Long Voyage – Deutsch-Kanadischer Epic-Folk
Long Voyage – Deutsch-Kanadischer Epic-Folk
Am 07.06 erscheint das Debütalbum der Leipziger Band Long Voyage um den kanadischen Frontman Nicolas Huart. Bevor ihr gleich den Artikel lest sei euch eines gesagt: Das Soundkartell findet, dass dort eine Neuerfindung des Folks stattgefunden hat.
Deutschland und Kanada trennen mehrere Tausend Kilometer. Die Distanz, die es dabei zu überwältigen gilt ist enorm und alt bekannt. Dass Musik zu Synergie-Effekten fähig ist, ist auch keine Neuigkeit und, dass sie grenzüberschreitend berühren kann auch nicht.
Die Frage die sich bei der Band Long Voyage allerdings stellt, ist die, wie man als Musiker nur von Kanada nach Leipzig kommen kann? Jenes Phänomen soll allerdings offen bleiben, denn wichtiger ist es zu beschreiben, wie sehr ein einziges Mitglied aus Nordamerika die Musik von vier weiteren Künstlern, die allesamt aus Deutschland kommen so beeinflussen kann, dass sich der Sound so grundlegend von herkömmlichen deutschen Bands unterscheidet.
Seit 2010 besteht Long Voyage so in dieser Form und touren in dieser Konstellation durch ganz Deutschland. Fast könnte man meinen, dass der Kanadier Nicolas Huart seine Mitmusiker mitnehmen möchte auf eine Reise. Jene Form der musikalischen Fortbewegung macht nun am 07.06 Halt und so veröffentlichen Long Voyage ihre erste Platte.
„Vertical“ wurde sie einvernehmlich getauft und nur so viel vorweg: „Vertical“ erzählt von sichtbaren und unsichtbaren Begebenheiten, die sich in den unendlichen Weiten von Zeit und Raum abspielen.
Dabei tauchen in den 10 brandneuen Tracks des Debüt allerhand Instrumente wie Trompete, Geige aber auch neumodische wie Synths auf. Die Arrangements der Titel gestaltet sich dabei multidimensional und wie sprechen bei Long Voyage zum sogenannten Future-Folk. In die typischen Folk-Elemente mischen sich dabei – um es verständlich zu machen – grundlegende, klassische Singer/Songwriter-Bausteine.
„Und was ist daran jetzt neu?“, mag der ein oder andere Leser nun fragen.
Nichts! Long Voyage erfinden für den einen Hörer kein Genre neu und entlocken den Instrumenten auch keine neuartigeren Klänge. Der Leipziger Band und dem kanadischen Frontman geht es vielmehr darum in der Musik Reiseerfahrungen zu verarbeiten bzw. aufzubereiten, wie wir unschwer am Namen erkennen können. Dabei sind Instrumente wie die Gitarre, die an die Einsätze von Calexico und im nächsten Moment an Snow Patrol erinnern oder das Schlagzeug sogenannte Triebfedern ihres Sounds.
Die Einflüsse aus dem Singer/Songwriter Bereich sind dabei relativ rudimentär und so setzen Long Voyage eher auf das große Ganze, die Band. Als Future Folk würden sie ihren Sound auch gar nicht beschreiben. Wenn sie müssten wäre es am liebsten Epic-Folk. Wobei Long Voyage schon so groß auftreten können, um mit ihren zehn Tracks behaupten zu können, eine Art Neuerfindung des Folks zu praktizieren. Die Größe ihrer Songs ist episch, fulminant und melancholisch zugleich.
Was das bedeutet hören wir beispielsweise im Opener und gleichzeitig der aktuellen Single „Rise/Fall“. Hier reihen sich sowohl Keyboardklänge, ein Akkordeon und die so tiefgängige Stimme des Frontmans ein.
[soundcloud url=“http://api.soundcloud.com/tracks/80223828″ params=““ width=“ 100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]
Es ist ja mitunter immer wieder so, dass wir uns als Hörer wundern, wie denn deutsche Bands tatsächlich klingen können. Bei Long Voyage überrascht das auch, aber dafür gibt es augenscheinlich eine durchaus plausible und kreative Erklärung: Nicolas Huart.
Nicolas Huart verleiht dem Sound der Band einen solchen internationalen Klang, dass wir uns darüber spätestens ab dem 07.06 nicht wundern dürfen, wieso Long Voyage eine Rolle spielen dürfte in den alternativen Charts der deutschen Radiosender in Berlin, Hamburg, München oder Stuttgart.
Eines sollte dem Leser und euch am Ende des Artikels klar sein: Long Voyage ist eine willkommene und überaus sehr feine Abwechslung zum alltäglichen Folk-Gedudel, das sogar bisweilen bayerische Radios erklimmt.