Interview: To Athena

To Athena im Interview über ihr neues Album „The Movie“

To Athena im Interview über ihr neues Album „To Movie“; Fotocredit: Ben Flumm

Es ist doch so, dass wir uns schon manchmal fragen, ob wir uns in einer Art Film befinden. Und wenn ja, wie absurd dieser Film eigentlich ist. Angenommen wir wären jetzt im Kino, dann könntest wahrscheinlich kaum zusehen. Genau dieser Thematik widmet sich die Songwriterin To Athena. Sie versucht in ihrem Album „To Movie“ die Fragen zu beantworten, welche Rolle man darin eigentlich spielt. Ist man eher Statist oder sogar die Hauptrolle? To Athena textet auf Schweizerisch und Englisch. Und sie pendelt darin in ihrer eigenen inneren Psyche. Eine gigantische Ohnmacht, die sie zu erschlagen droht. Die Musikerin würzt ihre Songs mit Ironie und Zynismus. Und setzt so die Songs wieder in Relation mit unserer eigenen Wahrnehmung.

Die eigenen, inneren Probleme dürfen neben den grossen, äusseren auch Platz haben

Pop gemixt mit einer großen Portion Lyrik. Sehr reflektiert und trotzdem hat sie sich die Momente herausgenommen um ihrem Pop einen glitzernden Anstrich zu verpassen. Wir wollen etwas ausführlicher mit ihr über ihr neues Album sprechen. Es geht nun um „The Movie“ und wie die Songs diesen oben beschriebenen Film umreißen können.

Mit “The Movie” veröffentlichst du dein zweites Studioalbum. Du tauchst dabei in dein Inneres noch tiefer ab und versuchst die Zusammenhänge zu verstehen. Was war dabei beim Prozess, die neuen Songs zu schreiben, einerseits die größte Überraschung und welches Geheimnis blieb dir verwehrt?

To Athena: „Die größte Überraschung beim Schreiben der Songs war wohl, dass ich feststellte, dass die Lösungen für viele meiner Probleme buchstäblich in meinen eigenen Liedern versteckt waren. Das klingt von aussen vielleicht logisch, für mich war das aber ein richtiges Aha-Erlebnis . Ich habe auch erkannt, dass die Vergangenheit oft immer noch ihren Stempel auf unsere Gegenwart drückt, und das hat mich neugierig gemacht. Ein weiterer Gedankenblitz war, wie ohnmächtig man sich angesichts der globalen Lage fühlen kann. Vor allem wenn man aus reiner Willkür an einem so privilegierten Ort der Erde auf die Welt gekommen ist, wie wir es sind. Da fühle ich mich oft irgendwie schlecht oder gar schuldig. Es ist daher so unglaublich wichtig, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und informiert zu bleiben. Und sich dabei aber auch nicht zu sehr überrollen zu lassen oder gar den Humor zu verlieren. Die eigenen, inneren Probleme dürfen neben den grossen, äusseren auch Platz haben. Wenn alles inklusive man selbst nur noch in einer trüben, düsteren Suppe schwimmt, kann man irgendwie auch
niemandem helfen. Leider habe ich trotz aller Überlegungen die Lösung für die globale Lage noch nicht gefunden, aber ich bleibe dran!“ 😉

Deine neuen Songs befassen sich mit der Thematik, dass wir uns alle in einer ganz besonderen Rolle unseres eigenen Films befinden. Wie oft würdest du dir wünschen, dass dein Leben manchmal einfach nur eine simple Sachgeschichte ist?

To Athena: „Ich erinnere mich gut an die alten Zeiten, als meine größte Sorge darin bestand, welches Eis ich am besten genießen sollte. Das Leben war damals so unbeschwert wie ein Kinderbuch. Aber ehrlich gesagt, ein solches Leben wäre auch ein wenig langweilig. Gerade die Turbulenzen und Herausforderungen machen unser Leben ja gerade zu einem Blockbuster. Dennoch, wenn es um diesen verrückten Film geht, in dem unsere Welt gerade steckt, wünsche ich mir manchmal, dass es einfach ein Happy End gibt, ohne die ganzen Nebenhandlungen, Schurken, Horrorszenarien und Tragödien. Ein Sonntagnachmittags-Familienfilm wäre meine Wunschbeschreibung für den Film unserer Welt.“

Inwiefern spiegeln deine Songs auf “The Movie” somit einzelne Kapitel dieses eigenen Films wieder? Hilft dir hier besonders der Einsatz der Streicher?

