KYTES Interview

Im Interview: KYTES aus München „Wir sind eben anders als die anderen Bands!“

Comeback aus München: KYTES sind zurück! ; Fotocredit: Christop Schaller

Comeback aus München: KYTES sind zurück! ; Fotocredit: Christop Schaller

Es ist wohl eines der längsten Interview hier beim Soundkartell überhaupt. Wir haben uns mit der Münchner Indie-Band KYTES ausführlich über ihr Comeback unterhalten.

Blind Freddy ist Geschichte. Das Projekt ist abgehakt. Mit neuem Elan und Motivation haben sich die vier Münchner nun einen neuen Namen gegeben und auf Los geht es los. Dazu haben sie sich ein Konzept zurecht gelegt und sich Partner und Supporter gesucht, die sie und ihre Musik tatkräftig unterstützen. Der Stein wurde jetzt letzte Woche mit ihrem neuen Video ins Rollen gebracht.

Grund genug die sympathischen Jungs hier bei uns beim Soundkartell zu Wort kommen zu lassen. Wir haben uns am Samstag lange mit ihnen am Telefon unterhalten. Wir freuen uns, dass es KYTES geschafft haben, den so genannten Turning-Point zu finden.
Am Freitag spielen sie ein erstes Konzert im Strom in München.

Wie geht`s Euch so?

KYTES: „Uns geht`s voll gut! Freitag in einer Woche (12.06.) spielen wir unser erstes Konzert mit dem neuen Projekt im Strom, München und wir proben jeden Tag. Doch ich glaube uns geht`s voll gut im Moment!“

Ihr seid wahrscheinlich krass im Stress für nächste Woche oder?

KYTES: „Schon irgendwie. Im Kopf macht man sich schon ’nen Stress. Wir sind nächste Woche Dienstag beim BR und spielen da zwei Songs live ein für die Band der Woche. Ansonsten müssen wir schon nochmal zwei mal oder drei mal proben.“

Was ist das nächste Woche dann eigentlich genau, eher ein Revival-Konzert, ein Comeback sozusagen oder?

KYTES: „Joa genau. Es ist keine Release-Show. Wir haben ja erst mal einen Song über Soundcloud raus. Aber wir sagen`s mal so „Hey, wir haben jetzt ein neues Projekt und es ist unser erstes Konzert!“ Wir haben echt ewig lange nicht mehr in München gespielt, fast zwei Jahre.“

Das war ja jetzt eine ziemlich lange Pause…

KYTES: „Ja, es hat halt gedauert dieses ganze Projekt aufzubauen. Ein Konzept zu entwickeln und mal mit einer Strategie dahinter. Und auch um coole Leute zu finden, die da auch mit einem Plan und vollem Elan und voller Energie dahinter stehen. Das haben wir jetzt ganz cool hinbekommen, glauben wir. Wir haben ein cooles Team hinter uns und das läuft halt jetzt so an. Schauen wir mal was da dann noch so passiert.“

Heißt ihr habt da alles komplett umgestellt oder?

KYTES: „Also das einzige, was glaube ich gleich geblieben ist, ist die Besetzung. Also es sind immer noch die vier selben Dudes wie früher. Aber wir sehen das jetzt auch nicht so: Wir haben uns jetzt umbenannt von Blind Freddy. Sondern das ist wirklich ein ganz neues Projekt. Wir spielen auch keine alten Songs mehr. Es ist alles neu.“

Ok. Und wann war da so der Gedanke da bei dem ihr dachtet: Ok stopp, wir müssen alles komplett reseten?

KYTES: „Ich glaube das haben wir gemerkt, als wir im Studio waren. Als wir vor knapp einem Jahr angefangen haben, das erste fertiggeschriebene Material aufzunehmen, haben wir gemerkt, dass das nichtmehr das ist, was wir mit Blind Freddy damals angefangen haben. Blind Freddy haben wir angefangen, als wir so 14 oder 15 waren – als Schülerband – und haben uns jetzt gesagt, dass wir da doch mehr Ambitionen haben. Die Musik hat sich ein bisschen verändert und wir wollen jetzt einfach nochmal von vorne starten. Wir nehmen die Sache an sich jetzt auch ernster und wir hatten einfach keinen Bock mehr Blind Freddy zu heißen. Wir wollten einfach weg von diesem Schülerband-Image und hinaus in die weite Welt. Dafür haben wir dann einen neuen Namen gebraucht, was kurzes und knackiges. Es war aber geil, weil Blind Freddy klang ein bisschen kindisch. Das haben wir uns ja auch damals als kleine Scheißer überlegt.“

Aber es gibt ja trotzdem auch die Chance innerhalb des Projekts zu sagen wir müssen uns verändern ohne den Bandnamen zu wechseln. Ihr habt da scheinbar einen sehr radikalen Weg gewählt.

