Leoniden – Jawoll, Alter

JAWOLL, ALTERRR!

Leoniden live in Hamburg

Leoniden live in Hamburg

…Anbei die Parole des Abends, ein Satz, der den letzten Freitag in der großen Freiheit nicht vortrefflicher hätte beschreiben können! Abriss mit den Leoniden. 

Im Publikum ein Typ, der durchgehend ’ne Krücke hochhielt, schweißtropfende Wände, fliegende Becher, Schlüssel, Zahnspangen – Jung bis Alt grölten, feierten und schubsten! Also, die gute Art von Schubsen. Die, bei der man sich erst durch ’nen ganzen Saal pfeffert, eventuell ein Rippchen bricht, man sich mindestens die Lippe aufschlägt und am Ende heulend in den Armen des Nebenmanns liegt. Nur 1000 Mal besser. Ein Abend mit den Leoniden, Deiner neuen Lieblingsband! 

Wieso, weshalb, warum? Weil die fünf Buben sich richtig das Popöchen aufreißen. Also nicht, dass sie’s nötig hätten… Im Vergleich zu einigen anderen Künstlern reden sie eben nich’ lange um den heißen Brei herum, gehen auf die Bühne, geben 110%, zerlegen mal eben alles in Schutt und Asche und hinterlassen ein Glücksgefühl der Zufriedenheit und des Komplett-Im-Arsch-Seins. Egal, ob sie vorher bereits fünf Wochen on Tour waren, ihre Klamotten und Instrumente durchschwitzen oder vor lauter Aufregung in den eigenen Verstärker kotzen. Ja ja, alles schon passiert, alles irgendwann vorgekommen (…) Und an jede Situation is’ gedacht, für alle Worst Case Fälle wurden Notfall-Pläne geschmiedet, um im Falle eines Falls präpariert zu sein – Vorbereitung is’ eben alles, und das wissen die Jungs!

Von 0 auf 100 auf 300

Seit Sekunde numéro uno standen sie wirklich unter Strom. Bevor es überhaupt losging, tobte bereits der Saal und rief immer wieder lautstark „LEEEEONIDEN, dübdübdüb, dübdübdüb“. 

Als sie dann endlich auf der Bühne standen, wurde nich’ lang gefackelt, sondern einfach gemacht. Binnen Sekunden bildeten sich die ersten Moshpits, binnen Sekunden stieg die Temperatur um mindestens 10 Grad an. Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, dass ich vor dem Konzert Wind von einem Gespräch zwischen zwei Security-Männern bekam – da meinte der eine noch so: „Oach, das wird ganz ruhig, is’ so’ ne Teenie-Veranstaltung!“. Ja, Teenie-Veranstaltung, pfff, dass ich nich’ lache. Da hat aber jemand gewaltig am Ohrfeigenbaum gerüttelt! Wer bei dem Namen „Leoniden“ an eine schnöde, geschniegelte Boyband denkt, is’ nu’ herzlich eingeladen, sich im Wald zu verbuddeln. Die Jungs haben Ecken und Kanten, sind herrlich ehrlich, strahlen unerträglich viel Energie aus und pfeffern widerlich viel Liebe um sich! 

Von einer Überraschung zur nächsten

Dies wurde nicht zuletzt durch grandiose Tanz-Einlagen und sweeten Anekdoten von Sänger Jakob unterstützt! Der Gute versteht es, einen ganzen Saal zu unterhalten, führte Konversation mit 1400 Leuten und schaffte es, mich derartig zum Lachen zu bringen, dass mir fast schon die Tränchen kamen….  Ach, und Blond standen übrigens auch einfach mal so, so ganz, ganz spontan und plötzlich auf der Bühne und schmetterten den Brecher-Track „That’s Not My Name“! Und damit nich’ genug sprang Jakob dann schlussendlich noch ins Publikum, ließ sich von der bunten Meute von A nach B tragen und packte es – man weiß bis heut nich’ wie – immer noch, ins Mikro zu grölen, die Töne zu treffen und heil wieder auf beiden Beinchen on stage zu landen. Ja hola, oh Wunder…

Leoniden live in Hamburg

Leoniden live in Hamburg

Unterm Strich 

Wirklich jeder Hit ein Brecher. Ich bin mit einem super sweeten, watteweichen Wölkchen-Gefühl aus der großen Freiheit heraus und hab’ meinen 15minütigen Nach-Hause-Weg-Spaziergang durchgehend damit verbracht, wie ein Honigkuchenpferdchen zu grinsen. Ein schnuckeliger Abend, der mich beinah dazu veranlasst hätte, Tickets für die vierte ihrer „Kids Will Unite“ – Tour im Herbst zu kaufen. Und wenn ich Tickets sage, meine ich mehrere. Für mich allein. Aber überall. 

Schwiegersohn-Potential

Mal unabhängig davon, dass die Leoniden ’ne entzückende Band sind, sind sie menschlich nur noch entzückenderer! Mit zu dem Konzert nahmen sie eine Spendenbox und baten darum, dass jeder ein, zwei Groschen entbehrt, um Hilfsprojekte für Flüchtlinge zu unterstützen. Liebevoll kümmerten sie sich auch um ihre Fans, antworteten im Nachhinein auf verlinkte Instagram-Stories, kommentierten Bilder, und und und…Aber nicht nur auf der Bühne gehen sie ab wie Schmidts Katze, monatelang zuvor trafen sie sich freitags in einem kleinen Studiokabuff in Kiel, schlugen sich Tage und Nächte um die Ohren, um ihre zuletzt veröffentlichte Platte „Again“ ins Leben zu rufen! Da wurden nicht einfach wahllos irgendwelche Songs zusammengekloppt, da wurde viel experimentiert, viel Input und Output geliefert und schlussendlich auch vieles weggeworfen. Bis alles stimmte, bis sie mit dem kleinsten Detail zufrieden waren. 

Die Leoniden sind ein bunter Mix aus fünf absolut schrägen Typen, die sich selbst als absolute Freaks betiteln. Jeder verfolgt das Ziel, den besten Song aller Zeiten zu schreiben und somit die anderen in der Band auszustechen – dies wird mit selbsterlegten Deadlines gemixt und schwupp, kommt ein Meisterwerk nach dem anderen zum Vorschein, das mal den Titel „Sisters“ trägt, mal den Namen „People“. Sie stehen voll und ganz hinter dem, was sie da treiben, da wird nichts eben mal wischiwaschi hingerotzt, weil man unter Zeitdruck steht und die Platte schon nächsten Mittwoch wieder raus muss, nein nein nein. Da geht’s um Emotionen, um Leidenschaft, um das Gefühl, das die Musik bei den Hörern kreieren soll! 

Jakob meint, dass ein guter Song erst dann ein guter Song wär’, wenn die anderen ihn gut fänden und danach seine Mutter ihn auch noch gut fände. Er will ihr nich’ erst erklären müssen, warum dieser gut sei. Das is’ ungefähr so wie mit dieser Rezension hier: ich muss gar nicht erst erklären, wieso weshalb warum die Leoniden geil sind. Gebt Euch’n Konzert von den Burschen, live und in Farbe, und ihr werdet wissen, was ich meine – Jawoll, Alter!

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