Knackige 52 Minuten mit Homeshake
Homeshake live in Hamburg
Nele war letzte Woche bei Homeshake im Molotow. Wie das war, erfahrt ihr hier.
Homeshake – ein Abend voller ungeplanter Überraschungen, Schicksalsschlägen und genereller Verwirrtheit.
Ungeplant und überraschend, treffender kann man wohl den Abend nicht bezeichnen, die Peter Sagar, seine drei Boys und moi letzten Freitag im Molotow verbracht haben!
Hach ja, das Molotow. Ein für mich bis dato unbekannter Ort, von dem ich bisher immer nur die wildesten Geschichten gehört habe. Der letzte Freitag hat mir dies nur bestätigt – verruchte, zwielichtige Gestalten, die Luft voller Gras und obwohl das Ding echt überschaubar is’, ging mein Orientierungsinn nach drei Minuten flöten. Dies könnte aber auch an meiner Nachtblindheit oder an all den Dämpfen gelegen haben. Letzteres ist gar nicht mal so abwegig.
Leben am Limit
Da wir von unseren lieben Freunden bereits per Textnachricht benachrichtigt wurden, dass die Vorband KNOWSUM schon mal aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen leider verhindert war, sind wir auch erst gegen 21 Uhr dorthin gestratzt. Fataler Fehler, denn das kleine, feine Molotow war bis zum Rand gefüllt mit Menschen. Meiner verschwommenen Erinnerung nach zu urteilen, stapelten diese sich bereits hochkant (Obacht, Dämpfe)… Wir konnten gerade so die Tür aufmachen und schwupp, standen wir auch schon in der Menge, dicht vor der Bühne. Kuscheln war angesagt. Ein Hoch auf den Zwiebellook und unter der Jacke geschmuggeltem Wegbier. Obwohl die Bar keine drei Meter entfernt war, musste man wenigstens 20 Minuten einplanen, um von A nach B zu kommen… Bier holen in einer Hotbox, das Molotow wurde kurzerhand zum Endgegner.
Mariah Carey meets Anglerhut
Kaum waren wir da, ging es auch schon los! Peter Sagar und seine drei Boys, einer interessanter als der andere. Anscheinend sind Anglerhüte wieder voll im Kommen, doch Hingucker des Abends war tatsächlich Sagar – mit Mariah Carey Shirt und Jeans, die Taschen am Ende der Hose hatten. Unten über den Schuhen. Jawohl, meine Lieben – über den Schuhen! Sein Hang zu verkrachter Mode is’ aber auch schon alles, was mir an diesem Abend positiv in Erinnerung blieb (so, und nu’ werd’ ich die Anstandspauke halten, macht Euch bereit)…
Ein Leben nach Homeshake
20 Uhr sollte das Konzert nämlich eigentlich schon losgehen, na gut, Vorband war nicht da, 21 Uhr is’ auch ok… Doch anstatt den tragischen Verlust ihrer Vorband mit spritzigen, feuchtfröhlichen Zugaben wieder wett zu machen, verbrachten die Jungs genau knackige 52 Minuten on stage, mit einer Larifari-Haltung, die erst für Verwunderung, dann für Trauer und schlussendlich für Enttäuschung bei den Fans sorgte. Die Stimmung war anfangs eigentlich ganz schnuckelig, alle freuten sich auf die Band, auf einen entspannten Abend, was nich’ zuletzt durch sämtliche Dämpfe unterstützt wurde… Die Jungs verspielten sich zwei, drei Mal – auch egal – aber nach gefühlten drei Songs kündigte Sagar an, dass es sich um die letzten zwei Songs handle und sie sich dann in die Hamburger Nacht verdrücken werden, ohne Zugabe, ohne alles. Wir schmunzelten.
Nichts mit Schmunzeln
Doch er meinte es todernst. Wir waren sprachlos, zumal wir gerade erst mit der zweiten Flasche Bier angefangen hatten. Ein ziemlich arroganter Abgang – den ganzen Abend über wirkte es so, als ob ihnen alles so’n bisschen gleichgültig wäre. Na gut, vielleicht waren sie einfach nur hart breit, das würde es zumindest ein bisschen entschuldigen und vor allem auch erklären! Aber es war gerade mal 22 Uhr an einem Freitagabend, niemand wusste, was er nu’ noch mit sich anfangen sollte, im Publikum sah man nur fragende, verwirrte Blicke, alle standen verdutzt herum, es roch nach Enttäuschung gemischt mit Gras… Eine ganz, ganz furchtbare Mixtur!
Unsere Truppe entschied sich also prompt dafür, den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen zu lassen. All in all – ein gelungener Freitag! Und dazu haben eben auch Homeshake ihren Beitrag geleistet. Als Vorspeise sozusagen. Das WarmUp für einen stimmungsgeladenen Abend! Wer am Freitag allerdings die gute Laune einzig und allein von Sagar und Konsortien abhängig machte, flog auf’s Näschen… Und das, obwohl Homeshake eigentlich ein Musikprojekt ist, welches auf die ganz Lässigen unter uns zugeschnitten wurde. Auf die, die ihre Seele baumeln lassen wollen und ihre Psyche auf die Suche nach sich selbst schicken. Is’ schon blöd, wenn die Homeshake-Mediation-Session dann bereits nach 52 Minuten vorbei is’, man halb aus seiner Traumwelt gepflückt wird und sich wieder mit der eiskalten, knallharten Realität befassen muss. Brrrh. Sagar, Du hättest Deine Fans ruhig sanfter in die Nacht entlassen können!