Rocco Clein Preis
Jenseits von Leidenschaft & Qualität
Wir hatten uns um den Rocco Clein Preis beworben. Doch daraus wurde nichts. Die Auswahl der Shortlist schien uns spanisch vorzukommen, also wollen wir diese kurzen Zeilen an Euch loswerden. Erste Regel Engagement lohnt sich nicht!
Also zunächst einmal an alle, diejenigen, die meinen sie tun seit Jahren etwas Gutes. Etwas, das sie aus Leidenschaft tun. Nichts dafür bekommen, außer eine Urkunde. Oder einfach nur Nichts. Die meinen, am Ende wirkt sich das doch bestimmt positiv auf meine Bewerbung aus oder nicht? Ach, was glaubst du! Engagement wird nicht belohnt! Du musst dich selbst belohnen. Qualität ist ausschlaggebend! Nur wer wirklich Qualität bringt und etwas leistet, der wird belohnt.
Am Ende unseres Musikblogs steht seit dem 08. April 2012 eine große schwarze Null. Wir legen jeden Tag Engagement an den Tag. Die Leidenschaft, die ich tagtäglich empfinde hat immer mit Musik zu tun. Sie definiert sich sozusagen darüber. Die Musik bestimmt mich bis heute jeden Tag. Einen Tag ohne Musik zu hören, darüber zu schreiben oder zu diskutieren, gibt es nicht. Aber was glaube ich denn, das hat ja nichts mit Qualität zu tun!
Doch, für uns hat es sehr viel mit Qualität und Engagement zu tun, was wir hier machen. Wir schreiben, weil wir es als unsere Arbeit, Leidenschaft und Hobby zugleich betrachten. Es ist also ein Traum. Geht es nach der Jury des Rocco Clein Preis zählt das alles nicht.
Es geht nicht um Engagement! Es geht um Qualität! Hörst du eigentlich schlecht?
Für uns ist das, was wir hier seit über 2,5 Jahren jeden Tag schreiben und produzieren Journalismus. Es ist Musikjournalismus in Onlineform. Ein Musikblog eben. Jemanden der bloggt, egal in welcher Form auch immer, die journalistischen Fähigkeiten abzusprechen, ist schlichtweg ignorant und lebt in einer verkehrten Welt. Wir schreiben subjektiv, lassen uns nicht für Artikel bezahlen und Musik ist eben ein Geschäft, das vom persönlichen Geschmack lebt.
Bloggen ist doch kein Journalismus! Du schreibst für dich allein, hast niemanden, der deine Texte redigiert!
Wir dachten eigentlich, dass wir das sehr gut machen. Vor allen Dingen, weil wir uns zum Nachwuchs zählen. Wir haben uns das alles selbst angeeignet. Gut, also könnte man uns aus dieser Perspektive Qualität absprechen. Wir haben keine tollen Kurse besucht. Haben geschaut, ausprobiert. Dadurch haben wir das alles gelernt.
Puh, wie gesagt: Engagement zählt nicht! Nochmal sage ich es dir nicht!
Aber, aber in der Ausschreibung des Preises steht, dass “der Rocco-Clein-Preis seit 2013 an Musikjournalisten verliehen wird, die ihrer Arbeit aus der gleichen Leidenschaft und mit der gleichen Hingabe nachgehen, die auch Rocco ausgezeichnet hat. Ziel des Preises ist es, Aufmerksamkeit sowohl für jene Musikjournalisten zu schaffen, die trotz ihrer häufig prekären Lebenssituation unbeirrbar an ihrem Traumberuf festhalten, als auch für die beständig wachsenden Schwierigkeiten, unter denen sie dies tun.” Um es kurz zu sagen: Wir finden, dieses Profil erfüllen wir voll und ganz.
Och, das ist doch nur die Ausschreibung. Am Ende entscheidet eine Jury!
Doch die Shortlist für das Jahr 2014 widerspricht der Preisausschreibung. Drei dieser Preisträger (Namen wollen wir natürlich nicht nennen) sind bei renommierten Zeitschriften wie dem Rolling Stone, Spex und einem Magazin für RedBull. Aha, ein Nachwuchspreis also! Was ist denn dann für diese Jury Nachwuchs? Wie definiert die Jury jemanden, der als Nachwuchs im Bereich Musikjournalismus gilt?
