Petula! – Wohlige Komplexität in Form von Folk

Das Soundkartell stellt Euch heute Petula! und ihr neues Album vor – Wohlige Komplexität in Form von Folk

© Sophie Kirsche

© Sophie Kirsche

Ein paar Wochen ist es nun schon her, als euch das Soundkartell von dem Leipziger Label Analogsoul die großartige Band Klinke auf Cinch vorgestellt hat. Jetzt ist es Zeit für eine weitere brillante Band von dem Label: Petula! Einen triftigen Grund es über sie schreiben, denn sie werden am 18.1 ihr neues Album „Don´t forget me, Petula! Don`t forget everything,Petula!“ veröffentlichen. Wie das klingt und wer Petula! noch nicht kennt der möge jetzt weiterlesen.

Wir hören noch nicht einmal eine Minute des neuen Albums „Don´t forget me, Petula! Don`t forget everything,Petula!“ und wir hören ein gedämpftes Flirren. So langsam aber sicher formt sich aus den Einsätzen von Gitarre, einem geloopten Chor eine musikalische Schönheit. Sie steigt empor und entfaltet spätestens mit Einsetzen der Vocals eine gewaltige Lieblichkeit, von der man umgehend gefangenen genommen wird. Vorsichtig stapfen die einzelnen Instrumente wie durch hohes Gras, zerbrechlich wirkt der Sound wie dünnes Eis, auf dem man sofort einzustürzen droht.

Seinen Höhepunkt findet der Openertrack „SLLR“ in Minute 3:33, als dort nur noch die Gitarre für sich steht. Vermutlich ein perfekter Moment in dem Titel, wenn man beispielsweise auf einer Anhöhe steht und von dort aus weit übers Land blicken kann. Als Hörer ist man von der ersten Sekunde an gebannt von der erzeugten Weite und Sphärenhaftigkeit, die Petula! Dort auf ihrem neuen Album kreieren.

Weiter geht es mit der aktuellen Single „Marry Me 1“ , die ihr gleich hören könnt und auch hier ertönt ein Klackern, erzeugt durch eine Gitarre bis ein handfestes Riff auftaucht, das an Bands wie Hey, Rosetta! erinnert. Wenn dann die Stimme von Sebastian Cleemann ertönt baut sich abermals eine solche Komplexität und Wucht in dem Song auf, dass man es fast nicht fassen kann dass hinter Petula! lediglich zwei Männer stehen. Eigentlich spielt Sebastian Cleemann ja gern alleine, doch für das neue und zweite Album hat er sich Hilfe ins Boot geholt: Oliver Stangl von ClickClickDecker. Zu zweit haben sie dieses großartige Album eingespielt und geschaffen und wurde letztlich von keinem geringeren als Nils Frahm gemastert.

[soundcloud]https://soundcloud.com/diarecords/petula-marry-me-1-1[/soundcloud]

 

© Sophie Kirsche

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Gemeinsam haben sie es sich in einem Studio im Erzgebirge eingerichtet, ein Bergzimmer war das. Nächtelang saßen und feilten sie dabei an ihren elf Tracks auf der Platte und entdeckten dann, als sie morgens immer etwas verschlafen im Schlafanzug im Zimmer sich aufhielten neue Ideen. Diese sind so herzhaft kreativ und gut geworden, dass man dies in Titeln wie „Dog“ geradezu spürt wie viel musikalischer Erfindergeist drinsteckt. Die Titel hören sich ernst an, aber wechseln in manchen Momenten und immer zur rechten Zeit und verspielte ulkige Momente und Sequenzen.

Gerade wegen der hohen musikalischen Dichte in den Songs verwundert und erstaunt es umso mehr, dass dazu eine einzelne Person fähig ist. Bewunderswert ist das und man sollte vor Sebastian Cleemann den Hut ziehen.

Jeden einzelnen Track müsste man durchgehen. So auch den nächsten „Talking In Landslides“, eine schnell hüpfende Gitarre, die an die Foals erinnert strömt dabei ins Ohr und die vocalfreien Momente halten sich mit dem grandiosen Gesang die Waage.

Obwohl sich nach und nach ein prägender Sound auf der Platte einstellt, so wirkt doch jeder Track für sich genommen sehr indivuduell. Das Zusammenfügen aller elf Tracks ist so perfekt gestaltet, dass das Album am Ende wie ein gut geschmiertes Zahnwerk läuft. Es gibt keinen Moment in dem das Projekt von Petula! ins Stocken gerät.

Wie soll man denn jetzt die Musik von Petula! in ein Genre einordnen? Die Tracks gehen allesamt in die Richtung des geloopten Folks und teils auch etwas poppig angehaucht. Zudem wirken sie aufgrund ihrer Weitläufigkeit eher spontan arrangiert und improvisiert. Man dürfte also auch gespannt sein wie sich das Album live anhören wird.

Wirklich voranpreschen will auf dem Album kein Track. Doch es gibt einen mit „Sing!“, der für die vorher gehörten Verhältnisse sehr viel Drive besitzt. Angenehm ist dabei der Doppelgesang der beiden Musiker und man hört scheinbar das erste Mal auch eine verzerrte Gitarre. Fast wirkt „Sing!“ wie der absolute Höhepunkt, der höchste Sprung auf dem Album.

Ist das Album mit dem letzten Track „All We Ever Want Is Time Out Alone, All We Ever Want Is To Forget This“ durchgelaufen, bleibt ein Eindruck, den man so schnell nicht abschütteln kann. Sollte man auch nicht. Der Eindruck ist ein überaus guter und wenn man so will erfüllt das neue Petula! Album. Es bleibt ein Gefühl der Zufriedenheit. Glückseeligkeit wäre etwas zu weit gegriffen, aber nach Hören des Albums ist man – musikalisch gesehen – satt. Nicht überfüllt, sondern es stellt sich ein wohliges Gefühl ein. Und damit dieses auch dauerhaft bleibt fängt man von vorne an, das Album zu hören.

 

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