Shaky Foundation

Interview der Woche: Die Würzburger Indie-Pop im Gespräch

Im Gespräch: Shaky Foundation aus Würzburg; Credit: Lukas Kunzmann

Im Gespräch: Shaky Foundation aus Würzburg; Credit: Lukas Kunzmann

Sie beschreiben sich selbst als melancholische Musiker und beschreiben ihren Sound als authentisch und organisch. Wir vom Soundkartell haben mit der Newcomer-Band Shaky Foundation gesprochen.

Soundkartell: Stellt Euch doch mal kurz vor.

Shaky Foundation: “Wir sind Jannis (Drums, Vocals), Basti (Bass, Keys) und Max (Vocals, Gitarre) allesamt 19 und aus Würzburg. Wir spielen seit 2012 als Shaky Foundation zusammen und machen Dream Pop. Gerade haben wir unser erstes Studioalbum „Psychonaut“ veröffentlicht.”

Soundkartell: Ihr sagt selbst, dass ihr weder schrill, bunt noch laut seid. Beschreibt Euch doch dann mal mit drei gegensätzlichen Attributen.

Shaky Foundation: “Entspannt und zurückhaltend, das bunt findet bei uns eher im Kopf statt.”

Soundkartell: Organisch und authentisch sind in der Bandszene schon solch ähnliche Begriffe wie “nachhaltig”. Umschreibt Euren Sound doch mal kurz, um nicht die beiden anfänglichen Begriffe zu verwenden.

Shaky Foundation: “Sonnenuntergangs und Sternenhimmelmusik.”

Soundkartell: Ihr kommt aus Würzburg. Dort pulsiert nicht gerade die aktuelle Indie­Pop Szene. Oder täuscht der Eindruck?

Shaky Foundation: “Nicht so wirklich, leider. Aber andererseits auch irgendwie nicht so schlimm. Manchmal haben wir das Gefühl, dass in größeren Städten, in denen es eine florierende Indieszene gibt auf einmal alle Bands anfangen in die selbe Richtung zu gehen und dann irgendwie mehr nach Berlin oder Köln oder was auch immer klingen als nach sich selbst.”

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Soundkartell: Spaceman Spiff stammt ursprünglich auch aus Würzburg. Doch es zog ihn nach Hamburg. Könntet ihr Euch auch einen solchen Schritt vorstellen, wenn dieser mit der Zeit und der Musik notwendig werden würde?

Shaky Foundation: “Naja Spaceman Spiff zum Beispiel hat seine ersten beiden Alben ja auch in Würzburg aufgenommen (übrigens im gleichen Studio wie wir). Im Moment sehen wir aber keinen Grund von Würzburg wegzugehen, auch wenn es ab und zu nervt das Musik nach seinem Entstehungsort abgestempelt wird und manche Menschen erwarten, dass die modernste und trendsetzendste Musik immer aus Berlin und Co.kommen muss. Außerdem würden wir uns dann diesen Moment nehmen, wenn nach unseren Konzerten in Berlin der ein oder andere Hauptstädter unsere Platte kaufen will und uns dabei fragt, wo wir herkommen und ihm dann die Kinnlade runterfällt, wenn wir Bayern sagen.”

Soundkartell: In Eurem Songwriting legt ihr Wert auf viele kleine Bausteine, die sich dann wie z.B. in “Lions” zu einem äußerst dichten Konstrukt erheben. Wie schafft ihr es jedem dieser Bausteine einen eigenen Anstrich zu verpassen, der dann zu den anderen passt?

Shaky Foundation: “Musik schreiben ist ja nicht wie Architektur, bei uns zumindest nicht und man weiß am Anfang häufig nicht so wirklich was am Ende dabei rauskommt. Oft läuft es bei unserem Songwriting so, dass wir einfach wahnsinnig viele kleine Ideen sammeln und nur manche davon ausarbeiten, dann wieder verwerfen oder was komplett anderes damit probieren bis irgendetwas am Ende rauskommt womit wir ganz zufrieden sind.”

 

„Wir würden uns schon als ziemlich nachdenkliche, melancholische Menschen beschreiben.“

 

Soundkartell: Diese Art von Songwriting erscheint einem Außenstehendem den Eindruck, dass man sich dadurch unnötig zu viel Aufwand macht. Was entgegnet ihr diesem?