KYTES: „Irgendwie haben wir das halt auch gebraucht und das durch einen neuen Namen, den auch alle cool finden und den wir auch gerne selbst sagen. Also uns passiert es zwar immer noch, dass uns die Leute fragen wie wir heißen. Wir sagen dann „Ja KYTES!“ und die dann nur so: „Ah wie KYTES?“. Aber es ist auch nicht so einfach einen Namen zu finden, den auch jeder nach 1 Sekunde auch versteht ohne nachzufragen.“

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Hattet ihr Euch nicht überlegt umzuziehen nach Berlin oder Hamburg?

KYTES: „Uns taugt`s hier schon. Deshalb eigentlich nicht. Das Ding ist halt, dass wir hier alles haben, was wir so brauchen. Wir sind alle hier geboren, wohnen alle hier, haben unseren Proberaum hier. Es ist einfach grade alles cool hier so. Es gab also noch nicht die Überlegung, denn für uns wäre das nicht so der Mehrwert, wenn wir wo anders hinziehen würden. Auch die Freunde und Helfer, die uns supporten sind auch hier in München. Wir könnten jetzt also in Berlin nicht besseres neues Zeug produzieren. Weil hier einfach alles passt. Unser Produzent, mit dem wir zusammenarbeiten, ist aber nach Berlin gezogen. Das heißt wir werden dort im Sommer schon auch was aufnehmen. Das Ding ist, dass wir überhaupt nicht das Gefühl haben, dass die Szene hier in München kaputt ist oder, dass man hier nicht reifen könnte. Es gibt sehr viele neue und coole Künstler hier in München.“

Das wäre halt jetzt bei mir der erste Gedanke bei einem Reset, sich eine neue Stadt zu suchen um neuen Input zu bekommen.

KYTES: „Joa, wer weiß. Vielleicht werden wir das auch irgendwann mal machen. Dann wird es aber höchstwahrscheinlich nicht Deutschland werden. Sondern wenn dann eher Österreich! (lacht). Ne, irgendwo im englischsprachigen Raum.
Außerdem, wenn man gerade cool sein will, dann muss man eh nach Wien gehen und nicht nach Berlin. Das habe ich letzthin auf einer Party erfahren.“

Warum ist es seit 2011 retroperspektivisch nicht so entwickelt wie ihr es Euch vorgestellt habt?

KYTES: „Naja, also es hat sich ja nicht negativ entwickelt. Wir haben ja viele Konzerte gespielt und waren auch viel unterwegs. Wir haben damals ja mit s.Oliver ja eine Road-Show gemacht. Das ging den ganzen Sommer 2012 und haben da dann auch bei Rock im Park und Rock am Ring gespielt. Das sind halt Sachen, die wir nicht geplant hatten, die aber funktioniert haben. Das fanden wir ja auch alle voll geil. Ja und dann die letzten zwei Jahre haben wir halt viel geplant, wie es jetzt weiter geht. Das entstand eigentlich alles im Studio. Wir sind ja nicht so weiter gekommen, wie wir das wollten und dann haben wir andere Gedanken gemacht. Also es war nicht so: „Boah, es läuft gerade überhaupt nicht mit der Band. Wir spielen nur noch schlechte Konzerte und es kommt keiner mehr zu unseren Konzerten!“. Sondern es war eher so, dass wir uns selbst gesagt haben, dass wir uns gerade in einem kreativen Prozess befinden und dass wir da unter Blind Freddy einfach nicht mehr weiterkommen. Wie gesagt es war einfach schwer einfach so weiter zu machen. Also nicht musikalisch, sondern Marketingtechnisch. Das ganze Zeug ohne Management aufzuziehen und ohne Leute, die da dahinter stehen. Genau das haben wir jetzt mit KYTES gefunden und wir haben das genauso gebraucht wie die Leute, die uns schon kannten. Die sind jetzt mit dem neuen Konzept am Start.“

Heißt ihr habt jetzt eben auch mal ein Management im Rücken und es bringt Euch auch dieses berühmte nächste Level weiter wahrscheinlich oder?

KYTES: „Genau. Also allein das Vertrauen, das man spürt, dass andere Leute total an dich glauben und dir helfen und immer für dich da sind. Das bringt es total! Wir können uns jetzt einfach mehr auf die Musik konzentrieren und auch an unserer Show arbeiten. Und nicht die ganze Zeit überlegen: „Ok was müssen wir als nächstes auf Facebook posten?“.“

Mit Indie seid ihr jetzt nicht besonders innovativ. Warum brauchen wir aber Euren Indie?

