Nugat – Vertonte Psychopharmaka, nur ohne Nebenwirkungen

Nugat im Interview – Kein One-Hit-Wonder

Nugat im Interview

Nugat im Interview

Nele hat sich mit Nugat zum Interview getroffen.

Wenn ich das Wort „Nougat“ höre, springen normalerweise sofort meine Geschmacksknospen auf 180, das Wasser läuft mir im Mund zusammen und ich denke an die kleine, feine süße Versuchung, die einen leicht nussig-schokoladigen Beigeschmack hat, sanft wie’n Drops auf der Zunge zergeht und mir selbst die blödesten und regnerischsten Tage erträglich macht… Doch damit is’ jetzt stop, der Pralinen-Pablov hat ein Ende! Wenn ich heute irgendwo „Nougat“ höre, denke ich an gute Musik, an einen jungen Hüpfer, der nich’ viel älter is’ als ich (zuckersüße 21, um genau zu sein) und mit einem Stimmchen ausgezeichnet wurde, dass selbst dem Bohlen die Kinnlade herunter klappen lässt! Hier und da fällt vereinzelt sogar der Terminus „Wunderkind“, wenn man über Janosch, der sich hinter dem Namen „Nugat“ versteckt, plauscht und seine Öhrchen spitzt (…) Was es nu’ genau mit dem Phänomen auf sich hat, warum da eigentlich ein „O“ fehlt und wieso, weshalb, warum wir selbst so fasziniert sind, tja, dazu in wenigen Zeilen mehr, hehe. Wir haben uns mit ihm in Hamburg vor seinem Konzert im Waagenbau getroffen und uns überraschen lassen!

Von der Frühstücksflocke auf die Bühne

So. Das muss man sich nun mal überlegen und wie „Nugat Bits“ auf der Zunge zergehen lassen: Vor fünf Jahren war der Janosch noch süße 16. Und damals steckte auch er in einer dieser Phasen – die typischen Phasen, die jeder von uns in seiner Jugend einmal durchlebt… Für manche waren es Kippen und Alkohol, für mich Nudeln mit Pesto – das 24/7 – und für Nugat waren’s „Nugat Bits!“ Diese kleinen kastigen Frühstücksflocken. Na Ihr wisst schon. 

Da seine musikalische Laufbahn ursprünglich mit Beats startete, und „Beats“ und „Bits“ nich’ allzu weit voneinander entfernt liegen, hieß er damals noch „Nugat Beats“. So wie sich das mit 14/15 gehört, da man sonst nich’ real is’. Hab’ ich gehört.

Bereits damals wusste er, dass „Nugat“ organisch wachsen soll, das ganze Projekt soll nich’ One-Hit-Wonder-mäßig aus der Erde gestampft werden. Er wollte mehr und mehr live spielen, daran wachsen und schwupp, fünf Jahre später spielt er seine erste Tour, steht auf der Bühne und haut einen Dauerbrenner nach dem nächsten heraus! Der Name is’ Programm. Süß wie er nämlich is’ (Obacht – das ist lustig, weil er „Nugat“ heißt und somit süß ist), filmt er bei jedem Konzert seiner Tour ein kleines Video für seine Mami! Hach, wie schön. Und die is’ bestimmt stolz wie Bolle auf ihren Sohnemann. Toppen kann und möchte er es nur noch, indem er sich in einigen Jährchen keine Gedanken mehr darüber machen muss, wie er seine Miete zu finanzieren hat: „Ich muss jetzt nicht reich werden mit der Musik, aber irgendwie (…) dass ich dann davon leben kann. Und ich glaub’ auch, dass es klappt.“ 

