Feature: Ro Bergman „Hi Lo“ EP

Ro Bergman EP Review „Hi Lo“

Ro Bergman neue EP „Hi Lo“; Fotocredit: Peter Rigaud

Es hat sich sicherlich einiges aufgestaut in Ro Bergman. Er versucht in seinen neuen Songs der EP “Hi Lo” genau dieses Gefühl auszudrücken. Endlich wieder raus, etwas erleben, Live-Konzerte, unter Menschen. All das hat sich in den vergangenen Monaten nicht nur in einem selbst aufgestaut. Für PsychologInnen ist das dann doch recht einfach zu entschlüsseln. Und, dass MusikerInnen jetzt mit ihren Releases versuchen dieses Verlangen nach Erleben, neuer Intensität und Kommunikation aufgreifen erscheint mehr als logisch. In seiner Single “Wake”, die im April erschien bat er schon darum “Can you wake me up a little sooner”? Kann es bitte endlich wieder losgehen?

Doch Ro Bergman will nicht einfach nur reduziert werden auf eine Zeit nach der Pandemie. Seine Songs sollten auch dann noch nachhalen, wenn alles vorüber ist. Ein Anspruch, der von seiner Seite mit recht formuliert wurde, wenn man sich die fünf Songs auf der EP durchhört. Mal extatisch, mal sehr in sich gekehrt und leicht traurig wie in “It’s alright”. Ein Song, der die Befindlichkeit nach der langen Pandemie ganz gut auf den Punkt bringt. Es geht schon irgendwie. Irgendwie haben wir es jetzt durch geschafft. Aber es schwingt schon eine ordentliche Portion Traurigkeit mit bei Ro Bergman. So ganz ok ist es wohl doch nicht.

Ro spielt ganz bewusst mit den Grenzen zwischen Stillstand und Tatendrang, Ruhe und Aufbruch, Traum und Erwachen. Gerade bei obigem habe ich mich selbst ertappt. In den ersten Wochen, in denen alles wieder möglich schien, traute man sich nicht und hatte trotzdem eine Art Fomo. Ungeimpft, mit all dem Mist, den man lesen, sehen und erfahren musste im Hinterkopf, konnte es nicht einfach so auf Fingerschnippen wieder los gehen. Andererseits ist das Leben zu kurz, um darüber zu lamentieren.

Es ist eine sehr intensive EP wie ich finde. Ro Bergman experimentiert zwischen unterschiedlichsten Gefühlswelten und gibt uns mal Balladen, mal Electro-Pop, mal Indie oder gar Rock Schnipsel mit auf den Weg. Es ist aber durch und durch eine wirklich authentische Platte, die ein großes Hörvergnügen auslöst, was mittlerweile bei EPs selten passiert, da der große „AHA“-Effekt schon durch Single-Releases verpufft ist. Der Österreicher hat hier ein kurzweiliges, aber für ihn umso größeres Werk geschaffen.

 

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