Beatstalker
Bayerische Band der Woche im Interview
Wir möchten Euch zum Start in den Monat September eine besonders gute bayerische Band vorstellen. Es handelt sich um die HipHop Crew Beatstalker. Das Soundkartell hat sich mit den Jungs über aktuelle geopolitische Spannungen, Klischees über HipHop Künstler, deren neues Album und vieles mehr unterhalten. Das ganze Interview lest ihr hier.
Viele HipHop Bands stehen unter anderem auch im Schatten von Blumentopf. Dass HipHop gerade in Bayern aufblüht, liegt vor allen Dingen auch daran, dass vielerorts mit so manch schwerwiegendem Klischee aufgeräumt wird. Darüber haben wir uns ausführlich mit den Herren der Beatstalker unterhalten.
Soundkartell: Stellt Euch doch mal kurz vor.
Beatstalker: “Gestatten, wir sind Beatstalker: Tom Doolie, Haus-und Hofproduzent, Whusnek, MC, Producer, Pianoman, Ray, ebenfalls Producer und Green MC.”
Soundkartell: Vor einigen Monaten habt ihr Euer Album “Magnitude 14” herausgebracht. Erklärt doch mal, was uns bei erstmaligem Abspielen erwartet.
Beatstalker: “Euch erwarten 15 Tracks mit Raps und Beats, die widerspiegeln und ausdrücken wie wir uns damals, als das Album entstanden ist, gefühlt haben, was so in unseren Köpfen abgegangen ist. Also einiges. Reflektion des Seelenlebens sozusagen. Oder um es gemäß dem Albumtitel auszudrücken: ein musikalisches und lyrisches Erdbeben, das aufrüttelt, produziert von Erschütterten. Aber jeder soll sich da sein eigenes (Klang)Bild machen.”
„Der Zeitgeist fickt die Kunst, er engt sie ein, raubt ihr die Luft zum Atmen und hemmt ihr Wachstum.“
Soundkartell: Welchen Stellenwert haben die klassischen oldschool Beats wie wir sie nennen in Euren Tracks?
Beatstalker: “Ich finde es immer schwierig da zu kategorisieren: Ob jetzt Old-School, New-School, oder Was weiß ich-School: Hauptsache wir fühlen es. Wir selbst sehen uns da in keiner Schublade. Eins ist aber auf alle Fälle sicher: Wir alle haben die Liebe vor allem zu Jazz, Soul, Funk, Psychodelic Rock und Klassik gemeinsam, entsprechende Einflüsse bilden dann auch das Fundament für die Instrumentals. Manchmal sitzen wir stundenlang im Studio, hören Platten an und freuen uns. Darüber, was manche Menschen musikalisch so zustande gebracht haben. Das inspiriert ziemlich krass.
Wenn wir einen Beat machen, dann muss er einen ganz bestimmten Vibe transportieren, der mit Worten nur schwer zu fassen ist. Das überlassen wir lieber den Musiktheorieexperten oder Feuilletonisten. Geile Harmonien und geile Grooves, bei denen du Gänsehaut bekommst und emotional gepackt wirst, das ist auf jeden Fall wichtig. Mit minimalistischen Beats, die nur aus billigen Synthiemelodien mit zwei, drei Tönen bestehen, können wir nicht viel anfangen, da entsteht irgendwie kein Feeling, egal wie gut und hochwertig das ausproduziert sein mag. Was aber nicht heißen soll, dass wir gar nicht mit Synthies arbeiten und alles Moderne kategorisch ablehnen. Die Mischung macht‘s. Und wie gesagt, das Gefühl muss stimmen.”
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Soundkartell: Gibt es Eurer Meinung nach Elemente, die den bayerischen HipHop/Rap von dem aus anderen Regionen Deutschlands abgrenzt?
Beatstalker: “Zum Teil schon, ja. Kommt darauf an welche Künstler man betrachtet. Einige rappen ja mit urbayerischem Dialekt, das ist auf jeden Fall ein Stilelement, das unverkennbar abgrenzt, z.B. von den Jungs aus dem Norden. Wenn man dann auch noch traditionelle Volksmusik- und Lifestyle-Elemente beimischt, erst recht. Allgemein musikalisch gesehen aber eher weniger. Es gibt auch in Bayern die komplette Palette: Gangster-Rap, so genannten Conscious-Rap oder solcher der es gerne wäre usw. Auch hier gibt es Kids, die auf Trap-Beats rappen, genauso wie es Hipster-Rap gibt, oder Jungs, die ausschließlich die klassische BoomBap-Schiene fahren. Da sehe ich jetzt keine großen Unterschiede zum Rest des Landes, bis auf einige Worte und den Wortschatz allgemein natürlich. In Bayern sagt man Oida statt Alter, Digger oder Chabo. Host mi?
