Im Interview: Radio Haze zum neuen Album
Radio Haze im Interview – „Wir wollen aus dem bayerischen Käfig ausbrechen!“
Am 02. Mai ist es soweit und das neue Studioalbum der Abensberger Band Radio Haze erscheint. Das Soundkartell hat sich mit der BY-on Band über das neue Album unterhalten und präsentiert euch exklusiv vor dem Release zwei Titel in der Sendung. Wieso ihnen mit dem neuen Album endlich der Sprung über Bayern hinaus gelingen wird und was uns auf ihrem Album erwartet, erfahrt ihr jetzt hier exklusiv.
„Momentum“ heißt die neue Scheibe der Abensberger Band Radio Haze, die damit nun endlich auch weiter außerhalb von Bayern Fuß fassen möchte. Das wird ihnen hoffentlich mitsamt ihren elf neuen Titeln gelingen, denn das Album ist überaus gut geworden.
Ein bisschen fühlen wir uns in Titeln wie „Blame The Moonlight“ oder „Communication“ an die Titel der Berliner Band Gods Of Blitz erinnert. Schöne kantige Gitarrenriffs, die einem in Erinnerung bleiben und intelligente Texte sprechen dafür, dass es endlich soweit sein könnte, dass Radio Haze über Bayern hinaus bekannt werden kann.
Über ihre Heimat, das neue Album und eine der größten Ungerechtigkeiten, die ihnen begegnet ist, haben wir uns mit ihnen unterhalten.
Soundkartell: Ihr feiert in diesem Jahr siebenjähriges Bestehen und bringt jetzt am 02. Mai euer neues Album “Momentum” raus. Wie sieht euer persönlicher Rückblick bis in das Jahr 2007, bis heute aus?
Inwiefern ist der Titel “Momentum” bewusst so gewählt worden? Nimmt er eine gewisse Retroperspektive ein?
Radio Haze: “Ehrlich?? 7 Jahre schon?! Meine Güte, wie die Zeit vergeht haha…
Angefangen als Studioprojekt mit der EP „Vitamin R“ waren die Songs bis einschließlich „Mycelium“ größtenteils für zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Orgel konzipiert, was aber mit Problemen in der Live-Besetzung verbunden war. Deshalb ging es eigentlich erst ab „The Growth“ (2010) mit mehr Live-Konzerten und als Trio los. Aus der kleinen Besetzung ergaben sich dann auch vermehrt Unplugged Shows, weshalb wir uns 2011 im Keller eingesperrt und im Jahr darauf „The Psychoustic Sessions“ veröffentlicht haben. Zusätzlich haben wir in dem Jahr aufgrund vielfacher Nachfrage die beiden ersten CDs neu gemastert und zusammen auf einer Scheibe rausgebracht.
Das neue Album „Momentum“ erschließt sich durchaus als Fortsetzung und neuer Schwung gegenüber unseren Wurzeln (Vitamin R + Mycelium) und dem Wachstum über die Jahre (The Growth + TPS), wobei der Titel ebenso einen persönlichen Stellenwert hat.”
Soundkartell: Wie bewusst nimmt man den Prozess einer Veränderung innerhalb einer Band so rückblickend wahr? Sagt man sich nicht bei einer neuen Albumproduktion: “Wir sollten doch wieder so klingen wie beim ersten Album…”
Radio Haze: “Naja, eine allzu große stilistische Veränderung gab es bisher eigentlich nicht. Auf den ersten beiden Scheibe haben wir ein wenig mehr rumgespielt und uns noch nicht so sehr mit Song Arrangements beschäftigt, da ja alles für eine Besetzung mit zusätzlicher Gitarre und Orgel geschrieben war. Bei der letzten und speziell bei der neuen LP haben wir mehr darauf geschaut, wirklich wie eine 3-Mann Kombo zu klingen, zudem sind vielleicht die Stoner Einflüsse etwas markanter. Der akustische Ausflug mit den Psychoustic Sessions war im Grunde genommen auch nichts wirklich neues, da wir ja bis zu dem Zeitpunkt am Ende jeder CD auch immer einen psychedelisch- akustischen Song hatten.
Somit kann man schon sagen, dass wir unserem Sound sehr treu bleiben.” 😉
Soundkartell: Eure Titel könnt ihr gewissermaßen sowohl akustisch wie auch voll verzerrt wiedergeben. Inwiefern erleichtert einen das auch innerhalb der Spielweise auf ein bestimmtes Publikum eingehen zu können (Wohnzimmerkonzert vs. größere Konzerthalle)?
Radio Haze: “Also alle Titel können wir akustisch nicht umsetzen, aber bei vielen klappt das ohne größeren Aufwand ganz gut, sodass die Songabläufe und Riffs ähnlich bleiben und wir auch unplugged mal ein 2 Stunden Set spielen können. Wir haben aber auch schonmal vollelektrisch in einem Wohnzimmer gespielt, das war allerdings eine ziemlich große und heftige WG-Party, haha!”
Soundkartell: Welche Erwartungen setzt ihr in euer neues Album?
