Feature: OY „World Wide We“

OY im Interview über ihr neues Album „World Wide We“

OY im Interview über ihr neues Album; Fotocredit: Roberta Sant Anna

Wir stellen dir heute das neue Album „World Wide We“ von OY im Feature vor. Noch dazu sprechen sie im Interview über das Album und die Veränderungen, die sie anstoßen möchten. Das Duo, das eigentlich aus der Schweiz kommt, lebt mittlerweile in Berlin. Sie sehnen sich nach Solidarität und das global. Sängerin und Keyboarderin Joy Frempong und Drummer und Produzent Melodydreamer haben bereits mit den vier Vorab-Singles des Albums scharfsinnige Analysen sozialer und internationaler Missstände in optimistischen Sounds eingebettet. Auf der neuen Platte sind nun 15 neue Tracks enthalten, die sich allesamt mit den Themen der Identität, struktureller Unterdrückung und geopolitischen Ungerechtigkeiten auseinandersetzen.

Sie setzen sich damit aber nicht nur auseinander, sie formulieren auch ganz klar, dass wir ja alle irgendwie mit verantwortlich sind. Mir hatte sich da schon relativ schnell die Frage gestellt, welche Beiträge da ihre Musik bzw. jetzt neuen Songs leisten können. Und ob das nicht alles irgendwo auch eine arge Utopie ist. OY präsentieren sich in jedem Fall wieder äußerst opulent. Sie mischen unterschiedlichste Stilmittel wie Downbeats, packen aber auch Bläser und natürlich auch Drums mit in die Songs. Die Songs werden dabei diskursiv eingerahmt und erhalten dadurch eine ziemlich stabile Stütze, so, dass es auch mal hymnisch werden kann wie in „How Many“. Wer OY aber schon mal live gesehen hat, weiß, dass es insbesondere der Drive und die originelle Herangehensweise mit Texten, Rhythmen und nicht ganz vertrauten Melodien zu spielen.

Die Symbolkraft liegt in den Songs und in der Symbiose mit dem, was OY durch das Außen kommunizieren und auch z.B. mit dem Cover (Friedenssymbol) zeigen möchten. Gefühlt wird jeder Song zu einem Statement und auch „Time Is Your Best Friend“ ist so zum Beispiel ein Soul-Track, der nur so von Energie und progressiven Gedanken strotzt.

In eurem neuen Album “World Wide We” proklamiert ihr euren Wunsch nach einer globalen solidarischen Welt. Welchen Beitrag können eure neuen Songs dazu beitragen welcher Step um das zu erreichen, wäre jetzt am nötigsten?

OY: „Seit den 60ern, der Blütezeit von Kunst mit politischen Inhalten wird diese Debatte geführt – wir sind der Meinung dass der positive Einfluss und die Kraft der Veränderung, welche von Kunst ausgeht nicht unterschätzt werden sollte. Uns geht es in erster Linie um die Kraft der Musik, um Emotionen. Wir wollen den Menschen Freude bereiten, sie zum lachen singen und tanzen bringen und habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass das in keinem Widerspruch steht mit mehr Tiefgang in den Texten welche man nicht mitnehmen muss aber kann wenn man denn möchte. Ein wichtiger Step Richtung Solidarität ist es sich den Realitäten zu stellen und sich seines alltäglichen Handelns und dessen globalen Konsequenzen bewusst zu machen. Das klingt banal scheint aber viele zu überfordern und geht einher mit einer grassierenden Tendenz sich an gestrige Weltbilder zu klammern.

Wir leben ja mehr denn je in einer Zeit der globalen Krisen. Wieso ist es nicht schon zu spät und wie schafft ihr es trotz der beklemmenden Themen in euren Songs, Hoffnung zu verbreiten?

OY: Da wir fröhliche und und positive Menschen sind versuchen wir mit Oy immer wichtige Themen mit Leichtigkeit und Humor zu verhandeln und nicht in Dystopie abzugleiten. Die globale Krise ja ist nicht neu sondern nur viel sichtbarer und näher an uns in Europa und der westlichen Welt rangerückt. Die einen wollen nun endlich handeln, die andern es partout nicht wahrhaben, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Zeiten strapaziert wo das geschlossene, entschiedene Handeln so eminent erscheint wie lange nicht mehr. Wir glauben beide an die Kraft des Positiven und der Glaube an Veränderung ist die Bedingung für den ersten Schritt. Und es werden aktuell an allen Ecken und Enden endlich große Schritte genommen das sollte man sich stets vor Augen halten.

In euren neuen 15 Tracks zeigt ihr euch vielseitiger denn je und baut sehr viele unterschiedliche Stilelemente über HipHop, Beats, Jazz und Soul Einflüsse und auch Spoken-Word Parts ein. Ist das für euch eher ein Gefühl der Befreiung oder setzt es euch gleichzeitig auch unter Druck so viele Stilrichtungen bedienen zu müssen?

Es ist für uns ganz natürlich, dass wir uns beim Kreieren neuer Musik und Songs komplett frei fühlen und ganz einfach wir selber sind – dadurch entsteht dieser bunte Mix der unsere Leben und unsere Zeit spiegelt. Für uns war das von der Musikindustrie befeuerte Schubladensystem nie zeitgemäss und es scheinen sich auch immer mehr junge Künstler*innen davon zu emanzipieren.

Veränderung bzw. ein Wandel bedeutet ja auch immer eine gewisse Verunsicherung und löst Ängste aus. Wie können wir uns Eurer Meinung am einfachsten von diesen Ängsten lösen und wirklich Veränderung anstoßen?

OY: Niemand ist frei von Angst aber die Angst ist unser größter Feind und meist hausgemacht. Wen man ein freies selbstbestimmtes und vor allem auch glückliches Leben führen will muss man sich seine Ängste bewusst machen und sich ihnen stellen, sonst wird man immer manipulierbar bleiben. Deshalb schüren populistische Politik und auch Religionen immer bewusst Ängste um Macht zu erlangen oder sie zu sichern. Auch kann man sich einfach mal fragen ob das was man als Glück definiert und anstrebt den wirklich sein eigener oder doch eher der Wunsch der anderen ist.

Wie waren denn bisher die Reaktionen auf Euer neues Album und geht es in die Richtung, wie ihr es Euch vorstellt Eure Vision mit uns zu teilen und umzusetzen?

OY: Es ist noch etwas früh dass zu beantworten aber wir hatten jedenfalls noch nie so gute Interviewfragen wie aktuell! LOL! Wir sehen das sehr realistisch – unser Beitrag ist klein aber wenn wir die Grenzen zwischen good und bad news mit unserer Musik etwas weichklopfen können und Mut zum Positiven verbreiten dann sind wir schon mehr als zufrieden. Ein Kritiker hat unser Musik auf World Wide We gerade mit einem indisches Frühlingsfest verglichen, trotz der Texte – damit können wir erstmal gut leben.

OY Release Tour 2023:
präsentiert von ByteFM & Musikblog
10.03. Zürich (CH), Bogen F
12.03. Bern (CH), bee-flat
15.03. Paris (FR), Le Hasard Ludique
24.03. Fribourg (CH), Fri-Son / with Emiliana Torrini
30.03. Berlin, Berghain Kantine
31.03. Hamburg, Häkken
13.04. Nürnberg, Desi
14.04. Stuttgart, Merlin
15.04. Leipzig, UT Connewitz
21.04. Stan (CH), Stanser Musiktage

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Leave a Reply Text

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bestätige, dass du kein Computer bist. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.