Small Fires Interview
„Wir sind jetzt da.“ Small Fires Interview
Am Sonntag habe ich mich im Studio mit der Hamburger Indie-Band Small Fires zum Interview getroffen.
Gerade mal 400m von unserer Bude entfernt, haben Small Fires, also Ruben, Lars und Ben ihr Studio. Was für eine super Lage, dachte ich mir da zuerst und angekommen war das auch super. In einem kleinen schmucken Hinterhof gelegen und bei den ersten und so lang ersehnten Sonnenstrahlen haben wir uns dann bei Kaffee und Tee getroffen. Vor einigen Wochen erst kam mit „One Beautifil Mess“ ihre neueste EP raus, damit ging es auf ihre erste richtige Headliner Tour mit Abschluss im Häkken in Hamburg. Super schön war es und sie wirken ausgeruht. Wieder im Alltag angekommen, was aber auch bedeutet, dass sie wieder im Studio abhängen. Sie schreiben natürlich wieder an neuen Songs und genau darum ging es auch in unserem Interview. Das lest ihr jetzt hier, gefüllt mit Fotos, die dabei von Sarah entstanden sind.
Soundkartell: Wie war die Tour, die ihr vor ja drei Wochen in Hamburg abgeschlossen habt?
Lars: Also jetzt sind wir tatsächlich wieder im Alltag angekommen, würde ich so sagen. Wir schreiben aktuell wieder neue Songs und verbessern auch den ein oder anderen Song, den es bereits schon gibt.
Ist wieder Normalität eingekehrt? Ihr habt ja auch noch andere Jobs.
Ruben: Ja genau wir haben alle noch Jobs zum Kohle verdienen nebenher, die haben zwar teilweise was mit Musik zu tun, aber eben nichts mit der Musik bei den Small Fires. Aber du sagtest es ja gerade, dass wir auf Tour waren. Das war unsere erste Headliner Tour, denn wir waren ja vorher als BOY Support unterwegs. Und jetzt hatten wir uns überlegt, dass wir in den Städten, in denen wir mit BOY waren, wieder zu spielen. Wir haben geschaut und gehofft, dass wir da Leute ansprechen, die uns bereits dort mit BOY gesehen haben. Das hat ganz gut funktioniert, wir waren echt ziemlich zufrieden. Es war aber trotzdem sehr spannend mal nach Hannover, Stuttgart, Mainz und Leipzig zu fahren. Also doch etwas weiter weg von Zuhause und dem eigenen Dunstkreis. Teilweise waren die Läden brechend voll.
Und wie war’s in Hamburg? Die Stadt ist was Newcomer betrifft ja immer etwas schwierig.
Ben: Joa wir wundern uns immer wieder. Wir machen uns ja immer vorher etwas Sorgen, ob denn jemand kommt. Aber bis jetzt war es immer voll. Von daher ist uns Hamburg immer ganz lieb. Das Häkken war auch echt super voll. Die Stimmung war gut und wir haben in Hamburg natürlich die Leute immer auf unserer Seite. Da war viel Liebe in der Luft.
Wie stark habt ihr damit zu kämpfen keine klassische Indie Band zu sein?
Ben: Ne, wir wissen nicht so genau, wie wir unseren Stil selbst benennen sollen. Wir haben schon oft den Begriff Dream-Pop gehört.
Ruben: Das ist ja ein Genre-Begriff, den es ja echt schon lange, seit den 80ern gibt und den haben auch schon echt auch größere Bands bedient.
Lars: Es gab aber auch schon den Begriff “Shoe-Lectro”. Also eine Mischung aus Shoegaze und Electro. Den gibt es auch noch nicht und das wäre vielleicht so unser Genre.
Wie gut hat es getan mit Small Fires ein Projekt zu haben, das völlig losgelöst von Euren früheren Band Aktivitäten ist?
Ben: Das war eigentlich eher mehr eine “Culmunation” wenn es das als Wort geben würde. Also eine Anhäufung aus allem, was wir vorher so gemacht haben. Eigentlich gab es kein bestimmtes Ziel als wir angefangen haben, sondern die beiden also Ruben und Lars haben vorher gemeinsam schon lange Musik gemacht. Eher mehr in die elektronische Richtung mit E-Drums und Beats und da kam ich eigentlich erst als Sänger dazu. Ich würde nicht sagen, dass wir einen Plan hatten ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Irgendwann wurden die elektronischen Drums dann mit Toms ausgetauscht und alles wurde irgendwie natürlicher und auch so wie wir musiziert haben. Danach haben wir erst angefangen Songs zu schreiben, nach und nach kamen dann erst elektronische Elemente dazu.
