A Tale Of Golden Keys Interview

A Tale Of Golden Keys Interview

A Tale Of Golden Keys im Interview

A Tale Of Golden Keys im Interview

Am 29. Februar waren die sympathischen Franken von A Tale Of Golden Keys in der Kranhalle in München. Endlich mal ein Zeitpunkt, die Jungs live zu sehen und sie zum Gespräch zu bitten.

Mit „Everything Went Down As Planned“ erschien letztes Jahr eines der besten Indie-Pop Alben, das eine Band aus Deutschland produziert hat. Das Debütalbum war das große Ziel von A Tale Of Golden Keys. Die drei Jungs nehmen den Erfolg um ihr Album und auch den Fakt, dass sie eine unwahrscheinlich gute Live-Band sind mit einer gewissen Gelassenheit, dass man ständig schmunzeln muss. Mit Florian und Hannes habe ich bei einem Bierchen mit ihnen über ihre Anfänge, die Musikförderung in Bayern, Streaming und vieles mehr gesprochen.

Soundkartell:Ihr wart jetzt wieder 10 Tage auf Tour. Heute spielt ihr Euer letztes Konzert. Wie war’s denn?

A Tale Of Golden Keys Hannes: Super war’s. Die hat unsere Erwartungen teilweise sogar übertroffen. Das war wirklich eine sehr schöne Woche.“

Ja irgendwie wart ihr gefühlt die letzten 6 Monate ständig unterwegs. Seid ihr ein bisschen durch?

Hannes: Es geht eigentlich. Also ich persönlich war durch nach dieser Wohnzimmer-Tour. Wir haben ja jedes Wochenende gefühlt ein Wohnzimmer-Konzert gespielt. Am Ende waren es auch 18 Stück (lacht). Die haben mich schon ein bisschen fertig gemacht, weil das war ja immer am Wochenende und unter der Woche musste ich dann zumindest auch immer arbeiten. Aber dann ging’s eigentlich. Jetzt die Tour im Dezember und die Tour jetzt, da ging es echt weil das ja ein begrenzter Zeitraum ist. Ich habe jetzt zum Beispiel auch gar keine Zeit auf Tourloch, weil ich dann ja auch immer arbeiten muss. Da bleibt mir nichts anderes übrig (lacht).

Ganz plakativ gefragt: Wie schwer oder wie leicht ist es eigentlich als bayerische Band in die Öffentlichkeit zu kommen?

Florian: Für uns war es glaube ich gar nicht so schwer. Wir hatten mit so einem Bandcontest ganz am Anfang Glück und Pech irgendwie zur gleichen Zeit. Den haben wir auch gewonnen. Da wird man dann zwei Mal so abgestempelt als Bandcontest-Sieger. Gleichzeitig hat uns das im Nürnberger Raum schnell bekannt gemacht. Uns haben dann irgendwie immer irgendwelche Türen geöffnet so…
Hannes: Ja aber ich glaube schon auch, dass es abhängig ist von der Region aus der die bayerische Band jetzt kommt. Wir hatten schon auch immer starken Rückhalt aus der Nürnberger Ecke. Und es macht schon was aus, glaube ich, wenn du in deiner regionalen Szene viele Leute kennst und dich viele Leute unterstützen wo es geht. Aber wie schwer oder wie leicht das ist…boah keine Ahnung.

A Tale Of Golden Keys: „Für mich persönlich ist es so, dass ich mich immer versucht habe vor Streamingdiensten zu verweigern.“

Vielleicht andersrum gefragt: Was hat Euch das denn gebracht? Ihr wart ja sogar schon zwei Mal Band der Woche bei PULS.

Hannes: Ja stimmt. Zwei Mal waren wir da. Ich denke das ist ein Teil des Ganzen und für uns kam der größte Schub wirklich gleich ganz am Anfang. Also der Bandcontest in Nürnberg. Das war schon wichtig, weil wir da halt gleich mal bei Rock Im Park gespielt haben. Und das hat für uns dann eine Zündung gegeben und wir hatten zu dem Zeitpunkt dann auch gesagt: Ok wir haben da jetzt Bock drauf und wir wollen das jetzt weiter machen. Gleichzeitig hat uns das schon auch ein paar Türen geöffnet. Diese ganzen Sachen mit PULS und mit der SZ. Das sind alles Schritte, die dann einfach kommen.

Fühlt man sich da dann bestätigt?

Hannes: Schon, ja klar.