Radio Haze: “Mit dem neuen Album wollen wir natürlich viel mehr Leute auf uns aufmerksam machen, die sich für diese Art von Musik interessieren. Außerdem wollen wir Leuten die uns schon kennen ein geiles Stück Musik kredenzen und ihnen zeigen, was sich bei uns seit den Anfangstagen getan hat! Wir sind voll auf zufrieden mit dem Gesamtpaket und hoffen, dass die Fans das auch so sehen.
Zusätzlich wollen wir mit der Vinyl Version (die dynamischeres, audiophileres Mastering vorweist) und einem kurzen Aufruf in der CD, den Leuten und der Musikindustrie aufzeigen, dass man sich für’s Musikhören auch mal bewusst Zeit nehmen sollte, in einer Zeit, in der viele Musik nur noch als leblose, tot-komprimierte Hintergrundbeschallung wahrnehmen (oder teilweise eben sogar NICHT mal mehr wahrnehmen…). Quasi unsere Antwort auf den derzeit vorherrschenden „Loudness War“.”
Soundkartell: Beschreibt doch mal kurz worum es in zwei Titeln der neuen Platte “Momentum” geht.
Radio Haze: “In „Communication“ geht es um den Umgang mit modernen Medien. Jeder ist immer und überall erreichbar und hat die Möglichkeit, sich jederzeit zu jedem Thema oder Gefühlslagen zu äußern – ob es einen anderen interessiert oder nicht. Diese Entwicklung ging rasend schnell von statten. Sehr viele Menschen haben sich fast schon ein Zweitleben im Internet aufgebaut. Alles muss geteilt werden – ob wichtig oder nicht. Man macht sich immer weniger Gedanken über das, was man mitteilt und wem man es mitteilt, ist sich vielleicht auch nicht darüber im Klaren, dass man viel mehr Menschen erreichen kann. Das alles kommt uns mehr und mehr vor wie ein weißes Rauschen aus Informationen und es ist verdammt schwer, die wichtigen herauszufiltern. Das Zitat „In a world that is too loud every single word is just another sound. People drowning in white noise, slowly losing their own voice.“ spielt gleichzeitig auch auf das bereits oben genannte Loudness War Problem an.
Im Titelsong „Momentum“ geht es um das Älterwerden. Jeder sieht sich irgenwann dem Phänomen ausgesetzt, dass, je älter man wird, die Zeit die man hat, immer schneller zu vergehen scheint. Gerade noch ein Kind gewesen und dann der gesellschaftlichen Wildniss preisgegeben. Man macht sich über Dinge Gedanken, die einem vor ein paar Jahren noch nicht mal in den Sinn gekommen wären. Auf dem Weg durch das Leben zieht viel an uns vorbei, Menschen die einst wichtig waren, schöne oder schlimme Erlebnisse, Fehler die man gemacht hat und je älter man wird, desto mehr Fahrt scheint das alles aufzunehmen. Dann macht man sich eben Gedanken, vieles tut einem Leid, nicht alles ist gut ausgegangen und man denkt auch daran, ob man zum Beispiel Menschen, die man enttäuscht oder verletzt hat irgendwann vielleicht wiedersieht.”
Soundkartell: Welche war bis heute, die größte Ungerechtigkeit, die ihr euch als Band aussetzen musstet?
Radio Haze: “Haha, das ist eine schwierige Frage…
Vielleicht, dass Biffy Clyro und nicht wir vor den Foo Fighters im Wembleystadion eröffnen durften 😉
Oder, dass wir wohl nie mit Led Zeppelin auf der Bühne stehen können…”
Soundkartell: Die Releaseparty findet am 02. Mai nicht in eurer Heimat, sondern in Leipzig statt. Wie kam es dazu und wie stark wollt ihr mit eurem dritten Album noch mit eurer Heimat verwurzelt bleiben oder wollt ihr den Schritt über Bayern hinaus nun auf Dauer wagen?
Radio Haze: “Das am 2. Mai ist nicht unsere offizielle Release-Party, sondern eine Support Show für die „Blues Pills“. An dem Tag erscheint zwar offiziell das Album, aber unsere eigentliche Party dazu steigt am 10. Mai im Gleis 1 unserer Heimat Abensberg, mit der wir natürlich nach wie vor stark verwurzelt bleiben wollen, da wir hier unsere eingeschworene Fanbase haben und Wurzeln im Allgemeinen ja für Ursprung stehen und uns den nötigen Halt geben. Wenn wir unsere Fans hier nicht hätten, gäb’s uns schon lange nicht mehr! Dennoch streben wir mit der neuen Scheibe definitiv einen Ausbruch aus dem bayerischen Käfig an, den wir in den letzten 2-3 Jahren von oben bis unten ziemlich abgegrast haben. Deutschland hat ja schließlich noch weitaus mehr Publikum zu bieten und da kommen uns ein paar Shows mit den Blues Pills ganz gut zu Hilfe. Mit denen werden wir auch am 5.5. unsere erste Show im Ausland (Salzburg, Österreich) spielen.“
Soundkartell: Euer größter Wunsch für das Jahr 2014.
Radio Haze: “Unser größter Wunsch für 2014 ist eigentlich ganz simpel und unbestimmt: Möglichst viel positive Resonanz auf das neue Album „Momentum“, sodass uns vielleicht für die Zukunft wieder ein paar Türen geöffnet werden.” 😉
Vielen Dank für das Interview Jungs!