bin jetzt schon unfassbar glücklich, wie viele Menschen die Singles aus dem Album erreicht haben. Das hat alles übertroffen, was wir uns beim Aufnehmen vorgestellt hatten. Musikalisch hoffe ich viele Menschen über die Themen und die Musik zu berühren.“

Du lieferst ja eher einen dystopischen Ausblick, der dramatisch inszeniert ist. Ganz schön harte Kost so als Debüt oder nicht?

Marlo Grosshardt: „Ich glaube, dass ich schon immer gerne eher die Schattenseiten besungen habe. Das hat nämlich den Vorteil, dass die Hoffnung so viel heller scheinen kann. Zudem glaube ich, dass
es gerade nicht die Zeit ist für glückliche Lovesongs. Dafür läuft gerade zu vieles in die falsche Richtung.“

Im ersten Teil deines Album geht es ja eher auch um Verdrängung und darum, das Vergangene hinter sich zu lassen. Passiert das eher ohne das Geschehene aufzuarbeiten? Denn das holt einen ja irgendwann wieder ein…

Marlo Grosshardt: „In allen diesen Songs geht es ja eher um die Flucht aus dem Hier und Jetzt. Um zu fliehen, gibt man ja immer viel auf und ich denke, dass man dies im Vorhinein gut überlegt hat.
Deshalb wurden all diese Ausbrüche sich schon gut vorab überlegt.“

Du kehrst dann ins Hier und Jetzt zurück. Bis auf in “Jungfernstieg” wird es hier eher belastend. Der Alltag und Trott holt einen ein und es gibt Themen wie den Liberalismus, über den du keine guten Worte findest. Sind das gerade Themen, die dich als Musiker beschäftigen und falls ja, gehen dir die Geschichte darüber ja sicherlich nie aus oder?

Marlo Grosshardt: „Ja, all diese Themen sind bei mir immer sehr präsent, bis auf das Thema in “angestellt sein”, denn mit Musik habe ich eine Arbeit gefunden, die sich nicht mehr so anfühlt, als wäre es ein Trott. Es ist von Tag zu Tag schön und immer anders. Aber ja, zum Rest der Themen gehen die Geschichten “leider” nie aus.“

Inwiefern bist du mit deinen provokanten Songs als so junger Musiker auch schon in der Szene und bei Zuhörer:innen angeeckt?

Marlo Grosshardt: „Bis jetzt so gut wie gar nicht. Also klar, so ein paar Klimawandelleugner gibt’s immer, aber die kann man ja nicht ernst nehmen. Aber ich hätte mit deutlich mehr Gegenwind gerechnet. Hoffentlich kann ich noch ein paar Leute mit diesem Album nerven. Das würde mich freuen.“

Im September spielst du ein paar Shows. Wird sich der Sound deines Albums bei den Live-Konzerten verändern und worauf müssen wir uns gefasst machen?

Marlo Grosshardt: „Ich habe im Laufe dieses Jahres mit meiner wundervollen Band mich viel mit meinem Livesound beschäftigt. Dieser ist sehr ähnlich dem auf dem Album, da wir eigentlich immer
erst die Lieder live gespielt haben und damit dann ins Studio gegangen sind. Wenn ihr zur
Tour kommt, könnt ihr euch auf 5 Menschen freuen, die unfassbar dankbar sind, die Möglichkeit zu haben, Konzerte vor euch spielen zu dürfen. Es wird laut, traurig und tanzbar!“

Marlo Grosshardt live:

09.09. Hamburg – Moorville Festival
27.09. Leipzig – Naumanns Tanzlokal
29.09. Jena – Rosenkeller
30.09. Köln – Die Wohngemeinschaft
07.10. Flensburg – Volksbad

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