Nugat im Interview

Nugat im Interview

Die therapierende Wirkung guter Musik

Schaut man auf die frühen Jahre seiner bewegten Jugend zurück, sah das aller nich’ immer so rosig aus. Mit der Musik versucht er, die Dinge seiner Vergangenheit zu verarbeiten, sie ist eine Art „Spiegel seines zerrissenen Innenlebens“ (Quelle: https://www.nugat.eu) . Immer wieder stößt er dabei auf die Frage nach dem „Ich“ – wer er ist, was er verkörpern will, wo die Reise hingehen soll, und und und. Bis heute kann er diese Frage nicht genau beantworten. „Das is’n langer Prozess. Ich würd’ sagen, dass ich über die Jahre sehr selbstreflektiert geworden bin, was auch irgendwie dazu geführt hat, dass ich’n Stück näher da ’rankomme, mich zu kontrollieren und’n bisschen mehr weiß, wer ich bin.“ Er spricht mit uns offen und ehrlich über seine Schwächen und weiß, dass Dinge wie Selbstdisziplin und Konsequenz nich’ von ungefähr kommen und auch nicht unbedingt zu seinen Stärken zählen. Seine EP „Ward 8“ , welche 2016 entstand, als er noch süße 19 war, is’  größtenteils genau dort entstanden, auf Station 8 (…) Ein sehr intimes Projekt, welches ihm ebendrum sehr wichtig war und immer noch wichtig ist. Er möchte, dass Leute psychische Krankheiten genauso wie physische behandeln und hat immer noch das Gefühl, dass es verpönt sei, darüber zu reden und die Ernsthaftigkeit, die hinter diesen Krankheiten steckt, nicht als solche wahrgenommen wird. Es gibt immer noch Menschen, die der Meinung sind, dass es sie nicht gäbe – „Nugat“ möchte aufmerksam darauf machen, dass es sie gibt und wünscht sich, dass die Menschen sich intensiver damit auseinandersetzen würden und vielleicht auch Hilfe in der Musik fänden! Dafür steht „Nugat“. Ein junger Mann, der sich durch die Musik selbsttherapiert und hofft, andere therapieren zu können. All die Gefühle und Emotionen, die in diesem Zusammenhang in seine Texte und Melodien einfließen, kann man klar und deutlich in seiner Musik heraushören – und das ist das Fabelhafte an „Nugat“! Man nehme nur mal „My Mind“, ein Track, der mit lieblichem Vogelgezwitscher beginnt, einer lauten, energiegeladenen Stimme, die darüber singt, einen Krieg im Kopf auszufechten. Eine Melodik, die sich langsam aufbaut, von der Tiefe in die Höhe schreitet und einen kleinen Lichtblick am Ende des Tunnels der Hoffnungslosigkeit bietet. So klingen Psychopharma vertont, nur eben ohne Nebenwirkungen. 

Ein musikalisches Hin und Her

Wie wir alle wissen – Musik is’ nich’ gleich Musik! Für Janosch fängt gute Musik da an, wo eingängige Melodien existieren. Dann folgt ein Text und irgendwo in der Mitte, wo sich Melodie und Lyrik treffen, ja da sollte etwas sein, was den Song auffallen lässt! Schwupp, hält man einen Hit in der Hand. Alles andere sei Fahrstuhl-Musik und könne nebenbei im Hintergrund dudeln. Sein größtes Idol: Elvis Presley. Und hingegen aller Erwartungen lässt er sich selbst in keine Stil-Schublade stecken – zu seinen Lieblingen zählen „Green Day“, „Billy Talent“ und sein neuster Tipp: „Pabst“. Künstler, an die man im Zusammenhang mit ihm vielleicht nicht sofort denken würde. Musikalisch gesehen haben sich bei ihm allerdings auch einige Dinge über die Jahre verändert – wenn man seine EP „18“ aus dem Jahre 2016 mal so betrachtet, wird man feststellen, dass diese ein reines Beat-Tape war! Obwohl Singen schon immer zu seinen größten und feurigsten Leidenschaften zählte, fing er bei dieser EP so langsam an, einige Vocal-Samples einzusingen. Erst bei  „Ward 8“ verspürte er den deutlichen Drang, mehr mit seinem Stimmchen zu zaubern: „Ich hatte dann einfach Lust, auf meine Beats zu singen und Woke-Up Sachen zu erzählen. Und damals war das ein ganz anderer Sound, die neue Platte is’ aus einer ganz anderen Richtung inspiriert.“ Heute hört er „Travis Scott“, damals mehr von „Mura Masa“. Seine Musik klingt immer so, wie er auf der Suche nach sich selbst eben gerade klingt. Von Phase zu Phase unterschiedlich, überraschend, doch immer energiegeladen, hoffnungsvoll und für Gänsehautmomente sorgend! 

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