Inner Tongue
Inner Tongue Interview „Ich schaue von Song zu Song.“
Inner Tongue hätte beinahe seine Stimme verloren. Im Interview des Reeperbahn Festival Specials rede ich mit ihm darüber.
Das ging schon alles wahnsinnig schnell. Inner Tongue ist so gesehen gefühlt erst sehr kurz im Business dabei und wird schon seit geraumer Zeit hochgehandelt. FM4 hält viel von ihm. Völlig zurecht. Doch so selbstverständlich ist der Weg gar nicht, den der österreichische Musiker eingeschlagen hat. Ich spreche mit ihm über den Moment nach seiner Stimmoperation, seinen Gig beim Reeperbahn Festival und über sein kommendes Debütalbum.
Soundkartell: Du hättest beinahe deine Stimme verloren. Kannst du dich an den Moment erinnern, als du nach der Stimmoperation aufgewacht bist?
Inner Tongue: Ich bekam nach der OP ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt, denn ich durfte ja keinesfalls sprechen. In meinem noch halb-narkotisierten Zustand spielte ein Everything Everything Song in meinem Kopf. Ich versuchte das meiner Mum am Papier zu erklären, indem ich die Lyrics des Songs aufschrieb. Erst irgendwann wurden mir die “Wie geht es dir” Fragen meiner Mum bewusst. Im Nachhinein sah ich übrigens, dass man vom Songtext kein Wort lesen konnte.
Ich habe diese Geschichte Jonathan, dem Sänger von Everything Everything erzählt, als wir gemeinsam auf Tour waren und ihm ein Foto davon geschickt. So schließt sich der Kreis.
Hattest du schon einen Plan B in der Schublade?
Ich hatte zu dem Zeitpunkt weder Plan A noch Plan B. Ich dachte nicht, dass ich es nach der OP auf eine Bühne schaffen würde und war mir noch nicht klar was ich ansonsten wollte.
Inwiefern hat dich diese Notlage regelrecht zu dem gestandenen Musiker gemacht, der du heute im Jahr 2016 bist?
Es hat meine Perspektive verändert. Gesanglich wurde ich mit einem Ruck karriereunfähig. Dennoch schrieb ich weiter Musik. Als die Stimme nach langer Reha wieder zu klingen anfing, war für mich klar, dass ich mich der Musik mit aller Kraft widmen möchte. Ganz ohne Kompromisse und Erfolgsversprechen, mit purer Lust und Liebe.
Du bist dieses Jahr Teil des Reeperbahn Festivals in Hamburg. Inwiefern unterscheiden sich deine Performances im Studio und auf der Bühne dann live?
Performances im Studio sind um einiges spontaner, weil ich viel ausprobiere und den klanglichen Rahmen der Songs noch verändern kann. Mal kommt am Ende der Studio-Session ganz schöner Schrott zusammen. An anderen Tagen fügt sich aber alles zum Besten. Bei unseren Live-Sets ist das etwas strikter. Wir versuchen da sehr genau die Gefühlswelt der Songs zu reproduzieren. Im Studio ist meine Band beim Tracking dabei um die Grundstruktur des Songs aufzunehmen. Aber danach verbringe ich Wochen alleine im Studio und beschwere mich ständig, dass mich niemand der Band besuchen kommt. Deshalb freue ich mich schon so auf die kommenden Shows und unsere Reunion.
Österreich ist dieses Jahr stark vertreten beim RBF. Wie stark ist die Österreich-Connection in diesem Jahr und wie hat sie sich deiner Meinung nach weiterentwickelt? Vielleicht weg den von überdimensionalen Hypes…hin zu gesundem Wachstum?
Die österreichischen Bands am RBF 2016 sind ein starker Abdruck der jungen Post-Hype-Szene. Der Erfolg der letzten Jahre gab der Szene Selbstvertrauen und der Infrastruktur in Österreich einen guten Push. Das merkt man in diesem Jahr. Die Acts sind musikalisch vielfältig, haben alle ihre Kanten und laufen nicht dem Erfolgskonzept vergangener Jahre nach.
Welche Rolle spielt dezente, moderne Ästhetik in deinen Songs und auch Videoproduktionen?
Ich lege großen Wert auf die klangliche Ästhetik. Deshalb flog ich mit den Aufnahmen der Tz, Ka EP um die Welt bis ich jemanden fand der den Songs das richtige Kleid schneidern konnte. Die visuelle Umsetzung ergibt sich großteils auch aus der klanglichen Welt. Das Grafische erarbeite ich mit einem engen Freund, Patrick Sturm von Eat My Dear. Ich habe da immer schon recht früh ein paar Bilder und Assoziationen im Kopf.
Du arbeitest derzeit mit Hochdruck an deinem Debütalbum. Welchen Effekt wünscht du dir, dass das Album mit dem Release haben wird?
Dass es sich Teenies illegal herunterladen.
Wie schwer ist es für dich nach all den Erfahrungen dann doch soweit voraus zu blicken?
Ich schaue von Song zu Song und versuche mir über den Rest nicht zu viele Gedanken zu machen.
INNER TONGUE im Rahmen von Austrian Heartbeats presented by Austrian Music Export & ByteFM
Mi, 21.09. / 21.30h
Häkken, Spielbudenplatz 21-22
https://www.reeperbahnfestival.com/de/festival/inner-tongue