Interview: Nola Kin

Nola Kin über ihre EP „Mayhem“ im Interview

Nola Kin spricht im Interview über ihre EP; Fotocredit: Andrin Fretz

Nola Kin therapiert sich mit dem Schreiben ihrer neuen Songs zur EP „Mayhem“ selbst. Irgendwann war sie es sich selbst leid. All die Ängste und Unsicherheiten bremsten sie aus. Sie konnte nicht so sein, wie sie sich es gewünscht hat. Deswegen musste sie diese Songs schreiben. Innerlich ging es ihr dabei gar nicht gut. Es herrschte pures Chaos. Der Titelsong entstand in einem Rutsch und somit war die Idee und der Spirit dieser EP geboren. Damit konnte Nola Kin endlich loslassen und sie selbst sein.

„Beziehungen sind komplex, oft herausfordernd und beeinflussen alle von uns auf vielfältige Weise.“

Die EP beinhaltet fünf Tracks und so richtig sommerliche Musik ist das nicht. Es ist eher stürmisch und halsbrecherisch. Nola Kins Stimmgewalt ist dabei ausschlaggebend, dass alles so klingt, wie es klingt. Rau, nahbar, sehr roh, intim und persönlich. So entsteht ein Mix aus Indie-Folk, Country, Americana und klassischen Singer-Songwriter-Elementen. Ihr Produktions-Alltag sah so aus, dass sie Spaziergänge durch die Berge in der Schweiz machte. Nachts wurde sie dann aktiv und schrieb die Songs. Sechs Monate und etliche Besuche bei ihrer Mutter in den Bergen später stand das Grundgerüst der EP. Die Band kam dazu und es wurde alles eingespielt.

Im Interview sprechen wir mit der Musikerin über den Entstehungsprozess, die Heilung in ihr selbst und über den Genre-Mix in ihren Songs.

Nola, deine EP „Mayhem“ wurde als eine Art Therapie beschrieben, die sich mit innerem Chaos und dem Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten befasst. Könntest du uns mehr über den Entstehungsprozess deiner Songs erzählen und wie persönlich diese Erfahrung für dich war? Wie viel musstest du von dir preisgeben?

Nola Kin: „Ich hatte für diese EP viel Zeit zum Schreiben und auch viel Zeit über das Leben und über mich nachzudenken. Diese Zeit der Selbstreflexion ließ mich tief in die Komplexität meiner Gedanken und Gefühle eintauchen. Der erste Song, den ich in dieser Zeit schrieb, war „Mayhem“. Ich hatte diese Zeile „packing up my suitcase, after quite a while now“, die mich dazu inspirierte, darüber zu schreiben, wie ich mich von den Gedanken, die mich zurückhalten, und dem Chaos in meinem Kopf, befreien kann. Es wurde eine Art persönliches Zeugnis dafür, das zu verfolgen, was ich wirklich will, ohne Angst vor Dingen zu haben, die sich meiner Kontrolle entziehen. In allen Songs geht es um dieses „Chaos“, um Glaubenssätze, Muster, Ängste, Zweifel und den Versuch diese zu erkennen, anzunehmen und versuchen sie umzuwandeln.“

Die EP scheint eine intensive Zeit in den Bergen der Schweizer Region Flims widerzuspiegeln, wo du zusammen mit deinem Hund Monti warst und während ausgedehnter Spaziergänge und nächtlicher Schreibsessions das Kernmaterial für „Mayhem“ geschaffen hast. Wie hat die Umgebung diese kreative Phase beeinflusst und wie wichtig war es für dich, diesen Ort der Ruhe und Inspiration zu haben? Würdest du das gegen nichts in der Welt austauschen?

Nola Kin: „Dieser Ort ist für mich wie ein zweites Zuhause, doch weit weg vom Trubel der Stadt und eingehüllt in die Natur. Wenn ich mich in den Anfangsphasen der Kreativarbeit befinde, ziehe ich mich oft dorthin zurück, um den richtigen Mindset für Kreativität zu finden. Dafür ist es wichtig, im Kopf Platz zu schaffen und möglichst wenig Ablenkung zu haben. Die täglichen Spaziergänge helfen mir dabei, tiefer in meine Gedanken einzutauchen und Dinge besser zu verstehen. Ich denke diese Bedingungen erleichtern es, Kreativität zuzulassen und ich bin extrem dankbar um diesen Ort.“

In deinen Songs mischst du einige Genres wie Indie-Folk, Soul, Country und Americana und die Inspiration von Künstler:innen wie Blake Mills, Bon Iver und Dijon hört man geradezu heraus. Wie hast du deine persönlichen musikalischen Einflüsse in die Songs von „Mayhem“ integriert, um einen einzigartigen Sound zu schaffen?

Nola Kin: „Was diese Künstler für mich verbindet, ist diese rohe Authentizität, die mich immer wieder auf emotionaler Ebene überwältigt. Es ist die Art und Weise, wie sie mit Klängen spielen und diese einzigartigen Sounds formen, die tief in mein Inneres vordringen. Es hat auch immer etwas Zerstörerisches drin, viel zerren und kratzen und Übersteuerung, was in mir enorm viel Emotion auslöst. Ich glaube jedes Wort und jeden Ton, es zerreisst mich und heilt mich gleichzeitig. Mein grosses Ziel ist es, die Emotion jedes Songs in jedem einzelnen Ton einzufangen und zu vermitteln.“

„Mayhem“ fühlt sich an wie eine überwältigende und immersive Erfahrung, besonders durch deine kraftvolle Stimme und dein einzigartiges Gitarrenspiel. Welche Bedeutung hat für dich das Zusammenwirken von Texten, Melodien und Instrumentierung, um eine solche emotionale Wirkung zu erzielen? Sind das einmalige Gelegenheiten, die dich das entstehen lassen?

Nola Kin: „Ich glaube es ist wichtig, dass der Song auch ganz roh, nur mit Stimme, funktioniert und die Emotion transportieren kann, die er transportieren soll. Die Instrumentierung dient dann als Verstärkung dieses Gefühls und ist für mich genauso entscheidend. Hierbei gilt dasselbe Prinzip wie zuvor beschrieben: Jeder Ton, jedes Instrument soll dazu dienen, dieses Gefühl einzufangen und zu verstärken.“

Die EP endet mit dem Song „Remnant“, der von einer Rückkehr zur Freundschaft handelt und die Vielschichtigkeit von Beziehungen erforscht. Was möchtest du mit dieser letzten Nummer den Hörer:innen mit auf den Weg geben, und wie siehst du persönlich die
Bedeutung von Beziehungen und Veränderung in deiner Musik?

Nola Kin: „Beziehungen sind komplex, oft herausfordernd und beeinflussen alle von uns auf vielfältige Weise. In «Remnant» ist das, was von einer Beziehung übrigbleibt, mehr als das, was verloren ging. Der Song soll ein Gefühl der Hoffnung und Positivität vermitteln. Der Song entfaltet sich sanft und kulminiert in einem mächtigen und mantraähnlichen Ende, das die Zuhörer*innen schwebend und in diesem Gefühl zurücklassen soll.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Leave a Reply Text

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bestätige, dass du kein Computer bist. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.