To Athena: „Es gibt einige persönliche Stationen auf dem Album, die behandelt werden. Dabei geht es oft darum, was wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen können. Manchmal ist das leider zu wenig, aber in anderen Fällen können wir aus vergangenen, unschönen Erfahrungen neue Energie für eine schönere Gegenwart schöpfen. Die Streicher-Klänge helfen mir dabei, alles mit der nötigen Prise Emotion zu würzen. Streichinstrumente sind für mich so etwas wie eine Brücke zwischen
Gesang und Instrumenten. Ihr Klang ist so organisch und öffnet bei mir irgendwie direkt die Tür zu meinen inneren Empfindungen. Das hilft sicherlich bestimmten Songs, das Gefühl, das ich beim Schreiben hatte, noch zugänglicher nach außen zu tragen.“

Kannst du uns einmal aufzeigen wie man “Größenwahnsinnigkeit” musikalisch umsetzt? Der Titelsong hätte meiner Meinung nach eine solche Theatralik…

To Athena: „Ich glaube, hier gibt es nur eine Regel zu beachten: Und das ist die Regel, dass es keine Regeln gibt. Ich habe alle Songs zusammen mit Linus Gmünder produziert, und dabei haben wir einfach gemacht, worauf wir gerade Lust hatten. Von Tiergeräuschen bis hin zu Tango-Intros war alles erlaubt. Ich denke, genau das verleiht einigen Songs diesen besonderen „Schalk“, der den eher schweren Themen die notwendige Leichtigkeit und Ironie verleiht. Das ist zum Beispiel bei „Spinning“ oder „The Movie“ gut hörbar. 
Ich habe für mich herausgefunden, dass manchmal Mehr, Mehr sein darf. Aber nur wenn gleichzeitig auch mal Weniger, Mehr sein darf. Die Inspiration aus der goldenen Ära Hollywoods, wo oft mehr Schein als Sein zählte, hat uns sicherlich dazu angeregt, bei diesem Album jede noch so verrückte Idee und Theatralik auszuprobieren und erst zu einem späteren Zeitpunkt zu bewerten.“

Als du mit dem Swiss Music Award ausgezeichnet wurdest, welche Türen öffneten sich da für dich, die vorher eher verschlossen waren und inwiefern ist die Erwartungshaltung deinen neuen Songs dafür umso größer?

To Athena: “ Der Swiss Music Award war wirklich eine große Überraschung. Auf meiner Wunschliste stand ein solcher Award wirklich nie, da meine Musik eher abseits des Mainstreams angesiedelt ist. Daher war ich umso erstaunter, als ich tatsächlich einen Swiss Music Award gewonnen habe. Dadurch öffneten sich ein paar Türen, aber ich musste zweimal darüber nachdenken, ob ich wirklich durch jede dieser Türen gehen wollte. Mit zunehmender Sichtbarkeit eines Projekts, projizieren auch immer mehr Menschen ihre eigenen Träume und Vorstellungen auf dich. Daher war es für mich wichtig, mich selbst nicht aus den Augen zu verlieren und klar zu wissen, was ich tun und was ich ablehnen möchte. Der Swiss Music Award war ein wertvoller Moment, um diese Erkenntnis zu festigen und meinen eigenen Idealen treu zu bleiben. Er hat mir gezeigt, dass man Sichtbarkeit erlangen kann, selbst wenn man in einer Nische agiert und dem Mainstream fernbleibt. Die Erwartungshaltung bezüglich meiner neuen Songs hat sich eigentlich nicht verändert. Ich weiß, dass meine Musik nicht von allen gefeiert wird und das ist in Ordnung. Mein Es ist mir viel wichtiger, dass ich selbst hinter meinen Songs stehen kann, ganz unabhängig davon, wie sie von anderen aufgenommen werden. Wenn es Menschen gibt, die meine Musik mögen und hören möchten, ist das dann umso schöner. Der Award hat allerdings meine Bubble und Reichweite vergrößert, und somit haben noch mehr Menschen die Möglichkeit, meine Songs zu entdecken und selbst zu entscheiden, ob sie sie mögen oder nicht. Das ist definitiv ein schöner
Nebeneffekt dieses Awards.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Leave a Reply Text

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bestätige, dass du kein Computer bist. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.