Klar, der prozentuale Anteil von Gangsterrap im Vergleich zu Berlin ist auf jeden Fall geringer. Aber jede Region hat was zu bieten. Innerhalb der so genannten deutschen Szene gab und gibt es teilweise immer noch ein gewisses Image von HipHop aus Bayern, speziell aus München. München ist oft als „Bonzenrap“-City verschrien, als großbürgerliche Mittelstands-Studentenrap- oder Spaßrapstadt, weil es da angeblich keine echten Ghetto-Gs mit Street-Credibility gibt. Ich hab mich oft gefragt, warum es da teilweise so ein Gehate gibt, obwohl es hier wirklich sehr viele geile Künstler sind, die was zu sagen haben. Hat wahrscheinlich schon mit der wirtschaftlichen Lage und sicherlich auch mit der großkotzigen Selbstsicht und Darstellung Bayerns z.B. in der Politik zu tun. Geh mal zum politischen Aschermittwoch in Passau und du weißt was ich mein. Dem Großteil geht es, glaubt man den Statistiken, zumindest finanziell gesehen ja doch ganz gut und auch die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zu anderen Bundesländern recht niedrig. Aber wie überall gibt es auch hier massig Probleme und ich kenne einen Haufen Leute, die richtig strugglen müssen. Ich finde nicht, dass ausschließlich eine Ghettoherkunft zu HipHop-Musik legitimiert, so eine Sicht ist ziemlich engstirnig. Naja, diese Städtebattles jedenfalls fand ich sowieso schon immer totalen Kindergarten. Lächerlich….Entweder die Musik ist geil oder eben nicht, da ist es doch völlig irrelevant aus welcher Stadt man kommt. Aber dieses animalische Revierverhalten ist dem Menschen eben immer noch immanent und die Rapszene ist eben auch eine Männerdomäne, da ist extrem viel Testosteron im Spiel. Da fällt mir ein, dass ich mir den neuen Planet der Affen unbedingt noch ansehen muss.”
Soundkartell: Wo seht ihr die Entwicklung bayerischen HipHop/Raps innerhalb der bayerischen Musikszene? Täuscht der Eindruck, dass andere Genres wie Rock, Alternative und Pop “bevorzugt” werden?
Beatstalker: “HipHop-technisch tut sich im Moment einiges und gefühlt feiern immer mehr Menschen in Bayern, ob jung oder alt, vor allem diese Native-Bavarian-Bewegung. Ich bin gespannt, ob und in welchem Ausmaß das auch jenseits der Landesgrenzen Anklang findet. Immer mehr Künstler tauchen neuerdings auf dem Radar auf, die auf bayerisch rappen und sehr viele Bayern finden das geil, weil sie sich mit der Sprache und den Themen identifizieren können. Aber HipHop und „Hochdeutsch-Rap“ aus Bayern war ja eigentlich schon immer teil der bayerischen Musikszene. Aber auch hier stelle ich gefühlt schon einen Zuwachs im Vergleich zu früher und eine festere Etablierung und Akzeptant in der Bevölkerung und im Nachtleben fest. Es gibt eigentlich keine Woche, in der in München nicht irgendwo eine Jam oder ein Konzert mit lokalen Künstlern stattfindet. Oder HipHop-Parties in Clubs und Bars. HipHop läuft auch im Radio rauf und runter. Und auch auf Festivals in Bayern sind Rapacts nicht mehr wegzudenken. Durch das ganze Internetzeug ist es deutlich einfacher auf sich aufmerksam zu machen und sich zu connecten bzw. was zu organisieren. Dass andere Genres bevorzugt werden sehe ich nicht, jedes Genre hat seine AnhängerInnen, Spots und Plattformen.
Was aber auffällig ist, ist, dass plötzlich superviele junge Leute auf Raves gehen und zu Electro und Minimal abtanzen. Das dominiert derzeit zumindest hier in München und wird ziemlich gehyped. Auch Freunde von mir, die früher die krasseseten HipHop-Heads waren und auch heute noch Rap hören, gehen zum Partymachen lieber auf Raves oder Electroparties. Weil da die hübscheren Ladies sind, sagen sie. Haha.”
„Wenn wir einen Beat machen, dann muss er einen ganz bestimmten Vibe transportieren, der mit Worten nur schwer zu fassen ist.“
Soundkartell: Gerade durchlebt ihr einen Umbruch, denn Green ist nach Mexiko ausgewandert. Was wird sich nun innerhalb der Crew ändern und wohin soll nun der Weg führen?
