Feature: PIPPA

PIPPA neues Albums “Idiotenparadies”

PIPPA präsentiert ihr neues Album „Idiotenparadies“; Fotocredit: Hilde van Mas

Die Österreicherin PIPPA legt ein Jahr nach ihrem Debütalbum direkt mit einem zweiten Album nach und beweist: Zeit zum Ausruhen nach einem ersten Album spielt keine Rolle.

Auf Empfehlungen von LehrerInnen sollte man ggf. nicht allzu viel geben. Meine Lehrerin meinte damals zu meinen Eltern, sie würde mich ja auf keinsten Fall aufs Gymnasium schicken. Abitur? Wäre viel zu schwer. Was eine Fehleinschätzung ihrerseits war, so war das auch bei der Wienerin PIPPA. Auf dem Musikgymnasium wurde ihr gesteckt, sie wär ungeeignet Musik zu machen. Auch hier: Eine Fehleinschätzung, die einen schon stark verwundert. So steht die Österreicherin jetzt vor uns und zeigt uns: Ihr Deutsch-Pop ist sowas von bescheinigt gut!




Das Problem bei solchen pädagogischen Fehleinschätzungen ist, dass sie Kindern und Jugendlichen zumeist Angst einjagen. In meinem Fall, hatte ich vermutlich schon Schiss am Ende die Schule überhaupt nicht zu packen. Bei PIPPA dauerte es auch geschlagene 10 Jahre, ehe sie sich wieder an die Gitarre setze. Die Songwriterin setzt auf die Feier des Unperfekten, das Leben soll so schön einfach wie nur möglich sein. Wenn ich mir jetzt das neue Album so anhören, würde ich PIPPA sogar eher fragen: Warum zur Hölle hast du nicht schon früher angefangen Musik zu machen? Einfach machen. Das scheint sie jetzt alles nachholen zu wollen. 1 Jahr, 9 neue Songs, so ihre Bilanz.

Auf „Idiotenparadies“ hat die Sängerin ihre Leidenschaft für Sounds und Arrangements entdeckt. Waren auf „Superland“ noch Songs im eher klassischen Sinne vorherrschend, lebt das neue Album von der Lust am Experiment. So trifft Pop auf HipHop, Funk und Elektronik, was etwas Neues entstehen lässt. PIPPA schafft es auf ihrem Album in eine ganz interessante Kerbe zu schlagen: Sie rechnet mit sich selbst ab, fragt sich selbst, was derzeit in ihrem Leben eigentlich noch möglich ist und warum sie sich wann wie verhält. So dreht sich vieles wie in “Egal”, “Coco Chanel” oder in “Wien du machst mich verrückt” um Selbstzweifel, Selbsterkenntnis und eine gute Prise Trotzigkeit.

Über ihr Album sprechen wir jetzt in einigen wenigen Fragen mit ihr.

In deinem neuen Album “Idiotenparadies” geht es auch viel um Selbstzweifel und Gleichgültigkeit. Welches Momentum unserer Zeit bewirkt denn in uns, dass wir uns immer so schnell gleichgültig und doch zweifelnd, eher unzufrieden geben?

PIPPA: Ich kann nur Vermutungen anstellen. Vielleicht aus Mangel an echter Not und Entbehrung in unserer Überflussgesellschaft? So schrecklich schlimme Zustände sind, schüren sie ja dennoch die Empathie. Hat man ja auch sehr gut am Corona Lockdown gesehen. Sobald die Menschen aufs Wesentliche zurückgeworfen werden, rücken soziale Faktoren wieder in den Vordergrund. Nicht, dass es uns nicht gut gehen soll. Aber da muss man sich eben von sich aus aufraffen und sich aus der eigenen Komfortzone rausbewegen, weil es einem eben niemand sonst abverlangt, sich in andere einzufühlen und sich Gedanken zu machen. Der Zweifel ist da vielleicht auch ein natürliches Korrektiv, das einem dem Weg dahin zeigen soll. Ähnlich wie das Gewissen.

In deinem Song „Meine Traurigkeit“ brichst du so gesehen ein Tabu, eine Frau darf auch mal Schwäche zeigen, sie darf und sollte auch mal eben nicht perfekt sein. Welche Wirkung erhoffst du dir dadurch selbst und warum ist es so schwierig, dass sich wirkliche Veränderungen zum Positiven hin durchsetzen?

PIPPA: Ich habe bei dem Song überhaupt nicht an eine Wirkung gedacht. Ich musste ihn schreiben. Weil das Songwriting für mich schon auch ein Kanal ist, Dinge zu reflektieren. Die Entscheidung, so etwas Persönliches dann auch aufs Album zu packen, war gar nicht so einfach. Aber nachdem einige Menschen in meiner Umgebung beim Hören sich selbst darin wiedererkannt haben, dachte ich so, ja! Das kann eben Popmusik auch. Die Künstlerin verarbeitet persönliche Aspekte, aber der/die Zuhörer*in findet sich selbst darin wieder. Das ist doch toll. Ich finde, es gibt eh auch eine starke Veränderung zum Positiven zur Zeit. Aber die negativen Bewegungen sind einfach immer dominanter. Das „Gute“ ist dafür stärker (glaub ich), aber es braucht länger um sich zu etablieren. Vielleicht müssen sich manche Dinge auch zuspitzen, noch deutlich sichtbarer werden, bis sich wirklich was verändern kann. Das ist natürlich auch sehr traurig. Ich hoffe echt, dass sich die Menschheit nicht selbst bald ausrottet. Das wäre wirklich schade, denn bei allem Unverständlichen finde ich dennoch, der Mensch ist ein sehr besonderes Wesen auf diesem Planeten, mit viel Potenzial.

Dein Album hat eine äußerst starke Ambivalenz unterschiedlicher Gefühlszustände. In welchem Zustand befindest du dich da selbst am liebsten und bist am ehesten zu 100% du?

PIPPA: Mir gehts immer dann am besten, wenn ich so wenig wie möglich vorausschaue bzw zurückblicke. Kling pathetisch, aber es ist so. Sehr einfach und doch so schwierig, dieses „im Moment“ sein. Weil dann ist ja JEDER Zustand in Ordnung, weil ich ihn nicht bewerte anhand von irgendwelchen Maßstäben. Aber das gelingt mir natürlich nur äußerst selten. Insofern ist es schwer zu sagen, was 100% ich bin. Jeder Mensch ist ja so vieles, auch, wenn er nur wenig herzeigt.

 

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