Feature: Antonio Hofmann

Antonio Hofmann im Interview über sein Album „Tiergarten“

Antonio Hofmann spricht im Interview über sein neues Album „Tiergarten“

Antonio Hoffmann, der Wahlberliner veröffentlicht mit „Tiergarten“ sein neues Album und widmet sich darauf der Thematik über die Fähigkeit, mit schwer auszuhaltenden Widersprüchen und Gegensätzen gelassen umzugehen. Wer schon mal in einer solchen Situation war, weiß, dass das einer extrem inneren Ruhe bedarf. Und einer Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Aus dem Schwarzwald zog es Antonio Hofmann nach Berlin und in den Bezirk Tiergarten. Neben dem angestrebten Berufsleben als Musiker, neuen Freunden und Inspiration aus aller Welt bringt das Leben in der Metropole an der Spree auch Schmerzhaftes mit sich. Die Trennung von der Jugendliebe, die Auflösung der Band, die Suche nach Halt, innerer Stärke und Gelassenheit in einer Welt, einem Tiergarten, der immer komplizierter zu werden scheint. Also ist damit erstmal alles zerbrochen und in Frage gestellt worden. Mehr als ein Neustart. Eher ein Kaltstart.  All das verarbeitet der 36-jährige Halbitaliener in seinem Songwriter Debüt unter seinem Realnamen Antonio Hoffmann.

Der Songwriter läutet mit den 12 Tracks eine Art Neuanfang ein und nimmt uns mit in einen Reigen voll traurig schöner Melodien. Mensch und Machine sind sich einander ausgesetzt und bleiben erstmal voneinander abhängig. Auch, wenn die KI natürlich auf einem rasanten Vormarsch ist. Antonio Hoffmann setzt hier eine eigene Gegenbewegung ein. Er setzt mit seinen MusikerInnen und Produzenten Johannes Stöckholzer auf ehrliche, emotionale Performances an akustischen Instrumenten – live, gemeinsam im selben Raum und ohne Klick aufgenommen. Er möchte gleichermaßen umarmen, aber eben auch einen emotionalen Raum schaffen, der alles zulässt. Das nur ganz kurz über das Album. Denn im nächsten Schritt haben wir ihm einige Fragen zum Album gestellt und wir möchten ihn selbst darüber sprechen lassen.

Antonio, dein neues Album „Tiergarten“ erscheint am 22. März. Wie würdest du die musikalische Reise beschreiben, die uns auf diesem Album erwartet, und welche Einflüsse haben dich bei der Gestaltung dieser Songs inspiriert?

Antonio Hofmann: „Ich hab mit 15 autodidaktisch Egitarre begonnen. Von Mama bei Quelle bestellt. Über MTV der 90er, Limp Bizkit und Flavour Flav, bin ich schnell bei Staind hängen geblieben. Der emotionale Gesang von Aaron Lewis hat irgendwie zu mir gesprochen in meiner Teenage Angst. Später war es dann Jeff Buckley, Villagers, Niels Frevert. Für das Album haben wir uns sehr an Leif Vollebekk orientiert. Ich lebe vom Gitarre unterrichten und hab in ganz unterschiedlichen Stilen und Besetzungen gespielt, meine größte Leidenschaft war aber immer Musik, die berührt, die alle Facetten des Lebens behandelt und nach Antworten sucht.“

Der Titel des Albums, „Tiergarten“, deutet auf eine Verbindung zu Berlin hin. Wie spiegelt sich die Stadt in deiner Musik wider, und welchen Einfluss hatte der Bezirk Tiergarten auf deine künstlerische Entwicklung?

Antonio Hofmann: „Ich mag das Wort als Sammelbegriff für die Menschheit und für alles Leben auf der Erde wie in dem Spruch „Der Herrgott hat einen großen Tiergarten“. Das macht es für mich zum perfekten Ausgangspunkt um über Gott und die Welt und das Leben in unserer Zeit nachzudenken, was natürlich mein Anspruch ist als größenwahnsinniger Kleinkünstler. Zum anderen ist der Titel auch eine zeitliche und geographische Einordnung, alle 12 Lieder auf dem Album sind in den letzten sieben Jahren entstanden, seit ich in Berlin Moabit lebe, was bis 2001 noch Teil des ehemaligen Bezirks Tiergarten war.“

In deinem Songwriter-Debüt unter deinem Realnamen verarbeitest du persönliche Erfahrungen wie die Trennung von der Jugendliebe und die Auflösung deiner Band. Wie hat dieser kreative Prozess dazu beigetragen, innere Stärke und Gelassenheit inmitten der Herausforderungen des Lebens zu finden?

Antonio Hofmann: „Es hilft einerseits zu verarbeiten, aber es macht mir auch oft genug Angst, mit den Themen auf die Bühne zu gehen und mich so nackig zu machen. Aber ich sag mir: that’s part of the job. Do your job.“

Deine Überzeugung, dass es zu jeder Bewegung eine Gegenbewegung gibt, spiegelt sich in deinem Ansatz zur Musikproduktion wider. Warum entscheidest du dich bewusst für ehrliche, emotionale Performances an akustischen Instrumenten, und welche Rolle spielt die menschliche Komponente in einer Zeit, in der Technologie und KI immer präsenter werden?

Antonio Hofmann: „Daran hat vor allem Jo Stöckholzer, der Produzent des Albums, Schuld. Es macht die Songs noch persönlicher und emotionaler und passt super zur Auswahl der Lieder.“

Mit dem Album „Tiergarten“ bezeichnest du es als Neuanfang und Schwelgen in der Vergangenheit. Wie gelingt es dir, diese beiden Aspekte in deiner Musik zu vereinen, und was möchtest du mit diesem Album deinen Hörern vermitteln?

Antonio Hofmann: „Ins Kreative geht man weil man einer inneren Stimme folgt. Aus blinder Faszination. Mein Leben besteht aus schönen Texten, schönen Akkordfolgen und Melodien die mich bewegen, mich in Trance versetzen und mir Kraft geben. Und durch diese Brille guck ich auf die Welt. Und ich sehe dass wir unsere Empathie verlieren, dass wir die Menschlichkeit hinten anstellen, dass wir unter Strom stehen und im Strom schwimmen, dass wir von Propaganda und Angstmacherei beeinflusst und gelenkt werden, auf allen Kanälen, 24h, dass wir uns spalten und nicht mehr miteinander reden können. Weißt du, ich bin im Kern ein Hippie. Wo sind all die Hippies hin? Lasst uns gemeinsam heilen und dieses unfassbare, kosmische Kunstwerk in uns und da draußen im All gemeinsam erkunden, statt Deutschland wieder kriegstüchtig zu machen.“

Du hast eine bevorstehende Tour in Aussicht. Wie sehr freust du dich darauf, deine neuen Songs live zu präsentieren, und welche besonderen Aspekte möchtest du in den Live-Auftritten einfangen, um die emotionale Tiefe von „Tiergarten“ zu vermitteln?

Antonio Hofmann: „Oh ich freu mich riesig drauf. Und ich versuche die Konzerte auf mich zukommen zu lassen und mich nicht verrückt zu machen.“

Live:

26.03. (D) Berlin: Bikini · radioeins
27.03. (D) Lübeck: Tonfink
18.05. (D) Ludwigsburg: Die Luke
25.05. (D) Hamburg: Stadtfest St. Georg
15.06. (D) Bad Segeberg: Kalkberg Oase

 

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