Rezension: Grandaddy „Blu Wav“
Rezension Grandaddy „Blu Wav“
Wir stellen dir heute das neue und sechste Album von Grandaddy „Blu Wav“ im Review vor. Jason Lytle steckt hinter dem Projekt und mit der Neuerscheinung möchte er sich ein wenig selbst neu erfinden. Wie ein neuer Tag, der anbricht. Dass er akribisch bis perfektionistisch an den neuen Songs gefeilt hat, ist hingegen nichts Neues. So hat er das auf den Vorgänger-Alben auch bereits getan. Er möchte dabei so vielfältig wie nur möglich klingen und mit so vielen Facetten, wie er nur einarbeiten kann. Viel geht dabei über Stimmungen und darüber, dass wir als Zuhörer:innen genau diesen Vibe aufsaugen und uns im Moment verlieren können. Grandaddy spielt dabei ganz bewusst mit Klängen, Tempo und Emotionen. Hier ist wirklich alles dabei!
Trotz dieser Vielfältigkeit versucht der Songschreiber aber ein einheitliches Gefühl über die Platte zu legen. Dass wir viel Lo-Fi hören ist eindeutig, aber es darf auch gut und gerne psychedelisch werden. Wer ein Genre nennen muss, darf sich mit Country vergnügen und wird merken, dass es aber noch viel mehr ist, als eine Western-Gitarre und ein paar Pickings und Riffs. So sind seine Songs vergnügt und dürfen sogar als Walzer definiert werden. Der Opener und gleichnamige Song des Albums beschreibt auf Song-Ebene was uns auf dem Album erwarten wird. Er geht in seiner Lethargie nahtlos in „Cabin In My Mind“ über. Es wirkt so als stünde man mitten einer diesen unglaublichen Weiten, die die USA bieten und man blickt in den klarsten Sternenhimmel, den es gibt. In dieser Machart können wir unseren Blick schweifen lassen.
„Blu Wav“ ist ein Album, das Lytle mindestens fünf Jahre lang in seinem Hinterkopf hatte, wobei die ursprüngliche Inspiration bei einer seiner vielen Langstreckenfahrten durch Berge und Wüsten kam. Als begeisterter Trailrunner und Mountainbiker verbringt Lytle so viel Zeit wie möglich in der freien Natur. Auch als Ausgleich zu all der Zeit, die er in seinem Heimstudio vor Bildschirmen verbringt. Das Gefühl, das man bei vielen Songs hat, trügt also nicht. Man fühlt sich der Natur durch seine neuen Songs unheimlich verbunden und nahe. Schunkelnd, bluegrassy und in ihrem Tempo sehr gelassen. Das ist nicht nur einfach Country-Musik, sondern einfühlsame musikalische Naturverbundenheit. Für die Songs kann man sich in jedem Fall – wer möchte – eine Flasche Whiskey oder ein paar Gläser davon bereitstellen. So stellt man sich das Gefühl in Nevada zu sein irgendwie doch vor. „Jukebox App“ handelt von einer Trennung, bei der der verschmähte Freund seine alte Liebe mit all ihren Lieblingssongs quält.
Auch wenn eine gewisse Traurigkeit und Antriebslosigkeit aus den Songs herauszuhören ist, so will Grandaddy genau das aber nicht bewirken, dass du traurig von dannen ziehst. Seine Songs sollen dich weniger traurig zurücklassen.