Unserem Empfinden nach, gehört jemand zum Nachwuchs, der kurz davor steht in den professionellen Bereich einen Zutritt zu bekommen. Beim Fussball sind das die Spieler, die zum Beispiel in der A-Jugend spielen. Die gehören zum Nachwuchs. Nachwuchs, das sind in dem Fall junge, heranwachsende Musikjournalisten.
Puh, musst du jetzt hier Definitionen her schwingen? Über Nachwuchs können wir ja ewig diskutieren!
Doch, gehören junge Menschen, die bereits in einer Redaktion hocken zum Nachwuchs? Diesen Redakteuren ist ja schon eine Zukunft bei dieser Zeitschrift vorhergesagt und sicher.
Natürlich haben wir nachgehakt und bekamen folgende interessante Antwort (ungekürzt und wir haben sie nicht redigiert): “wer von den bewerbern um den nachwuchspreis bei einem professionellen magazin veröffentlicht, bringt von haus aus eine gute qualifikation mit (sonst würde er/sie ja nicht dort veröffentlichen), zum anderen geniesst er den vorteil, dass die texte dort in der regel redigiert werden.
dennoch finde ich 3 von 6 bewerbern in der shortlist aus einem professionellen umfeld eine akzeptabel quote, die kein komisches gefühl hervorrufen dürfte. und es geht bei bei der bewertung der eingereichten beiträge durch die jury vor allem auch um journalistische qualität, nicht um engagement.”
Hä, Engagement soll nicht belohnt werden? Also sei jetzt mal leise, denn erklären Sie das mal jemandem, der Zivildienst geleistet hat oder sonst freiwilliges soziales Engagement an den Tag legt. Na Bravo!
Wie war die Ausschreibung gleich nochmal formuliert? War da nicht etwa von Traumberuf oder gar einer Leidenschaft die Rede? Komisch. Dann doch der Fokus auf journalistische Qualität. Diese erfüllen wir scheinbar nicht. Ist das, was ein Musikblog macht kein Journalismus?
Aha. Scheinbar. Der Musikjournalismus verschließt sich also dem, was Blogger schreiben. Das ist kein Journalismus. Hat keine Qualität oder – nein – zu wenig davon.
Wir möchten an dieser Stelle niemandem etwas vorwerfen und auch nicht, dass in der Jury vermutlich Leute sitzen, die in Redaktionen arbeiten und vielleicht sogar den ein oder anderen mit seinem Beitrag kennen. Wir wissen wie das vermutlich läuft und vielleicht haben die Sponsoren des Preises ja auch die Vorgabe, dass zumindest auf der Shortlist einer aus einer bestimmten Redaktion auftauchen muss. Kann natürlich auch nicht stimmen und wir wollen keinen Zeigefinger erheben.
Wir haben aus unserer Bewerbung jedenfalls gelernt. Engagement reicht scheinbar nicht aus, wird nicht gebührend gewürdigt. Wir bedauern, dass dem eigentlichen Nachwuchs keine Chance eingeräumt wird. An dieser Stelle gilt der Spruch: Man sieht sich im Leben immer zwei Mal.
Ach, das waren ja schon wieder 1000 Wörter hier. Zu viel Engagement für einen Preis jedenfalls, der heute soeben seine Shortlist nochmals 2 Tage vor der Verleihung verändert hat. Toll! Wir wünschen den Preisträgern, die eh schon bei einer der Zeitschriften sind, viel Spaß beim gewonnenen Praktikum. Was für ein Irrwitz. Ein Hoch auf die „Generation Praktikum“. Und diejenigen, die volles Engagement zeigen, ihr geht leider leer aus. Am Sekt nippen dürft ihr am 19.09 aber trotzdem. Macht dann 4,-€ und ach ja: Die Brezen und Brötchen auf dem Tresen sind abgezählt, kosten natürlich pro Stück 1,10,€. Sorry sind halt etwas trocken, weil sie von gestern sind.
Gut, dass wir uns das aus der Ferne anschauen. Wir müssen auch an diesem Freitag weiterschreiben.
Gibt’s die Shortlist auch irgendwo zu lesen?
Leider nein. Die kam an alle Bewerber via E-Mail.
Uiuiui, da ist aber einiges durcheinandergeraten im Frustwust. Kann deine Enttäuschung verstehen, aber was du den Nominierten und er Jury da unterstellst ist zum Teil sehr fragwürdig, zum Teil schlicht falsch.
Wir unterstellen ja niemandem etwas. Das ist eine Vermutung und kann natürlich auch nicht stimmen.
Ist jetzt auch rum um`s Eck.