Interview: YATWA
YATWA Interview über neues Album „Parallel Lines II“
YATWA haben bereits am 19. April ihr zweites Studioalbum „Parallel Lines II“ herausgebracht. Die Wiener haben es sich in der Szene bereits bequem gemacht und haben bislang mit ihren energetischen Konzerten auf sich aufmerksam gemacht. Nicht umsonst fällt mitunter auch ihr Name, wenn es darum geht die beste Live-Band des Landes auszumachen. Das zweite Album ist rundum gelungen und sie sind deutlich reduzierter unterwegs. Sie brauchen weniger ausufernden Sound und dafür mehr Cleverness im Songwriting. „Easier“ lädt uns dazu ein wieder in dieses Indie-Nest zu fallen und dazu tanzen kann man allemal. Wobei dieser Schein der puren Happyness auch täuschen kann. Darüber sprechen wir mit der Band ausführlicher in diesem Interview zum neuen Album.
Unsere Tanz-Songs sind eigentlich auch alle überhaupt nicht happy, wenn man mal auf die Lyrics hört.
Der Titeltrack eures neuen Albums „Parallel Lines II“, „Welcome to adulthood. Welcome to the closet“, scheint eine interessante Entwicklung eurer Band zu symbolisieren. Könnt ihr uns mehr über die thematische und kreative Inspiration hinter diesem Song und dem Album im Allgemeinen erzählen?
YATWA: “Eines der (wenigen) Dinge, die sich bei vielen YATWA Songs textlich durchziehen, ist ein gewisser Hang zur “Vielstimmigkeit”; will heißen, es gibt jetzt nicht eine Person oder eine Perspektive, die den Song erzählt, sondern Valentin (Sänger) wechselt zwischen verschiedenen Rollen und Ebenen hin und her. Das ist auch bei Parallel Lines, dem Lied, so. Das “Welcome to Adulthood” hat einerseits ein bisschen was von einer Reflexion auf die eigene, momentane Situation nach dem Debütalbum: Wir sind damit überraschenderweise nicht über Nacht berühmt geworden und das passt auch so. Andererseits spricht den Satz im Intro auch eine Figur, die jemand zu einem Acid Trip überreden will und so in eine Form des Erwachsen-Seins einführt. Parallel Lines war auch der erste Song, den wir nach dem Debütalbum aufgenommen haben und wir fanden den so gelungen, dass er dann zum Titel-Track auserkoren wurde.”
Euer Sound hat sich von eurem manisch-extrovertierten Debütalbum „KATAUNA KATA“ zu einem reduzierteren und introspektiveren Stil entwickelt. Wie habt ihr diesen künstlerischen Wandel erlebt und was hat euch dazu bewogen, euch in eine solche Richtung zu entwickeln?
YATWA: “Als wir die Aufnahmen für das erste Album gemacht haben, wussten wir einfach wirklich nicht, wie man “richtig” Pop-Musik macht, also was ist ein*e Produzent*in , wie Songaufbau gestalten etc. Wir haben einfach gemacht und alles war etwas ungeordnet; deswegen hat die alte Platte -die wir immer noch sehr lieben- mehr einen Mix-Tape Vibe. Für Parallel Lines II war da schon ein bisschen(!) mehr Konzept vorhanden. Obwohl die Songs schon immer noch sehr divers sind, hält sie vor allem der Sound zusammen und macht das ganze irgendwie stimmig. Blöd gesagt, sind wir einfach auch etwas professioneller geworden im Laufe der Zeit. Ob das was Gutes ist, sei den Hörer*innen überlassen, aber für uns war das der logische Schritt, das Album dann so zu gestalten.”
„Parallel Lines II“ wird mit Bands wie Smashing Pumpkins, HAIM und The Strokes verglichen. Wie fühlt es sich an, solche Vergleiche zu hören, und welche Einflüsse haben diese Bands möglicherweise auf eure Musik?
YATWA: “Am offensichtlichsten wäre ja eigentlich Blondie, weil die auch ein Album “Parallel Lines” haben, aber das haben wir eigentlich erst irgendwann später erfahren. Die Strokes vor allem waren schon seit den Anfängen im Elternkeller ein großer Einfluss, wobei “Einfluss” vielleicht das falsche Wort ist. Das -oder z.B. Arctic Monkeys- hat das Grundgerüst dafür geliefert, wie Musik zu klingen hat. Wobei das neue Album jetzt eigentlich gar nicht so Strokes-mäßig klingt und Smashing Pumpkins und HAIM finden wir auch sehr gut, aber uns fällt es wirklich schwer, unsere Musik da genauer in der Stil-Landschaft zu lokalisieren. Wir haben einfach keine musikalischen “Vorbilder” in dem Sinn.”
Eure Songs auf dem neuen Album scheinen eine breite Palette von Emotionen und Themen anzusprechen, von Hoffnung bis hin zu introspektiver Melancholie. Wie habt ihr die Songauswahl für „Parallel Lines II“ getroffen, und welche Botschaft möchtet ihr den Hörern
mit dieser Auswahl vermitteln?
YATWA: “Ja, diese Bandbreite ist wohl eine Stärke des Albums, aber für die Vermarktung gar nicht so ideal, weil es schwer ist, das alles unter einen thematischen Hut zu bringen, bzw. da eine klare Botschaft herauszuhören. Das können wir nicht, weil der ganze Schaffensprozess natürlich sehr stark mit unserem Alltag verwoben ist und der gestaltet sich selten eindeutig. Die “Message” der Songs ist dann oft eher zwischen den Zeilen vorhanden.”
Die Tracks „Easier“, „Marvin Morser“, „F:eel“ und „Fraud“ laden zum Tanzen ein, während „Good at Dying“ und „Fiebertraum“ eine tief berührende Atmosphäre schaffen. Könnt ihr uns etwas über den kreativen Prozess hinter der Produktion dieser Songs und die Emotionen
dahinter erzählen?
YATWA: “Viele Menschen stellen sich wahrscheinlich vor, dass dem Schreiben von so melancholisch-berührenden Songs, wie “Fiebertraum” z.B. dann auch so ein melancholisch-emotionaler Schaffensprozess vorangeht, aber eigentlich gibt es da beim Machen gar keinen Unterschied zu so happy Songs. Da ist die Herangehensweise sehr ähnlich. Und unsere Tanz-Songs sind eigentlich auch alle überhaupt nicht happy, wenn man mal auf die Lyrics hört. “Easier” z.B. startet ja mit der Zeile “You’re called a worthless piece of shit”. Wir haben irgendwie wenige Texte, die eine klare Richtung angeben, sondern bestehen immer auf eine gewisse Ambivalenz.”