Shaky Foundation: „In erster Linie machen wir ja Musik, weil wir alle riesige Musikfans sind und wir haben auch an unsere eigene Musik in erster Linie mal den Anspruch, dass sie uns selbst gefällt und da machen wir keine Kosten-/Nutzenrechnung, sondern für uns zählt in erster Linie das Ergebnis. Da wir aber alle ziemlich kritisch mit Musik und auch mit uns selbst sind, kann das dann schon mal lange dauern bis wir mit einem Song endgültig zufrieden sind.”

Soundkartell: Es ist ja bei aktuellen Indie­Pop Bands gerade sehr in Mode einfach ein Sample zu nehmen und das sozusagen über den Song zu legen. Das würde das Songwriting vereinfachen. Alex Turner von den Arctic Monkeys sagte einmal es sei schwieriger einen einfachen, als einen kompexeren Song zu schreiben. Seid ihr dem Einfachen zu sehr abgeneigt?

Shaky Foundation: “Es kann sein, dass es eine Kunst ist, einen möglichst einfachen, möglichst massentauglichen Song zu schreiben, aber das ist nichts was wir in irgendeiner Art anstreben. Wir bewerten einen Song, aber auch nicht danach, ob er einfach oder komplex ist. Er muss uns einfach gefühlsmäßig ansprechen und für sich alleine genommen etwas ganz Eigenes haben, der Rest ist egal.”

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Soundkartell: Ihr sagt zudem: “Die Gegenwart und der Moment ist viel wichtiger als die Zukunft oder die Vergangenheit“. Was ist denn mit den Erinnerungen, die wir haben? Sind die nicht viel entscheidender für unser Handeln? Ihr wollt also eher ein Leben ohne Erinnerungen und nur das Leben von Moment zu Moment…

Shaky Foundation: “Das war in erster Linie etwas was wir über unsere Musik gesagt hatten. Wir mochten den Gedanken, dass wir mit unserer Musik bzw. in erster Linie in Texten eher immer einen kurzen besonderen Moment von allen Seiten beleuchten, als eine lange Geschichte zu erzählen. Aber wir würden auch generell dazu stehen. Na klar, wäre man komplett ohne Erinnerungen ein ganz anderer Mensch, aber wir finden man sollte nicht zwanghaft versuchen Erinnerungen zu sammeln, anstatt einfach mal alles seinen Weg gehen zu lassen. Wir verstehen es auch absolut nicht, wenn wir selbst auf Konzerten sind und alle, um uns herum die komplette Zeit über mehr damit beschäftigt sind alles mit ihren Smartphones festzuhalten statt das Konzert voll und ganz zu genießen. Und auf der anderen Seite gibt es wieder andere Menschen die ihr komplettes Leben dermaßen vorplanen, das kein Platz mehr für Überraschungen bleibt. Irgendwie beides der falsche Ansatz finden wir zumindest.”

Soundkartell: Inwiefern ist die Melancholie für Euch ein ständiger Begleiter? Wäre sie eine Person. Welche tückischen Eigenschaften hätte sie laut Euren Songs?

Shaky Foundation: “Wir würden uns schon als ziemlich nachdenkliche, melancholische Menschen beschreiben, was man wahrscheinlich auch in der Musik hört. Wir finden Melancholie nicht besonders „tückisch“ man kann ja nicht von morgens bis abends rumhüpfen und gute Laune verbreiten, wir mögen einfach auch diesen Zustand sich einfach mal treiben zu lassen.”

Soundkartell: In Euren Songs lasst ihr Euch von Emotionen bewegen. Das heißt dann aber auch, dass sich Eure Musik von Aufnahme zu Aufnahme verändern wird oder?

Shaky Foundation: “Musik ohne Emotionen geht für uns auch irgendwie nicht zusammen. Und klar wir sind keine Roboter, wie man ein und den selben Song spielt das hängt auch vom Moment und der Umgebung ab und wie man sich gerade fühlt, das ist ja auch irgendwo der Reiz an Konzerten, dass die selben Songs immer wieder neu entstehen.”

Soundkartell: Vervollständigt den Satz: Ein Leben ohne Emotionen ist…

Shaky Foundation: “…reizlos.”

Soundkartell: Wie geht es für Euch jetzt in diesem Jahr und im folgenden weiter?

Shaky Foundation: “Nachdem wir eine ganz Menge Arbeit in unser Album investiert haben und viel Zeit im Studio verbracht haben, wollen wir jetzt erstmal wieder so schnell und so oft es geht auf die Bühne und uns wieder ein bisschen quer durch Deutschland spielen.”

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