Beatstalker: “Green ist auf jeden Fall ein Beatstalker for Life, auch wenn er jetzt tausende von Meilen entfernt am Strand chillt und Tortillas futtert. Dicker Gruß an dieser Stelle. An der Crewkonstellation hat sich demnach nichts geändert, nur ist es jetzt eben so, dass Whusnek und Tom Doolie in Zukunft zu zweit auf der Bühne stehen. Und wer weiß: vielleicht wird Green auch in Zukunft den ein oder anderen Part beisteuern, dank digitalen Möglichkeiten. Er muss ja dann nur seine Vocals recorden und die Spuren in die Cloud droppen. Vielleicht mischt er ja die mexikanische Rapszene ein wenig auf, als „Verde aleman loco“. Oder so ähnlich, haha…Der Weg geht auf jeden Fall weiter, für uns alle und wir blicken positiv nach vorn.”
Soundkartell: Die Beatstalker werden nun zu einem Duo bzw. eigentlich wird das doch jetzt ein SoloProjekt von dir David, oder nicht?
Beatstalker: “Auf dem kommenden Album werde in der Tat primär nur ich als MC zu hören sein. Eventuell gibt es noch das ein oder andere Feature, mal sehen. Ach ja, auf einem Track ist der Green noch mit drauf, das war sozusagen sein „Abschiedstrack“, der ist richtig geil geworden und kommt definitiv auch aufs Album. Die Instrumentals kommen von Tom Doolie, Rey und meiner Wenigkeit. Und die neue Platte wird wieder ein Beatstalker-Album, wir nennen uns jetzt nicht um oder so.
An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass Tom Doolie demnächst auch noch eine Intrumental-EP releasen wird, „Estro“ heißt das gute Stück.”
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Soundkartell: HipHop bzw. DeutschRap durchlebte in den letzten drei bis vier Jahren ein wahres Hoch. Zum Vergleich mit dem Genre Indie entstanden zahlreiche neue Formationen. Wie schafft man es in diesem Genre aufzufallen und musikalisch herauszustechen?
Beatstalker: “Studier BWL, gründe dein eigenes Label, setz Dir eine lustige Maske auf und vermarkte dich! Poste alles aus Deinem Leben, jede Kackwurst, trommel dir auf die Brust wie ein Berggorilla, so laut, dass es jeder hört! Sei egoistisch, geh über Leichen und zu guter Letzt: Networking, Networking, Networking! Mach Facebook, Twitter, Instagram, das volle Programm! Musikalisches Talent ist hier nur sekundär. Haha, … jetzt mal im Ernst… Eine gute Frage, ich kann da nur meine Sicht der Dinge wiedergeben.
Ich unterscheide da zunächst mal in kurzfristiges und langfristiges Herausstechen: Kurzfristig ist es gar nicht schwer herauszustechen, jeder hat heute durch das Internet und diese so genannten sozialen Medien zumindest die Möglichkeit dazu. Die Frage ist natürlich wie und mit was man heraussticht. Vor allem im Mainstream-HipHop, allgemein der Popmusik, ist es ja so, dass Images akribisch konstruiert und zielgruppengerechte Kampagnen entwickelt werden. Alles wird im Vorfeld genau geplant und möglichst massenkompatibel verpackt, um möglichst schnell möglichst viel Wert zu schöpfen. So ist der Zeitgeist. Und der Zeitgeist fickt die Kunst, er engt sie ein, raubt ihr die Luft zum Atmen und hemmt ihr Wachstum. Ich will nicht überheblich rüberkommen, aber ein geschultes Ohr und Gehirn und ein offenes Herz erkennen die Substanz- und Seelenlosigkeit von solchen „Produkten“. Produkt ist das richtige Wort. Das hat nicht mehr viel mit Musik zu tun. Wenn man also nach dieser ökonomischen Maxime handelt und die Regeln des Marktes befolgt, stehen die Chancen sehr hoch, herauszustechen, zumindest kurzfristig. Du musst nur für Awareness und den gewissen Entertainmentfaktor sorgen, egal wie. Ist schon krass…immer wenn du denkst es geht nicht beschissener, niveauloser und schlimmer, schafft es irgendjemand noch eine Schaufel drauf zu legen.
Das ist wie im TV auf bestimmten Sendern, die hier gar keine Erwähnung verdienen. So schnell dieses Produkt dann an die Spitze schießt, so schnell stürzt es auch wieder ab und niemand wird sich großartig daran erinnern, denn es war Plastik.
