Boy Android – Wohltemperierte und dosierte Popmusik aus München

Boy Android

In der Folge bayerischer Bands bleiben wir in der Landeshauptstadt München und stellen euch vier Münchner Hagen, Manuel, Hannes und Benjamin vor, die schon seit nunmehr 9 Jahren zusammen musizieren: Boy Android

Den Begriff „Android“ ordnet man eher einem Betriebssystem zu. Doch Boy Android, das ist übersetzt ein Junge, dessen Körper in einem Roboter steckt.Gut, diese Beschreibung bringt einen jetzt auch nicht viel weiter, um sich vorstellen zu können, wer Boy Android ist, und welche Musik sie machen.Man kann lediglich ausschließen, was sie nicht sind: mechanisch, steif oder gar fremdbestimmt.

Im Gegenteil, die vier Jungs gehen seit etwa 9 Jahren ihren eigenen Weg und lassen sich davon so schnell nicht wieder abbringen. Und steif wirkt ihr Auftreten absolut nicht. Am 04.05.12 stellten Boy Android ihr Debütalbum „walk/run/flee“ im Atomic Café in München vor. Es ist ja nicht so, dass die Jungs sich noch keinen Namen in München erspielt hätten. Man kennt sie und man schätzt sie, insbesondere ihre Live-Auftritte hinterlassen beim Zuhörer einen bleibenden Eindruck. Und so verhält es sich auch bei ihrem Debüt.

Hier findet der Hörer 12 gut produzierte und sehr intelligent klingende Songs. Musik kann durchaus intelligent klingen und das gelingt Boy Android mit durchdachten Arrangements, einer klaren Linie und einem spürbarem Drang nach Perfektion. Nun wollen sie wirklich alles richtig machen, um endlich den großen Sprung in der Musikbranche zu nehmen.

Und diesen Sprung nehmen sie, wenn man das Album ganz durchgehört hat mit Leichtigkeit, denn man merkt, dass sich die Jungs aus München redlich viel Mühe gegeben haben.

Den Anfang macht „Control“ damit, dass er mit einem gekonnten Riff langsam aufbaut, um dann etwas Schwung und Elan mitzunehmen. Auffällig ist die markante Stimme von Hagen Fiedler, die im gesamten Werk eigentlich nie wirklich ausbricht, sondern eine klare und wohlklingende Linie fährt. Der Track strotzt vor Kleinigkeiten und Verspieltheiten und gut dosiert taucht auch ein verzerrtes Riff auf.

Weiter geht es mit der Nummer „Out In The Mist“, die einen nicht kalt lässt, im Gegenteil hier wird man mitgenommen auf eine angenehme verträumte Reise die gewisse romantische Züge aufweist. Vor allem dann, wenn das so zarte „Could be“ erklingt. Der Song bleibt im Ohr und möchte dringend öfter gehört werden. Genauso wie bei „My Love“. Auch hier dominiert eine wunderschöne Melodie und im Refrain bricht der Song sogar etwas aus und die Riffs werden etwas lauter. Schön abwechslungsreich haben Boy Android das Album eingespielt. Denn „Arise“ federt etwas ab und schafft gleichzeitig dann doch etwas Großes. Mittlerweile möchte man meinen, man hat es hier mit einer etablierten britischen oder amerikanischen Band zu tun. Aber nein, diesen Klang produzieren vier bodenständige Münchner, die es mit den restlichen 8 aufwartenden Tracks schaffen eine ruhige und getragene Platte geschaffen zu haben, die jedoch in keinem Moment zu melancholisch wirkt. Auch „Golden Lights“ wartet mit einem perfekt konzipierten Refrain auf, und alles was drumherum geschieht hört sich sehr reif und routiniert an.

Es folgt mit „How Come We Don`t Dance“ ein etwas getragener und folkiger Track, der alles wieder etwas setzen lässt. Die Musik passt perfekt auf einen lauen Sommerabend,bei dem man mal zur Ruhe kommt und alles um einen herum ausblendet.

Auf dem gesamten Album wirkt es fast so, als ob man den Zuhörer eher streicheln möchte bzw ihn im jeden Fall berühren möchte, ohne ihm weh zu tun. So verschwimmt das Debüt in der Mitte der Tracks mit „The Hours“ und „Where Are You“ etwas. Was absolut nicht als negativ gewertet werden sollte. Im Gegenteil, man sollte es eher so sehen, dass man immer tiefer in den so sanften, eleganten und eingängingen Sound eintaucht.

„Anatomy Of A Scattered Night“ entfaltet sich dabei als peferkter „Reisetrack“. Das heißt man hört ihn zum Beispiel auf einer Zugreise und einem Flug, während alles andere wie im Fluge an einem vorbeizieht. Ein wirklich sehr schöner Track. „Wide Awake“ wirkt dagegen wieder etwas ruppiger und mit „This Is Not London“ endet ein sehr schönes verträumtes und wirklich nahezug perfekt produziertes Album. Auffällig ist, dass fast kein Track unter vier Minuten lang ist. Das bedeutet, dass sich Boy Android  wirklich Zeit nehmen in ihren Songs. Dem Hörer aber auch keine kurzen Singalongs präsentieren. Im Gegenteil, Boy Android haben hier den Sprung geschafft, ein klares, lineares und klanglich schönes Album produziert zu haben. Dieses wird hierzulande am 15. Juni erscheinen, und man sollte hierfür das nötige Geld in die Hand nehmen. Man kann sich für die Münchner mitfreuen und nur hoffen, dass man ihre Musik würdigt. Wer Boy Android in nächster Zeit live sehen möchte kann dies am 03.August auf dem free&easy Festival in München tun.

Ein Eindruck, welch gute Musik aus der Landeshauptstadt kommt, könnt ihr hier mit „My Love“ hören:

[soundcloud]http://soundcloud.com/boy-android/my-love[/soundcloud]

 

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