Was war denn da das größte Problem? Wenn ihr den Bandcontest nicht gewonnen hättet…

Hannes: Genau. Ich frag‘ mich tatsächlich auch immer, was wäre wenn wir den nicht gewonnen hätten. Das waren halt unsere ersten beiden Auftritte damals. Und spätestens nach dem Contest, waren wir uns schon auch im Klaren: Ok mindestens bis zum Gig beim Rock Im Park müssen wir jetzt weiter Musik machen (lacht). Ansonsten war das größte Problem diese vier Jahre in denen wir in unterschiedlichen Städten gewohnt haben.
Florian: Ich denke was aber auch immer ein Problem ist, sind Live-Shows. Man wird dann ja doch nur bekannter über Live-Shows. Und wenn man vielleicht einen großen Namen in seiner Heimatregion hat, aber darüber hinaus kennt einen kein Schwein, dann kommen die Clubs auch nicht auf dich zu und sagen: Hey die buchen wir. Die lassen wir bei uns spielen. Gerade Spielstätten, die nicht städtisch gefördert werden, die können sich das auch nicht leisten. Das ist so das Schwierigste und das ist auch so ein generelles Problem, dass zum Einen die Leute nicht mehr bereit sind für Live-Musik Geld zu zahlen. Ich weiß es noch von unserer Releaseshow von unserer EP damals, das hatten wir selbst veranstaltet. Und dann hatten wir inklusive uns drei Bands und einen Dj für danach organisiert und 5,-€ verlangt. Dann waren da dann Leute die man meinten: Boah 5,-€, pff. Da denke ich mir dann schon, ihr zahlt da 18,-€ damit ihr die Nacht durch irgendwie auf Ecstasy irgendwie Elektro reinzuschieben. Aber dann habt ihr keine Kohle um Euch für 5,-€ drei Bands anzuschauen. Das ist schon so ein generelles Problem finde ich. Derzeit ist es auch eine Genrefrage. Deutschrap geht da gerade ohne Ende.
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Da habt ihr halt auch ein gutes Label im Rücken.

Hannes: Genau das wollte ich auch grade noch sagen. Im Zuge dieses Bandcontests hatten wir dann so eine kleine Tour durch Franken und da haben wir dann an einigen Workshops mit anderen Kreativen und Musikern teilgenommen. Da war dann auch zufällig der Booker vom E-Werk in Erlangen dann da. Das ist so ein relativ fatalistischer Typ, der so ziemlich alles den Bach runter gehen sieht. Der meinte das dann auch, wie hart das ist. Du brauchst da eigentlich eine Booking-Agentur, weil du dir selbst nur schwer so richtige Touren zusammenstellen kannst, wenn du nicht selber schon die ganzen Kontakt nicht schon herhast. Naja und die Booking-Agentur sagt dann natürlich auch: Was sind Eure Releases, was sind Eure Referenzen? Du musst an dem Punkt halt einfach mal den einen Fuß reinbekommen und dann geht das relativ fließend.

Wie ist das dann, setzt ihr Euch da dann von Jahr zu Jahr neue Ziele dort und dort zu landen?

Hannes: Hm also man freut sich halt immer. Oft kriegt man das gar nicht mit. Dann googelt man einfach mal so und sieht dann coolerweise eine Konzertkritik aus Ulm dabei wussten wir ja logischerweise nichts, dass da jemand etwas drüber schreibt. Jetzt solche Geschichten wie das in der SZ, das freut einen natürlich sehr und das sind dann schon auch Schmankerl. Ohne das Label wäre da auch nicht viel gegangen, die da dann schon auch echt viel Druck gemacht haben.
Florian: Aber man bleibt dann schon auch immer noch realistisch. Wir denken jetzt nicht, nur weil die SZ da über einen schreibt, dass der Flieger abhebt.
Hannes: Deswegen…Ziele, weiß ich gar nicht. Für uns war das Ziel das Album zu machen. Alles was jetzt dumherum passiert ist, ist einfach schön. Also da haben andere Leute wie die Label-Dudes mehr Ziele mit uns. Was auch für uns ganz gut ist glaube ich, dass da jemand hinter uns steht und sagt: Hey ihr müsst was machen (lacht).

Wie viel Potential ist denn da noch drin gerade in Bayern? Ziemlich viel wahrscheinlich…

Hannes: Da ist auf jeden Fall noch einiges an Potential drin. Bei PULS gibt es da leider habe ich das Gefühl, immer eher die Tendenz nach München. Aber mein Gott da muss man einfach schauen, dass man sich den Arsch abspielt. Es wäre natürlich einfacher, diesen PULS und Startrampe-Hype irgendwie mitnehmen zu können. Aber das müssen sie entscheiden, wen sie da promoten wollen und wen nicht (lacht).

