The Rifles
The Rifles das große Indie-Leben
The Rifles bringen mit „Big Life“ ihr nunmehr achtes Album raus. Warum Indie noch lange nicht tot ist.
Mein Gott, The Rifles hätte ich nun wirklich nicht mehr erwartet. The Rifles, das ist die vierköpfige Indie und Brit-Pop Band aus London, die meine Jugend mit Songs wie „Local Boy“ aufgemischt hat. Das ist die Band, die mich zu den besonderen Indie-Nächten hat tanzen lassen.
Wie an Puppen. Jetzt also ganz frisch zurück mit 18 neuen Songs, gepackt auf ein Doppel-Album. Aber mit dem Makel, dass sie wohl seltener für Radio-Interviews gebucht werden. Also zumindest bei den Radiostationen, in denen die Redakteure mit der Musik groß geworden sind. Das wären sie ihnen schuldig. Denn dort läuft neuerdings Electro-Pop, Soul-Pop, Synth-Pop. Alles jedenfalls außer klassischer Indie wie aus dem Jahr 2005.
Aber wer danach sucht, sucht vergebens. Denn die Redakteure sind mehr auf den heißen Scheiß von morgen aus. Den werden sie in The Rifles und ihrem neuen Album „Big Life“ nicht finden. Was sie aber finden werden ist eine Band, die Bock macht. Eine Band, die seit 13 Jahren das macht worauf sie selbst auch Bock haben und wofür sie stehen: Indie.
„Big Life“ ist eine solide Indie-Scheibe
Zehn Jahre nach ihrem ersten offiziellen Album-Release „No Love Lost“ kommt nun also das neue Werk. Den ersten Track „Groundhog Day“ habe ich mit großer Sehnsucht erwartet. Mir war vorher nicht klar, dass The Rifles eine neue Platte an den Start bringen. Die Musik kann man gefühlt auch nur den Fans vorspielen, die diese Musik auch kennen. Der Sänger Joel Stoker hält an der Intonation fest. Sie klingen wie vor 10 Jahren. Das ist aber auch gar nicht schlimm. Im Gegenteil, das gibt mir sogar einen gewissen Halt. Denn sie machen einfach weiter. Ganz egal. Hauptsache sie knüpfen da an, wo sie gerade stehen und in dem Sinn ist „Big Life“ eine Weiterentwicklung und eine Überraschung.
Die 18 Tracks sind allesamt unterschiedlich konzipiert. Mit „Numero Uno“ oder „Wall Around Your Heart“ sind sie wieder genau dort, wo sie davor auf den Indie-Bühnen stehen wollten. Klar ist die Frage berechtigt: Wo ist da der Fortschritt? Wo ist da die Weiterentwicklung? Gerade das ist ja das Traurige daran wenn man um Künstler hofft. Es muss nicht immer der volle Indie-Drive sein.
Nein es reicht auch etwas minimalistischer wie in „Young For A Day“. Manchmal hab aber auch ich den Eindruck, sie müssten es einem dann doch beweisen. Das macht die Musik auf Dauer etwas erwartbar(er). The Rifles sind genau die richtige Band, um anderen ein breites sommerliches Lachen abzuringen. „Big Life“ ist eine solide Indie-Scheibe. Es mag ja Fans geben, die mit dem alten Sound nicht mehr klarkommen. Mir ist aber eine Band wie The Rifles mit ihren 18 neuen Songs lieber, die genau so klingen wie vor 10 Jahren, nur etwas gesetzter. Als eine Band, die sich jedes Mal daran versucht sich zwanghaft neu zu erfinden.
Das Album erscheint am 19. August.
✪✪✪ (3 aus 5 Sternen)