KYTES: „Das ist jetzt aber eine gemeine Frage. Hmh, das kann man aber auch schwer sagen, denn die Leute kennen jetzt genau ein Lied und wir haben in den letzten zwei Jahren ja auch nicht nur ein Lied geschrieben. An sich glaube ich, um das zu verstehen, erst mal die nächsten paar Lieder anhören, die dann kommen um dann wirklich zu kapieren, was KYTES ist. Also man kann einen Bruch auch nicht nach zwei Seiten beurteilen. Ja, aber warum braucht ihr uns? Hmh, vielleicht weil wir halt einfach bessere und geilere Musik machen! (lacht) Und weil wir eben anders sind, als die anderen Bands.“

Hier in UK zum Fotoshooting: KYTES geht es gut!; Fotocredit: Christoph Schaller

Hier in UK zum Fotoshooting: KYTES geht es gut!; Fotocredit: Christoph Schaller

Ich hatte mir Euer neues Video angeschaut, das jetzt Premiere gefeiert hat. Wie ist das Musikvideo denn entstanden?

KYTES: „In einer Zusammenarbeit. Also wir haben da zwei gute Freunde von uns, den Christoph und den Ferdinand. Die machen so alles Visuelle mit uns zusammen, also Fotos, Videos und auch ein bisschen mit am Konzept. Und wir haben halt gesagt, dass wir Bock haben ein Video zu machen, in dem wir uns als Band das erste Mal vorstellen, wo es also eigentlich ein reines Bandvideo werden soll und nicht irgendwie mit Schauspielern oder krassen visuellen Effekten. Und dann haben die eben die Idee gedacht, wie man uns so als Band vorstellen kann und ihnen kam dann die Idee mit den Farben. Heißt jedes Bandmitglied hat da eine eigene Farbe und man kann gut sehen, wer die Band ist. Ja also, dass wir eben vier Typen sind, von denen jeder so sein eigenes Ding mit in die Band reinbringt. Und dass es auf die Leute abzielt, uns einzeln kennenzulernen und zwar so, dass man sogar Fans nicht nur von der Band allgemein wird, sondern auch von den einzelnen Personen. Dass man also Fan wird von den einzelnen Charakteren in der Band, so wie früher eben.“

Somit wird das Video ja zum Übermittler des Konzepts, oder?

KYTES: „Ja voll. Das kann man genau so sagen. Man sieht ja auch, dass das Video total einfach gemacht ist. Und dass wir nicht sagen: Wir fahren nach L.A. Und organisieren uns da Helikopter. Das können wir uns ja eh nicht leisten (lacht). Es sollte eben ganz einfach sein und wir hatten aber auch Bock auf ein Performance-Video. So sehen uns die Leute auch spielen. Wobei die Idee jetzt nicht zu 100% von uns kam, sondern wir haben das eben mit den Kollegen, die uns da geholfen haben zusammen ausgearbeitet.“

Wie schwer habt ihr es Euch selbst vorgestellt wieder im Musikbusiness aufzutauchen?
Und wie schwer war es wirklich?

KYTES: „Also wir haben es uns auf jeden Fall schon schwer vorgestellt, weil wir halt auch echt lange weg waren. Unser letzter Facebook-Post von Blind Freddy ist bestimmt locker 1,5 Jahre her und wir hatten schon so ein bisschen Schiss, dass uns keiner mehr kennt und uns auch keiner mehr hören will. Wir haben uns das auf jeden Fall nicht leicht vorgestellt und es ist aber auch gar nicht leicht. Das Problem in unseren Köpfen war, dass wir nicht wussten wie die Leute letztlich auf unsere Musik reagieren, den harten Schnitt aufnehmen. Als wir dann diese Erklärung auf Facebook gepostet haben und die dann auch gut ankam, haben sie uns dann auch gleichzeitig die „Angst“ genommen. Schwer war`s dann nicht, denn im Endeffekt war es dann doch ganz leicht. Wir freuen uns jetzt umso mehr, dass die Leute noch dabei sind und es auch noch immer mehr werden. Das verleiht uns dann die nötige Lust da auch weiter zu machen. Vor allem ist das Feedback von den Leuten, die uns davor noch nicht kannten, viel besser. Also wenn man jetzt zum Beispiel den Leuten, die man entfernt kannte, das neue Paket mit ein paar neuen Songs, ein paar Bandfotos und einer Erklärung dazu zu schickte, kam bisher immer ein durchgehend positives Feedback. Bei Blind Freddy war`s dann doch schon auch teilweise so, dass da mal nichts zurück kam oder es Leute gab, die das gar nicht gut fanden. Das ist schon ein gutes Gefühl, dass man Leute schon von Anfang an überzeugen kann, obwohl noch nicht so viel da ist.“

Das ist mir auch aufgefallen. Dass Euch dieses Comeback einen neuen Schub gegeben hat und Euch auf ein neues Level gebracht hat.