Langfristig sieht die Sache schon wieder anders aus. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich nur Qualität und Ehrlichkeit auf lange Sicht durchsetzen. Da bedarf es aber mehr als einem aufgesetzten Image und dem was ich gerade gesagt habe. Da bedarf es echtem Talent, Leidenschaft und Hingabe, es muss real sein. Das hört und sieht man dann auch.
Das, was uns da teilweise als „Musik“ verkauft wird, ist ein Riesen Rotz. Es ist kurzlebiges Entertainment, ja. Aber keine Musik. Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er gut oder schlecht findet, Geschmäcker sind verschieden. Aber solange so viele Menschen diesen Rotz konsumieren und auch noch Geld dafür zahlen, wird sich da auch nichts ändern. Wir zum Beispiel hatten in der Vergangenheit auch schon das ein oder andere Angebot von Menschen die behauptet haben, sie würden uns „groß rausbringen“. Da kriechen dir dann irgendwelche schleimscheißenden Wichtigtuer in den Arsch, sagen dir wie toll du bist, gleichzeitig stellen sie dann aber schon Ansprüche und wollen dich formen nach ihrer Vorstellung. Da reagieren wir aber extrem allergisch und haben echt keinen Bock drauf. Sobald jemand was an dir oder deiner Musik ändern will, geht es nicht mit rechten Dingen zu und die Alarmglocken sollten läuten. Wenn jemand dich fördert, weil er an dich glaubt und dir alle künstlerischen Freiheiten lässt, dann ist das super. Das würden wir natürlich begrüßen, wenn wir so eine Chance bekämen und auch noch davon leben könnten. Bis dahin machen wir aber weiter wie bisher und ist es uns auch scheißegal wie viele Facebook-Likes wir haben, wie viele Menschen unsere Videos anklicken oder uns bei Instagram folgen. Klar freuen wir uns, wenn unsere Musik Anklang findet, aber es gibt wichtigeres als übertriebene Selbstdarstellung und Geltungsbedürfnis. Wir machen Sound aus Liebe zur Sache und es geht uns gut dabei. Wer das nicht verstehen will, der kann uns mal.”
Soundkartell: Wir waren vor kurzem auf einem der größten MainstreamFestivals, dem Sziget. Dort ist uns aufgefallen, dass es kaum bis gar keine Plattform für HipHop gibt. Woran liegt das Eurer Meinung nach?
Beatstalker: “Cool, Sziget, das ist in meiner zweiten Heimat in Ungarn, da war ich auch schon mal vor vielen Jahren. Da haben die Wailers gespielt, Bob Marleys Band, aber ohne Bob Marley. Und Faithless, damals noch mit Dido als Sängerin. Doolie und auch Green haben ebenfalls ungarische Wurzeln, da sind wir erst vor kurzem darauf gekommen. Vielleicht nennen wir uns auch um in „Zigeunerz“ hehe…
HipHop ist im ungarischen Mainstream nicht so angesagt wie hierzulande, die gehen viel mehr auf andere Genres ab. Natürlich gibt es auch dort eine Szene, die ist aber eher underground. Warum die da auf dem Sziget aber überhaupt keine Plattform bieten, das weiß ich nicht. Ich ruf den Dude, der das veranstaltet mal an und sag ihm: „Bazd meg öreg, ez így nem megy!“. (Anm. der Redaktion: „Verdammte Scheiße Alter, so läuft das nicht!“).”
Soundkartell: Mit welchen Stereotypen habt ihr tagtäglich zu kämpfen, wenn ihr neuen Zuhörern erklären sollt, was ihr so musikalisch treibt?
Beatstalker: “Da gibt es z.B. diese Leute, die sich noch nie wirklich mit HipHop auseinandergesetzt haben, als erstes „Yoyo“ sagen und dazu spastisch anmutende Handbewegungen machen. Das passiert erschreckend oft. Fremdschamalarm. Manche assoziieren damit auch immer nur dieses Hardcore-Gangster-Image und sagen dann, dass wir hier doch nicht in der Bronx leben und was das überhaupt soll. Oder Gleichaltrige, die sich benehmen wie 50-Jährige und mir dann sagen: „Findest Du das nicht affig, so als Rapper mit Ende 20?“. Da lach ich nur darüber und denk mir: „Fuck you…Geh deine Hecke schneiden…“. Und nicht zu vergessen sind die selbsternannten Gralshüter der Musik, die behaupten, dass wir doch nur bei anderen Musikern klauen und nichts selber machen würden. Naja, sobald die uns dann aber hören oder live sehen, finden sie es geil. Und wenn nicht, dann ist uns das auch egal.”