A Tale Of Golden Keys: „Wenn du als Musiker wirklich ernsthaft Geld verdienen willst, geht das nur über Konzerte.“

Anderes Thema. Was ist Euch denn Musik noch wert?

Hannes: Ich habe da zwei Perspektiven. Auf der einen Seite die als der Musik-Hörer, der Nutzer. Wo ich schon sagen würde ich bin jemand der dafür zahlt. Der sich die Platten kauft, die ich haben möchte. Auf der anderen Seite der Musiker, wo ich schon versuche ein bisschen rum zu kommen muss ich schon ganz ehrlich sagen, mir sind 10 Leute lieber, die sich unsere Songs anhören, als einer, der sich die Platte kauft.
Florian: Also live merkt man schon, dass den Leuten die Musik noch einiges wert ist. Weil die Leute, die da sind, die bleiben dann schon noch da und kaufen sich dann meistens eine Platte. Da siehst du dann wie die Leute ihr letztes Geld aus dem Geldbeutel kratzen, um sich eine Platte zu kaufen. Für mich persönlich ist es so, dass ich mich immer versucht habe vor Streamingdiensten zu verweigern. Dadurch eiere ich halt mit der immer gleichen Musik von vor zwei Jahren rum. Wenn ich von den Jungs nichts mitbekomme, bleibe ich da immer auf meinen paar Bands sitzen (lacht).

Würdet ihr Eure Streamingdaten, wie oft die Leute A Tale Of Golden Keys hören offen legen?

Hannes: Dazu müssten wir erst mal wissen was wir dafür bekommen.

Das wisst ihr gar nicht?

Florian: Ne, also die Klickzahlen kann man sich anschauen oder? Das hat uns unser Label letzthin versucht zu erklären. Das ist ein sehr diffuses System irgendwie. Du kriegst glaube ich 0,00007 Cent für einen Play. Das wird dann aber nochmal aufgeteilt in die Leute, die für Spotify bezahlen. Von denen bekommst du mehr Geld.
Hannes: Schau das meine ich. „All Of This“ hat jetzt auf Spotify irgendwie 600.000 Plays für die wir am Ende vielleicht 50,-€ bekommen. Das ist dann aber wieder ok. Wie wir jetzt auf Tour waren merkt man das dann schon, wenn die Leute dann jubeln wenn der Song zu Ende ist. Da merkt man dann schon einen Effekt, auch wenn es jetzt kein finanzieller Effekt ist (lacht).

Das Wichtige ist, dass du als Band in diesen Playlisten landest…

Hannes: Ja das hat unser Label da scheinbar auch geschafft. Das geht dann halt auch schnell. Wir haben uns alle wieder Spotify runtergeladen, um die Klickzahlen zu verfolgen (lacht). Dann bist du halt in so einer Playliste drin und bekommst 50.000 Klicks in drei Tagen.

Dann müsste das System doch transparenter werden, wenn ihr da nicht durchblickt obwohl das Label es versucht hat Euch zu erklären.

Hannes: Die blicken da doch selbst nicht durch.
Florian: Die sagen dir am Ende halt irgendwas, und du musst das dann akzeptieren. Selbst bei der GEMA ist das alles ja sehr undurchsichtig, dass man da nicht weiß für was kriegt man da jetzt sein Geld? Woher kommen die Zahlen? Die Dudes von Flowerstreet Records haben da ein Tool entwickelt, das dir das genau ausrechnet, was du da von der GEMA eigentlich bekommen solltest.
Hannes: Als ich mit Like Lovers auf Tour war, hat er mir das erklärt, dass die da eine Software programmiert haben, die einem da den eigentlich Verteiler-Schlüssel mit ein berechnet. Dadurch kannst du dir ausrechnen lassen, was dir eigentlich zusteht. Und das Ding ist, dass diese Verteilung einfach nie stimmt und mit der Software kriegst du das Geld, das dir eigentlich zusteht.

Heißt das System kann nicht fair sein?

Florian: Also wenn du das jetzt mit den Klicks anders aufrechnen würdest, würde sich das mit den Flatrates gar nicht ausgehen. Wenn da jetzt zum Beispiel eine Adele sagen wir mal eine Milliarde Mal geklickt wurde und du müsstest pro Play 50,- Cent zahlen, geht das doch alles in den Ruin. Das funktioniert nicht.