Inwiefern seht ihr Euch selbst als privilegiert das hier jetzt schon so lange Zeit nach so vielen Jahren zu machen?
Ben unterbricht und lacht: Nach so vielen Jahren? Was soll das denn heißen? So alte Säcke, die hier sitzen dürfen?
Ja, ne. Aber ich mache das hier mit dem Blog auch schon fünf Jahre und man fühlt sich ja irgendwann privilegiert in der Sache, dass man das so machen darf.
Ruben: Was heißt privilegiert. Wenn du eine Idee von Kunst hast, sage ich jetzt mal so allgemein, und wenn du da Bock drauf hast, dann solltest du das auch machen. Das liegt an deinem Willen.
Lars: Man muss aber schon auch sagen, dass wir alle wie schon gesagt Jobs haben, die das nebenher auch stützen. Man muss sich die Zeit schon auch nehmen und aktiv frei halten. Also wir tun schon auch was dafür. Wir müssen hier die Räume zum Beispiel bezahlen.
Ich hatte mich letztes Jahr mit der Band Dobré getroffen und bei denen war das auch ganz klar: Du kannst in dem Alter auch nicht einfach so 6 Wochen auf Tour gehen, da geht dir dann ja dein gesamter Jahresurlaub flöten.
Ben: Klar, die Situation kommt dann noch dazu.
Inwiefern lebt ihr in Eurer eigenen Blase und wie kommt man als Band da raus, dass sich der Dunstkreis der Fans auch wirklich erweitert?
Ben: Das war auf jeden Fall das neue Erlebnis auf der Tour. Weil wir nie wussten, ob wirklich Leute zu unseren Konzerten kommen werden. Und das war erfreulich zu sehen, dass sich die Musik in jedem Fall verbreitet hat und dass es Zuhörer gibt. Aber klar: Zu allererst bastelt man nur für sich, betreibt seine eigene Kunst und weiß nie so genau was passiert, wenn man die so in die Welt hinaus bläst.
Lars: Eben. Es gibt ja auch bei uns die soziale Blase Facebook. Wie viele Leute da jetzt letztlich kommen und wie viele wir mit Facebook erreichen war und ist uns immer unklar. Wir würden es gerne wissen. Du spielst natürlich dann auch in Läden, die ihr Stammpublikum haben und die dann auf das eh schon gute Programm vertrauen und die hören sich dann deine Musik an. Oder wenn wir jetzt im Radio laufen, erreichen wir natürlich ganz andere Leute als sonst.
„In unserer Musik legen wir großen Wert auf die Lyrics. Das ist ein ganz großer Baustein unserer Musik.“ – Ben Galliers
Gibt es Eurer Meinung nach drei Kennziffern woran man das messen kann heutzutage?
Ben: Wir sind ja keine Promo-Profis. Wir gehen immer noch sehr altmodisch mit Facebook um und wir haben jetzt nicht so den guten Plan von den Plattformen. Ich glaube ehrlich gesagt der größte Wert ist, wenn Leute über die Musik sprechen. Das ist es doch worum es gehen sollte: Man erzählt sich von neuer Musik und es geht nicht um irgendwelche Streaming-Zahlen oder Facebooklikes. Hoffentlich!
Ruben: Das ist natürlich auch schwer zu messen, was Facebookklicks und Likes wert sind. Wir hatten jetzt mal etwas Schützenhilfe von Bekannten und Freunden von uns, die Beiträge von uns auf Facebook geteilt haben. Da kamen wahnsinnig viele Klicks zusammen, was sich aber überhaupt nicht in Video-Views wiedergegeben hat. Da siehst du dann einfach nur, dass die Leute das auf Facebook gesehen haben, aber nicht drauf reagiert haben.
Das ist genau das Problem. Musiker müssen gefühlt dennoch alles selbst machen. Am besten auch gleich noch das Online-Marketing.
Ben: Leider. Man muss bis an einen bestimmten Punkt fast alles selbst machen. Das kommt dann nebenbei und vor allem nachdem man seine Musik gemacht hat, noch auf einen zukommt. Das lernen wir auch gerade, denn davon haben wir auch keine Ahnung (lacht). Aber es gibt jetzt natürlich auch Promoter und andere Leute, die uns verstärkt unter die Arme greifen.
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