Im Interview: Pohlmann

„Über Musik zu reden ist wie zu Architektur zu tanzen“

Pohlmann gastiert in München; Credit: Muffatpresse

Pohlmann gastiert in München; Credit: Muffatpresse

Das Soundkartell hat sich mit dem Singer-Songwriter Pohlmann getroffen. Dabei haben wir uns ausgiebig über sein neues Album, seine Veränderungen und über den Sinn des Lebens unterhalten. Das ganze Interview jetzt hier exklusiv.

Soundkartell: Auf deinem vierten Album hast du deinen Sound ja komplett geändert. Du tüftelst beispielsweise jetzt viel mit elektronischen Beats herum. Wie müssen wir das für dich als Künstler sehen, dass das der richtige Schritt deiner Musikerlaufbahn war?

Pohlmann:
(überlegt recht lange) Logische Konsequenz…ist schwer zu sagen, weil es gibt für mich keine Logik innerhalb dessen, was man jetzt als nächstes macht. Es ist immer das, wo einen das Gefühl hin treibt. Und so wie ich Musik höre, das ist so unterschiedlich und ich finde Bands geil mit elektronischen Einflüssen, die den Rock`n Roll aber nicht verlassen. Oder Blues nicht verlassen. Irgendwo bei Fink hab ich mal das Gefühl, dass man da mit Loops arbeitet und auch mit dem Blues halt. Und das finde ich total wichtig. Ich glaube, dass wir den Singer-Songwriter immer noch irgendwie drin haben, aber wir haben halt weitere Elemente mit hinein genommen, um selbst auch mal neue Erfahrungen zu machen mit Sounds und sich eben nicht immer im gleichen Ding zu wuseln und das enorm Spaß gemacht. Da waren teilweise auch große Fragezeichen, denn es gab zwei Nummern, die ich gar nicht geil fande, von der Bearbeitung der Lieder, über Beats, wo dann das Schalgzeug wegging und genau das gefiel mir bei zwei Songs gar nicht, die mir dann nachher aber super gefielen. Auch „Star Wars“ war schwierig! Aber dann bekommt man irgendwie mehr Details hinein und es kamen Ideen von allen einfach. Da machste einfach echt mal ne neue Welt auf, die mir sehr gefällt. Es ist ja nicht so, dass die Sachen jetzt total anders klingen. Es sind Sachen dabei, die immer noch den Blues haben. Beim Song wie „Atmen“ genauso.

Soundkartell: Mir fällt auf, dass du diesen Singer-Songwriter auch auf jeden Fall noch drin hast und, dass du diesen lediglich in ein anderes Kleid setzt und einbettest.

Pohlmann:
Mh, genau. Teilweise. Teilweise aber auch mit „Beep Beep Beep Beep“ angefangen und dann auf ner Akustikgitarre dazu gespielt. Auf einmal merkt man, es gehen ganz andere Wände auf. Das ist total spannend.

 

Das Soundkartell im Interview mit Pohlmann

Das Soundkartell im Interview mit Pohlmann

Soundkartell: Hmh, man sagt ja auch, dass Veränderungen Neues schaffen…

Pohlmann:
Ja genau. Konkret über Musik reden ist wie zu Architektur zu tanzen. Es geht darum, dass man es hört. Es gibt aber auch Leute die sagen „Ja, so anders ist das nun auch nicht!“. Es gibt aber auch Leute, die sagen, da machste aber wirklich etwas ganz anderes. Es ist ja letztendlich eine subjektive Empfindung, wie er meine Biographie wahrnimmt. Hat er alle Platte gehört..hat er nur die letzte Platte gehört oder diese Platte. Für mich war es auf jeden Fall ein neues Hinzutun von Elementen und Werkzeugen, die ich so noch nie ausprobiert habe, wie der Song „Fenster Zur Welt“. Den habe ich komplett zu Hause programmiert, wo wir später noch Streicher drauf gemacht haben. Und ne E-Gitarre über meine Produktion drüber gespielt haben! Und genau das macht es zu besonderen abgefahrenen Projekten. Und zu Neuland, das man entdeckt. Das hat immer was von Pioniergeist und daraus entsteht immer eine Energie zum Weitermachen. Zum Fortkommen sozusagen und das muss man sich dann auch trauen, zu sagen „Ich verlasse den Weg eines gewissen Erfolges vielleicht zu Gunsten eines Weges meiner Erfahrung. Um meiner Erfahrung gerecht zu werden.

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Soundkartell: Das ist ja auch so ein Phänomen, wenn du vorher z.B. immer Gitarre gespielt hast und dann auf einmal am Klavier sitzt, fallen dir ganz andere Ideen ein…

Pohlmann:
Ja, genau! Das werde ich auf der nächsten Platte machen, Klavier spielen. Ich bin kein guter Klavierspieler, aber ich merke für einen Musiker braucht man erstmal nicht nur Können oder so, ich bin auch kein guter Gitarrist! Also alle meine Gitarristen, und jetzt ist es Lars oder die man so kennt waren 15 Tausend Mal besser als ich. Ich bin Songwriter und zum Songwriter gehört halt, dass man Singen kann. Dass man die Augen zu macht, in sich hinein horcht und singt und dann brauchste am Klavier auch nur vier fünf Akkorde, die lässt du stehen, wenn du sie greifen kannst – und das kann ich – machst die Augen zu und singst und dann entsteht ein Song. Oder du hast ne Idee und bist ein Texter, musst nich singen können. Bob Dylan konnte auch nicht wirklich singen, aber konnte tierisch gut texten und genau deswegen kann er mit ganz einfachen Akkorden große Lieder schreiben. Also nur die Gitarre in die Hand zu nehmen, ein paar Akkorde zu schreiben, das ist ganz schwer zu sagen, ob das dann auch ein Lied ist.

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