Hamburger Gesichter – Sören Warkentin
Hamburger Gesichter – Sören Warkentin
In der Serie Hamburger Gesichter stellt Euch das Soundkartell Sören Warkentin vor.
Die Serie Hamburger Gesichter mit Sören Warkentin widmet sich Menschen, die einen kleinen, wenn auch beachtlichen Teil zur subkulturellen Szene in Hamburg beitragen. Dazu haben wir uns mit Sören Warkentin getroffen. Die Fotos sind von Sarah Buth.
Ohne echte Gitarrenmusik geht bei Sören nichts. Dass Sören dabei Größen wie Bruce Springsteen oder Creedence Clearwater geradezu bewundernswert findet, überrascht nicht. Wer schon mal in die Songs seiner Band Abramowicz reingehört hat, wird merken, dass das zu ihm passt. Sören singt und spielt Gitarre bei Abramowicz. Wer da seine Stimme ein erstes Mal hört, wird aus allen Wolken fallen.
Es ist so eine klassische Radiostimme. Tief, kratzig, knarzig und verraucht. Dafür, dass Sören gerade mal 25 Jahre jung ist, ist das stattlich. Genauso wie seine ganze Art. Er ist einer von der Sorte, der sich sofort in einer neuen Umgebung wohlfühlt und das an diejenigen weitergibt, die neben ihm sitzen. So auch bei uns, bei unserem Gespräch über ihn, die Musik, seine Arbeit im Molotow und auch seine Heimat- und Geburtsstadt Hamburg.
Sören kam am Sonntag den 4. Advent zu uns in die Wohnung. Am Abend davor war er bei der Weihnachtsfeier seines Vaters. Die Eltern leben getrennt, da wird Weihnachten einfach mal vorgezogen. Da war er gestern bei seinem Vater und das ist für ihn ein gutes Stichwort, wenn es um die musikalische Sozialisation geht. Zu später Stunde hat sein Vater seine Platten ausgepackt. Das war auch die Musik, die ihn am meisten geprägt hat. Also Bruce Springsteen, Creedence Clearwater und Rory Gallagher. Mit echten Gitarristen ist Sören groß geworden. Er hat sich zwar schnell emanzipiert, ist von den Wurzeln her aber bei klassischen Rockbands verhaftet.
Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass er komplett in der modernen Szene angekommen wäre. Er hat natürlich Bands, die er aktuell feiert. Gerade aktuell hört er sehr viel Catfish and the Bottlemen. Im Tourbus läuft auch mal viel DMA’s oder auch etwas kleinere Bands wie Okta Logue. Aber überhaupt sieht er ja eh viele neue Bands und gute Konzerte über das Molotow.
Live hat er im Jahr 2013 sein persönlich größtes Highlight erlebt: Damals ging es für ihn extra nach Berlin ins Olympiastadion zu Bruce Springsteen. Ein Konzert, das ihm aufgrund der unbändigen Energie des Stars bis heute und noch viel länger im Gedächtnis bleiben wird.
Genau deswegen macht sein Engagement bei Abramowicz auch so viel Sinn. Zusammen mit seinem Bruder hatte er die Band damals gegründet. Sein Bruder sitzt zwar an den Drums, konnte aber bis vor fünf Jahren gar nicht Schlagzeug spielen. Sören nötigte ihn also zu seinem Glück. Im Januar letzten Jahres erschien die erste EP, Mai diesen Jahres dann die zweite und jetzt stehen 120 Shows zu Buche.
Sie sind sich dessen bewusst, dass es nie dazu kommen wird, dass sie mit Abramowicz wirklich von der Musik leben können. Selbst wenn du wahnsinnig viele Platten verkaufst und viele Shows spielst, ist es unrealistisch. Klingt auch ein wenig deprimiert. Aber irgendwie auch wieder nicht.
“Ich glaube, dass wenn es irgendwann mal soweit ist, dass du vom Musikmachen leben kannst, dann bedeutet das ja auch, dass du davon leben musst. Und das beeinflusst dich dann auch als Künstler”
Sören scheint die Freiheit zu genießen. Die Freiheit nicht unbedingt von der Musik leben zu müssen. Deprimierend findet er das wie gesagt nicht:
“Ich finde es eher beeindruckend, wenn die Leute zum Beispiel in Freiburg bereit sind 14,-€ für ein Konzert von uns zu zahlen. Wenn ich das sehe, bin ich einfach nur dankbar dafür.”
Dass Sören derzeit noch im 10. Semester Sozialökonomie studiert ist nebensächlich. Denn sein Herz liegt im Molotow. Sein Bruder, der dort Produktionsleiter ist, und vor sieben Jahren seine Ausbildung dort gemacht hat, brachte Sören in den Club. Sören war 18 und er hat ihn gefragt, da er unbedingt jemanden für den Tresen gebraucht hat. Es gab an diesem Abend niemanden, der hätte einspringen können. Das hat er dann auch gemacht. Danach ging es für ihn jahrelang als Springer und Barkeeper weiter.
[tiny_coffee]