Album: „Binary Childhood“ von Otzeki
Fein austariertes Elektronika Machwerk: Album „Binary Childhood“ von Otzeki
Das Soundkartell stellt Euch das neue Album des britischen Duos vor, die damit endgültig durch die Decke stossen wollen.
Bereits Ende des letzten Jahres habe ich Euch das Elektro-Duo Otzeki mit ihrer EP „Sun Is Rising“ (Soundkartell vom 19.12.2017) vorgestellt und konnte damals bereits feststellen, welches Potential die Cousins Mike Sharp (Vocals, Gitarre) und Joel Roberts (Keys, Ableton) mit ihrem Independent-Elektro-Sound erahnen ließen. Nun haben die beiden Londoner einen Lonplayer nachgeschoben und wollen mit dem Album „Binary Childhood“ ihre Ambitionen unterstreichen.
Gute vier Monate nach der EP erscheint mir das Album trotz der kurzen Zeitspanne deutlich gereifter und ausgefeilter. Und dabei haben ja die vier Tracks der EP bereits das Potential von Otzeki erahnen lassen. Ergo scheint die Lernkurve von Mike Sharp und Joel Roberts zur Zeit extrem hoch. Bewegen sich die 12 Songs auf „Binary Childhood“ irgendwo zwischen luftigem Dancefloor und tiefgründigen Singer-Songwriter-Avancen, scheint das Album eine äußerst fein austariertes Gesamtkomposition zu sein.
Und noch immer kann mich vor allem der überraschende Stilmix der beiden Cousins begeistern. Besitz Joel Roberts das Fingerspitzengefühl für die Loops, Samples und atmosphärische Dichte, steuert Mike Sharp mit analogen Gitarrenklängen sowie seine durchaus wandelbare Stimme eine extrem faszinierende Komponente dazu bei. Das Ergebnis sind solch energetische Tracks wie z.B. „True Love“, welches aus meiner Sicht seine Wurzeln locker bis zu Depeche Mode schlagen kann.
Aber das Besondere an Otzeki bleibt, dass sie sich dabei nicht einer einzigen Richtung zuordnen lassen. Dafür bieten die Boys eindeutig zu viel Ideenreichtum und Experimentierfreudigkeit. Nur so lassen sich Tracks wie „Are You For Real“ erklären, die eine starke emotionale sowie verletzliche Seite der zwei Songschreiber aufzeigen.
Okay, „Binary Childhood“ ist kein Werk, dass bei einer Party für dauerhaftes Verweilen auf der Tanzfläche einlädt. Ganz im Sinne von Acts wie SOHN, Jungle oder FKA twigs stehen auch Otzeki eher für intelligente und moderne Elektronica, die sich aber keineswegs vor den Platzhirschen zu verstecken brauchen. Ganz im Gegenteil, bewegen sie sich mittlerweile mindestens auf Augenhöhe mit den anderen Größen dieses Spektrums. Aber: Well done is better than well said. In diesem Sinne, viel Spass mit Otzeki und ihrem Album „Binary Childhood“.