Albumreview: Scott Matthew „A Small Conduit Of Great Affairs“

Scott Matthew Albumreview „A Small Conduit Of Great Affairs“

Scott Matthew Albumreview „A Small Conduit Of Great Affairs“; Fotocredit: Michael Mann

Scott Matthew meldet sich mit seinem neuen Studioalbum „A Small Conduit Of Great Affairs“ zurück. Und ja, manchmal muss man erstmal einen Verlust hinnehmen, um zu verstehen wie viel einem das bedeutet hat. Scott Matthew musste einen Verlust hinnehmen, die Musik. Er war so weit weg von seiner eigenen Musik, dass er gar nicht anders konnte, als keine Musik mehr zu schreiben. Er fühlte sich leer und nicht mehr so gewillt, Songs zu schreiben. Die Themen, über die er früher schrieb – Schmerz, Liebeskummer – berührten ihn nicht mehr in derselben Weise. Ich hatte mich das in zahlreichen Interviews mit Bands oft gefragt, was mit den Künstler:innen passiert, wenn man einfach einen anderen emotionalen Zugang zu bestimmten Themen bekommt. Schreibt man dann weiter? Oder fällt einem der Stift dann regelrecht aus der Hand? Bei Scott Matthew war Zweiteres der Fall. Dass jetzt sein neues Album erschien, ist auch eine Überraschung. Denn der Musiker glaubte selbst nicht mehr daran, dass er noch neue Songs schreiben sollte. Er wollte sich auch einfach nicht mehr so verletzlich zeigen.

Die Pandemie hat vielen Künstlerinnen und Künstlern eine Zwangspause auferlegt und Fragen nach ihrer Zukunft aufgeworfen. Doch für Scott Matthew war die Erkenntnis, dass er die Musik nicht länger fortsetzen wollte, bereits einige Jahre vorher gereift. „Ich spürte, dass ich mich als Person veränderte“, erklärt er. Die vertrauten Gefühle, die seine kreativen Prozesse antrieben, waren nicht mehr da, und auf Vorschläge von außen, einfach über andere Themen zu schreiben, reagierte er ablehnend: „So funktioniert das nicht“, sagt Matthew. Denn die Erfahrungen, die ihn einst inspirierten, schienen ihn nun zu lähmen.

Doch was ist, wenn man genau dieses kleine Gefühl an Glück wieder spürt? Dann muss man doch direkt wieder Feuer und Flamme sein. Oder eben aber sehr vorsichtig. Es nicht übertreiben. Die Freude kam während der Pandemie wieder zurück, aber trotzdem vergingen lange vier Jahre, bis er sich seiner selbst wieder fühlte. Er und ein neues Projekt. Das stand vier Jahre später fest. Diesmal wählte er jedoch einen anderen Weg: Anstatt eigene Songs zu schreiben, entschied er sich, ein Album mit Coverversionen aufzunehmen. Das ist für etliche vermeintlich einfacher, bedarf aber doch auch einer großen Kreativität, da man sich seiner selbst auch sicherer sein muss. Man covert ja einen Song einer anderen Künstler:in und interpretiert diesen Song komplett neu.

Das Ergebnis ist sein neuntes Album „A Small Conduit Of Great Affairs“, das am 11. Oktober 2024 auf Glitterhouse erscheint. Darauf interpretiert Matthew zwölf Songs, die ihm viel bedeuten, ob weltbekannt wie Rihannas „Only Girl In The World“ oder fast vergessene Stücke wie „Live It Up“ von der australischen Band Mental as Anything. Es ist eine Sammlung von Liedern, die für den Musiker mehr sind als nur Cover – sie sind Ausdruck einer Rückbesinnung auf seine Wurzeln und eine Hommage an die Helden, die ihn geprägt haben.

Ich muss schon sagen, dass Scott Matthew unglaublich reflektiert rüberkommt. Auch mit seinen neuen Songs, die so neu ja gar nicht sind. 12 Tracks hat er sich ausgesucht, die es dann auch aufs Album geschafft haben. Einige Cover kenne ich nicht und so wirken genau diese Songs auch wie komplett neue Songs des Songwriters. So wird aus dem Album ein sympathisches und nahbares Album. Scott ist wieder hier, wenn auch sehr zögerlich, aber dennoch mit neuer Kreativität im Gepäck und das hat er in den Shows, die er nun schon im Oktober gespielt hat wunderbar auf die Bühne bekommen.

24.10.2024 – WIEN / Porgy & Bess
25.10.2024 – DORNBIRN / Spielboden
27.10.2024 – BERLIN / Bar Jeder Vernunft

 

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