A Tale Of Golden Keys: „Viele wissen einfach nicht wie das läuft.“

Ich habe mir zum Beispiel letzthin über Amazon ein Album für 3,99,-€ gekauft und da habe ich mich dann schon auch gefragt.

Hannes: Ja klar, wenn du als Musiker wirklich ernsthaft Geld verdienen willst, geht das nur über Konzerte.

Was sagt ihr dann solchen Bands, die jammern, dass sie nur 0,00007,-€ für ihren Play bekommen?

Hannes: Ich bin mir grade auch gar nicht sicher, wie ich das finden soll.
Florian: Die haben schon eine Berechtigung zu jammern. Die können mit ihrem Jammern auch nicht das System ändern. Da sollen diejenigen Bands lieber froh sein, dass es viele Leute gibt, die einen auch hören wollen. Die sollen lieber die positiven Seiten davon sehen. Das System wird sich definitiv nicht mehr ändern. Und es wird auch nicht mehr so sein wie in den 70er Jahren, dass es gleichwertig vergütet wird. Da hast du irgendwie deine 2 Millionen Platten verkauft und du hast dein Leben lang dein Schloss am Comer See. Das ist es halt einfach nicht mehr. Es gibt die paar großen Player aber mehr nicht. Wie gesagt: Die sollen einfach froh sein, dass es so viele Leute gibt, die das was du machst gut finden. Als Musiker müssen wir neue kreative Wege finden, um an das Geld zu kommen. Denn einfach ein Album veröffentlichen und sehen wo man bleibt, auch wenn das viele Leute cool finden, das funktioniert halt nicht.

Im Prinzip sollte es dann so wie beim Online-Shopping laufen. Online die Musik hören und sie sich dann in Echt kaufen.

Hannes: Das wäre so mein Ratschlag. Ich mache das ja auch so. Man hört online etwas und kauft sich das dann. Das ist für den Künstler in jedem Fall am fairsten. Man wird das einfach nicht mehr ändern können. Weil sich die Leute daran gewöhnt haben, dass viele einfach nichts mehr kostet. Das ist schade, ist aber einfach so.

Ihr seid ja jetzt circa so alt wie ich und irgendwann in 4-6 Jahren dreht sich die Welt dann anders. Man heiratet, bekommt ein Kind…habt ihr davor schon ein bisschen Angst?

Hannes: Es geht. Ich habe zur Zeit zwar schon Gedanken in die Richtung, aber eher, weil mich die Leute das auch fragen. Entweder fragen sie: Könnt ihr davon jetzt eigentlich leben? Und wir dann so: Nein, natürlich nicht (lacht).
Florian: Das liegt auch daran, dass die Leute eine verzerrte Sicht haben!
Hannes: Ja, viele wissen einfach nicht wie das läuft.
Florian: Wenn du zum Beispiel auf Tour bist, meinen die meisten Leute, dass man Rockstar ist. Aber wenn du jeden Tag erst mal deinen Bus ausräumen musst und du 5 Stunden im Bus sitzt, das sehen die Leute einfach nicht (lacht).
Hannes: Wir waren auf jeden Fall auch noch nicht an dem Punkt, an dem wir gesagt hätten: Ok alles auf diese eine Karte und los. Das ist glaube ich eher Luxus, dass wir an diesem Punkt noch nicht waren und das bisher einfach immer so machen konnten. Wir konnten da jetzt schon relativ viel Zeit da reinstecken, ohne wirklich großen Druck zu spüren.

Wie ist das denn mit dem Musikerwerden? Sitzen da die Eltern im Rücken und sagen: Ok jetzt bringst du erst mal dein Studium zu Ende und dann schaust halt mal?

Florian: Naja also das jetztige Studium dürfte ich nicht mehr abbrechen (lacht). Ich habe nämlich schon zweieinhalb Studiengänge abgebrochen. Ne also da haben wir in der Band generell Glück gehabt mit unseren Eltern. Unsere Eltern sind da total stolz drauf. Wenn ich jetzt sagen würde, ich würde nicht mehr studieren, dann würden meine Eltern wohl auch sagen: Yo, dann zahlen wir auch deine Wohnung nicht mehr. Dann mach dein Ding. Verdien‘ damit Geld. Unsere Eltern sehen ja auch, dass die Musik vorangeht und dass ich privat versuche so viel Geld zusammen zu kriegen, dass ich von meinen Eltern nicht mehr so viel nehmen muss.

Die fränkische Gelassenheit kommt da voll durch.

Hannes: Ja die fränkische Gelassenheit! (lacht)
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