Hot Chip, live und in Farbe
Hot Chip live in Hamburg – Nachbericht
A Bath Full of Ecstasy. So schimpft sich das aktuellste Album der fünfköpfigen Indie-Elektro Band aus London und ist zugegebenermaßen ein ziemlich schlaues, durchstrukturiertes Konzeptalbum! Eben genau das, wofür sich die fünf zur Jahrtausendwende zusammenfanden – für artsy komponierten Indie-Rock. Wenn man dem glaubt, was Ecstasy einem verspricht – grenzenlos gute Laune, Glücksgefühle bis zum Umfallen und emotionale Verbundenheit eines Mauerfalls `89 – dann kann man davon ausgehen, dass das neuste Werk nicht weniger Wirkung erzielt, als soeben beschrieben! Ein Knallerding. Und aus diesem Grund geht´s damit dieses Jahr auch auf Headliner-Tour durch Nordamerika, Europa und für zwei Termine zu uns nach Deutschland! Wir waren am 11. Dezember live und in Farbe im DOCKS dabei und im Folgenden erfahrt Ihr, wieso, weshalb, warum man unbedingt mal zu `nem Hot Chip Konzert gewatschelt sein sollte und wieso, weshalb, warum man es genauso gut hätte sein lassen können (…)
Warum man es sein lassen kann: Vielleicht, weil parallel dazu Years and Years zwei Straßen weiterspielen. Oder man nächsten morgen seine Bachelor-Arbeit verteidigen muss. Vielleicht auch wegen der Tatsache, dass an so `nem Abend gut und gerne mal 50 Euro für isotonische Kaltgetränke draufgehen – nur damit man selbst nicht draufgeht. Genau genommen gibt es also keine ernstzunehmenden Gründe, nur Ausreden!
Für ein Konzert der Fünf spricht nämlich so einiges. Zu allererst der Fakt, dass bei einem Hot Chip Gig niemand still steht, auch nicht der Barmann hinten links in der Ecke, der gar nicht so richtig schnallt, was da vor dem Betonpfeiler in seinem Blickfeld eigentlich passiert… Aus dem zweiten, logenartigen Stockwerk des DOCKS betrachtet, rangelten sich dort unten dutzende Ameisen, sprangen frisch und fröhlich von links nach rechts, auf und ab. Gespielt wurde alles – natürlich in erster Linie die benannten Serotonin-Ausstoßer, aber auch viele Altbewährte und einige unserer All-Time-Lieblinge! Wir sprechen hier von „Ready For The Floor“ und/oder zum Beispiel „Flutes“ – bei Letzterem bekam das DOCKS sogar eine sweete, kleine Choreo dargeboten, kreisch! Nicht der einzige Moment am Abend, bei dem die Stimmfarbe des Publikums höher und hysterischer wurde – zum Kreischen waren auch die Bühnenoutfits der Fünf, die weiß und mit einigen Farbtupfern und Buchstaben verziert waren – ihr neustes Artwork, nur mit Ärmeln!
So durchdacht wie ihre Musik, so durchdacht sind auch ihre Auftritte. Die großen Redner waren sie allerdings nicht, was nicht zuletzt dem geschuldet war, dass jeder ihrer Songs smooth in den nächsten überging – Pausen gab es also gar nicht! Und wenn, dann nur zum Wasserschlürfen, Luftholen oder Haarerichten. Dies begünstige einerseits den an diesem Abend bestehenden Bewegungsdrang, andererseits beweist es nur, wie viel Feuer die Jungs unter ihrem Po eigentlich so haben!
Unabhängig davon, dass die Band schon längst nicht mehr zu den Newcomern Großbritanniens, sondern eher zu den Alteingesessenen gehört, zu denen, die sich über die Jahre etabliert haben und ein Schild mit der Aufschrift „Sternchen“ tragen (…) sind die Fünf aber auch einfach verdammt gut, in dem, was sie machen. Das Konzert verlief dermaßen clean – aber die gute Art von clean! Die, die die nötigen Ecken und Kanten besitzt, um im Gesamtbild betrachtet schon wieder clean zu sein. So clean! Die Stimme Taylors war zu keiner Zeit schräg, zitterig, auf ganz, ganz falschen Oktaven unterwegs…. Er war immer on point, so wie der Rest der Truppe auch immer on Point war! Und der Sound: wow. Man hatte das Gefühl, Airpods im Öhrchen kleben zu haben und all das, was dort vor dem eigenen Auge gerade ablief, ganz gemütlich auf Spotify zu streamen! Na gut, nicht ganz so, aber zu 90% so (…) Was wir damit eigentlich sagen wollen: Qualität is´ da! Selten bei einem Live-Konzert so ein schnuckeliges Hör-Erlebnis gehabt.
Um den ganzen Brei dann schlussendlich nur noch crémiger zu machen, ballerten die Boys mal eben ein Cover von Sabotage von den Beastie Boys heraus! Das müsst Ihr erstmal sacken lassen. Von den Beastie Boys. Der Saal verwandelte sich kurzerhand in ein ganz, ganz kleines Mini-Wacken, kombiniert mit Strobo-Licht, tropfenden Wänden und nass-feuchtem Toscana-Klima! Eine Tour, die hält, was sie namentlich verspricht: Friede, Freude, Eierkuchen, viel Liebe, gute Musik und vor allem aufgebrauchte Energiereserven.