Yalta Club Interview
Yalta Club Interview „Der Tag der Anschläge hat uns alle getroffen“
Redakteur Wolfgang Baustian hat Yalta Club in Hannover zum Interview getroffen.
Im Vorfeld des Konzertes von YALTA CLUB in Hannover (Faust-Gelände), hatte das Soundkartell die Gelegenheit genutzt, um Corinna Krome, die ja selbst aus Deutschland kommt, ein paar spannende Fragen rund um diese tolle Band aus Frankreich zu stellen.
Soundkartell: Wie bist Du zu den fünf Jungs aus Frankreich gekommen?
Yalta Club: Ich bin jetzt mittlerweile fünf Jahre mit den Jungs zusammen, wollte aber eigentlich nur 3 Monate in Paris bleiben, um dort via Erasmus dort zu studieren. Allerdings nichts was mit Musik zu tun hatte, obwohl ich bereits seit meinem 6. Lebensjahr permanent Musik gemacht habe. Dann bin so am 3. Tag joggen gegangen und bin den Jungs direkt über den Weg gelaufen, als sie mit ihren Instrumenten auf dem Weg zum Proben waren. Da habe ich sie einfach gefragt, ob sie noch jemand zum Musik machen benötigen. Spontan haben wir eine erste Probe gemacht … und nachdem daraus 6 Monate geworden sind, kam die Frage auf, ob wir nicht eine Band gründen wollen. Ich hab dann mein Studium beendet, die Jungs haben ihre Jobs geschmissen und seit dem sind wir YALTA CLUB.
Könnt Ihr von der Musik leben?
Wir haben die ersten drei Jahre dank eines Förderprogramms von der Musik leben können. Die Kriterien dafür sind recht hoch, aber wir hatten das Glück und sind in den Genuss dieser Art Künstlerhilfe gekommen. Mittlerweile haben wir diesen Status aber wieder verloren, weil wir zu viel komponiert haben und zu wenig getourt sind. Aber wir haben lieber unsere zwei Alben heraus gebracht und arbeiten nun seit ca. einem Jahr wieder alle nebenher.
Was hat sich für Euch dadurch verändert, dass Ihr Arbeit und Musik miteinander vereinbaren müsst?
Wir sind auf jeden Fall müder geworden; dazu sind drei von den Jungs auch noch Vater geworden. Daher ist die jetzige Tour etwas ruhiger als beim letzten mal. Früher sind wir gerne nach einem Auftritt noch wohin gegangen, heute freuen wir uns auf die Ruhe danach und einem heissen Tee sowie ein schönes Bett.
Aber ist noch immer Euer Ziel, in der Zukunft von der Musik leben zu können?
Auf jeden Fall! Es ist einfach unsere gemeinsame Leidenschaft gute Musik zu machen und es wäre schon schön, weiter komponieren zu können, nebenbei aufzutreten und sogar davon leben zu können. Wir interessieren uns auch für viele andere Dinge, aber Musik ist schon das, was uns am glücklichsten macht.
Wie unterscheidet sich eigentlich deutsche von französischer Musik?
Oh, das ist eine schwierige Frage. Aber ja klar, auf jeden Fall. Gerade wenn wir darüber reden, was wir in unserer Kindheit und Jugend so gehört haben, dann werden total unterschiedliche Bands genannt, von denen ich keine kannte. Aber sie genauso wenig die mir bekannten. Erst später gleicht sich das so langsam an. Ansonsten kann ich das gar nicht so genau sagen, ob sich Einflüsse aus Deutschland, Frankreich oder sogar England in unserer Musik wiederfinden.
Kommen wir zum dunklen Kapitel der Musik aus Frankreich. Was hat sich für Euch nach den Terroranschlägen geändert?
Wir als Band sind ja in vielen Bereich engagiert, wie die Flüchtlingssituation oder der Umwelt, aber der Tag der Anschläge hat uns alle besonders getroffen. „Was ist hier bloß los, was läuft hier ab“ haben wir alle gedacht. Um der Trauer sowie dem Unverständnis einen Ausdruck zu geben, hatten wir uns am nächsten Tag zum Proben getroffen, haben angefangen zu singen und dabei war spontan das Lied „Love“ heraus gekommen. Obwohl etwas naiv und sehr direkt, aber es war unsere Antwort, unser Ventil um es heraus lassen zu können.
Aber ist nicht sowieso Euer Medium, dass zu singen was Euch gerade beschäftigt?
Wir haben schon auch ein paar Texte, die nicht ganz so speziell sind, wie zum Beispiel „The Door“ auf unserem aktuellen Album, wo es um sexuelle Belästigung auf einer Party geht. Dort wird eine Frau hinter einer Tür belästigt, eben „The Door“, während alle anderen feiern und tanzen. Es gibt es schon Lieder, die nicht ganz so explizit sind, aber sonst plappern wir schon einfach drauf los.
Warum singt Ihr auf Englisch?
(lacht) Die Jungs sagen immer, ich versteh sie sonst nicht. Nein, wir haben ja auf unserem ersten Album auch französische Lieder, aber man glaubt ja gar wie schwierig es ist, wenn man ein perfektes Album machen möchte, wo ein Song zum anderen passt und auf die wir stolz sind, dies aber in zwei Sprachen machen möchte. Alleine für unser jetziges Album haben wir an die 70 Demo-Tapes gemacht, krass viel komponiert, von denen einige auch französisch waren, davon aber letztlich doch nur 11 auf das Album gekommen sind. Und manchmal ist es sogar einfacher, persönliche Dinge in Englisch auszudrücken, die eben nicht die Muttersprache ist und es damit auch nicht ins Kitschige verfällt. Aber für unser drittes Album schließen wir es dennoch nicht aus, auch wieder französisch zu singen. Es ist schon unser Ziel, weiterhin auf englisch und französisch zu singen, vielleicht sogar auch mal nur auf französisch zu singen.
Was bedeutet es für Dich, jetzt hier in Deutschland zu sein und hier auf Tour zu gehen?
Da ist schon sehr schön, mal wieder deutsch zu reden. (lacht) Und das Publikum in Deutschland ist wirklich toll. Wir hatten schon gedacht, dass das deutsche Publikum vielleicht ein wenig kälter ist. Aber das stimmt überhaupt nicht. Aus unserer Perspektive haben wir in Deutschland immer die hammerkurzen Konzerte gehabt, weil das Publikum immer voll mitgeht und wir am Ende immer total verschwitzt waren. Es liegt aber vielleicht auch daran, dass, wenn man in seiner Heimat spielt, man auch immer etwas betroffener ist. Hier sind sie eben total frei von allen, so wie ich in Frankreich.
Zum Schluss: wann kommt denn Euer nächstes Album?
(lacht) Wir haben eineinhalb Jahre für „Hybris“ gebraucht. Es gibt bestimmt geniale Bands, die fünf Lieder schreiben und die sind alle perfekt. Aber wie gehören leider nicht dazu. Wir müssen unglaublich viel produzieren, um am Ende glücklich zu sein. Wir haben so lange gewartet, bis die Platte endlich raus gekommen ist, das wir jetzt erstmal mindestens ein Jahr live singen, touren sowie den Festivalsommer geniessen wollen. Und dann gucken wir mal, was dann kommt.
Interview von Wolfgang Baustian
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