KYTES: „Das ist echt schön, dass du das sagst! Du kennst uns ja auch schon länger und da ist es ja auch wichtig, dass es denen wie dir gefällt, die uns schon länger kennen. Und eben nicht sagen, dass sie sich jetzt verstellen und wollen auf Teufel komm raus cool sein. Deswegen dachten wir uns ja auch, dass wir jetzt „Inner Cinema“ rausbringen, ein Song, der jetzt vielleicht noch am ähnlichsten ist zu den vorigen Songs. Also so, dass wir diejenigen Leute mitnehmen konnten, die uns auch vorher schon mochten.“

Wie war das denn dann bei Euren Sachen, die schon im Netz sind, wie die Videos auf YouTube, habt ihr die alle gelöscht?

KYTES: „Also gelöscht haben wir jetzt keins und wir haben auch nicht die Leute angeschrieben, die uns bei Konzerten gefilmt haben, „Hey nehmt das Video runter, die Band gibt`s nicht mehr!“, sondern wir stehen ja zu Blind Freddy. Das ist ja keine Sache, mit der wir nie wieder etwas zu tun haben möchten und vergessen das komplett. Aber dadurch, dass wir jetzt mit KYTES jetzt einen komplett neuen Account machen, pflegen wir den alten Account natürlich nicht mehr. Für uns sind Blind Freddy und KYTES einfach zwei verschiedene Bands.“

Ich kenne das zum Beispiel vom Projekt Herr von Grau so, der für sein neues Projekt Lemur den alten Account verwendet hat. Da habt ihr Euch dann ja auch konkret dagegen entschieden einen neuen Account zu gründen, ansonsten wäre es ja doch deutlich schwerer geworden oder?

KYTES: „Ja das kann gut sein. Unsere Idee war einfach, dass wir gerne halt noch die ganzen Leute, die wir noch erreichen eben mitnehmen. Wir wollten einfach, dass die Leute, die uns z.B. schon auch mal auf Festivals gesehen haben und da schon am Start waren, eben auch weiterhin am Start sein können. Und dann eben zumindest die Option haben: Ok, das finde ich immer noch cool oder, dass sie sagen können „Ok, es wurde jetzt umbenannt und mir gefällt das neue Zeug nicht“, dass sie dann eben die Seite einfach „entliken“ können. Wir haben uns ja auch als Band nicht aufgesplittet. Die Leute warten eben schon seit zwei Jahren und wenn wir jetzt eine neue Seite aufgemacht hätten, hätten die auf der alten Seite einfach noch gewartet und gewartet und wären dann vermutlich nicht mitgegangen.“

Sind denn die alten britischen Einflüsse wie z.B. von den Arctic Monkeys geblieben?

KYTES: „Also ich würde sagen, dass die alten Sachen wie die Arctic Monkeys oder The Strokes schon geblieben sind. Nur, dass wir halt wie gesagt neue Sachen am Start haben z.B. ein paar elektronische Sachen, ein paar Soundbetten, ein paar Synthies, mal ein Klavier am Start. Ja es ist alles ein bisschen danciger und ein bisschen funkiger vielleicht und ein bisschen weniger vom Rock vielleicht. Aber an sich sind die Wurzeln so geblieben.“

Seht ihr Euch denn aktuell bei dem Synthie und Electro-Pop Trend nicht auch als Opportunisten und seid deshalb auch noch auf den Zug aufgesprungen?

KYTES: „Also ich denke mal, die Idee war jetzt nicht auf den Zug aufzuspringen, weil das jetzt alle irgendwie mega cool finden. Sondern, dass hauptsächlich wir auch die Musik cool finden und schon immer auch die Musik machen konnten und wollten, die wir selber auch gerne hören. Für uns ist das dann ganz natürlich in diese Richtung gelaufen, weil wir selbst diese Art von Musik auch gerne hören. Die Musik, die du ja persönlich auch gerne hörst ist ja immer auch eine Inspiration für dich. Was gerade in ist, kann man eh gar nicht mal so zu 100% abtrennen.“

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