Soundkartell: Früher war das Bild von Kumpels, die gemeinsam ein bisschen HipHop machen ja das, das man zusammen abhing, einen rauchte, Bier trank, herumlungerte und nebenbei eben ein bisschen Pseudomäßig HipHop machte. Inwiefern muss man unbedingt mit diesem Bild aufräumen?
Beatstalker: “Haha, das sind Klischees, die auf den ein oder anderen mit Sicherheit auch zutreffen. Aber das kann man genauso gut auch von Rockbands oder Electro-Produzenten behaupten, das ist bei vielen Musikern und Künstlern eben Teil ihres Lifestyles. Heute sind im HipHop auch noch andere Drogen salonfähig geworden. Es gab ja vor kurzem diesen Molly-Hype und mir fällt auf, dass sehr viele deutsche Rapper Koks ganz toll finden, allgemein alles was pusht und alles was Muskeln aufbaut. Da komme ich wieder auf den Zeitgeist zurück. Andere Zeiten, andere Rauschmittel, nach dem Motto: Bigger, stronger, faster…
Unser Ding ist das jedenfalls nicht…Das Leben ist hektisch genug. Bei uns ist es so, dass wir alle Fulltime-Jobs haben. Wenn wir uns sehen, dann wollen wir die Zeit bestmöglich nutzen und konzentrieren uns so gut es geht auf den musikalischen Aspekt. Da arbeiten wir schon diszipliniert und hängen nicht einfach rum und tun gar nichts.”
Soundkartell: Welcher ist gerade Eurer eigener Lieblingstrack und wieso?
Beatstalker: “Das ist der Track, den ich vorhin schon erwähnt habe. Den haben wir noch zusammen mit dem Green gemacht, der hat so einen unfassbar geilen Vibe und ist ein paar Tage vor seiner Abreise entstanden. Der kommt aufs neue Album, mehr wird nicht verraten. Insgesamt finden wir aber eigentlich alle unsere Tracks geil.”
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Soundkartell: Wir haben bei größeren Bands und auch HipHop Crews gemerkt, dass sich Tracks live genauso wie auf Platte anhören. Gibt es Eurer Meinung nach irgendwann den Punkt, an dem man Musik und auch die LivePerformance als Arbeit ansieht und sich nicht mehr traut anders zu klingen, als auf Platte?
Beatstalker: “Sicherlich stellt sich irgendwann eine gewisse Routine ein, wir persönlich sehen das aber nicht als Arbeit an, im Gegenteil. So eine Live-Performance, die Betonung liegt auf live, pusht gewaltig. Vielleicht tut das jemand, der jede Woche fünf Gigs spielt und einfach schon abgestumpft ist. Wir variieren jedenfalls gerne und probieren viel aus. Manchmal rappen wir auf andere Beats, oder Doolie spielt live mit seiner MPC und ich rappe dazu. In Zukunft ist auch geplant, mehr Live-Instrumente einzubinden. Es kommt auch immer auf den Zustand an, in dem man sich gerade befindet und auf die Stimmung. Dann kann es sein, dass ich einen Track komplett anders performe als auf der Platte. Wenn eine Frau einen mal wieder in den Wahnsinn treibt, da rappe ich auf jeden Fall anders als sonst, haha…”
Soundkartell: Ihr seid ja gerade dabei ein neues Album zu produzieren. Gerade ist die Welt geopolitisch so ziemlich aus den Fugen geraten. Juckt es einen während das neue Songwriting entsteht nicht, solche Themen aufzugreifen?
Beatstalker: “Da hast du recht, zur Zeit geht es geopolitisch ziemlich heftig ab und das ist äußerst beunruhigend. Natürlich hat das Einfluss auf die Tracks die entstehen und fließt da auch mit rein, oftmals aber eher unterbewusst. Beim Songwriting bin ich kein „Mottoschreiber“, das heißt ich setze mich nicht hin, mache eine Mindmap zum Thema Irakkrise und schreibe dann einen Song darüber. Ich lasse es einfach fließen und weiß zu Beginn meist nicht, was am Ende dabei rauskommt. Das ist ja das Spannende daran und schwer zu beschreiben. Wenn das Setting passt und die Vibes stimmen, dann entstehen die Texte oft wie von Geisterhand. Meistens bringt mich aber erst der Beat auf eine Idee und der Rest passiert von allein.”
Soundkartell: Das größte Ziel, das ihr für das nächste halbe Jahr oder auch länger verfolgt.
Beatstalker: “Glücklich sein, gesund bleiben und am Album arbeiten. Wir setzen uns da keine Frist und stressen uns nicht.”