Sziget Festival 2014
Ein erster Rückblick auf vier Tage Festival in Budapest
Das Soundkartell war für Euch auf dem größten Festival in Europa, dem Sziget Festival unterwegs. Dabei wurden wir von allerlei Klischees und Erwartungen begleitet. Wie die vier Tage auf dem Festival waren, erfahrt ihr jetzt hier.
Wir sind ja bekanntlich keine Mainstream-Menschen. Zudem sind wir schon auch geprägt von Vorurteilen und Stereotypen. So ging es mit einem gemischten Gefühl und dann doch größerer Festival-Vorfreude am Donnerstag von Landshut aus los nach Budapest-Keleti und von dort auf die Insel der Freiheit, auf das Sziget Festival.
Es war wohl nach dem Dockville Festival und dem Spot Festival in Aarhus eine der längeren Reisen, die wir für Live-Musik auf uns genommen haben und an sich ging es auch ganz angenehm dahin in den Regionalzügen, ICEs und Railjets bis hin auf das Festivalgelände. Dennoch: Die Bahnen waren allesamt recht voll und vor allem der Railjet von Wien nach Budapest war brechend voll. Gesessen wurde vornehmlich im Gang. Ein erster Eindruck der in uns reifte war: Die Leute können sich auf schon längeren Fahrten nicht mehr selbst beschäftigen.
Das Smartphone flimmert ununterbrochen, während wir uns mit Stadt, Land, Fluss, Klischee und einem überaus spannenden Quartett („Heiße Öfen“) die Zeit vertrieben. Die Campingstühle wurden schon einmal ausgiebig getestet. An sich verlief alles, bis wir endgültig auf unserem Platz angelangt waren, recht reibungslos. Lediglich das Gelände war von den letzten zwei Regentagen durchnässt und Matsch machte sich in allen Ecken und Zelten breit.
Das Festival war ja bereits seit Montag im Gange und wir konnten allerdings nach eigenen Erfahrungen nicht ganz nachvollziehen, wie es möglich ist, über 7 Tage im Zelt auf einem Musik-Festival zu verbringen. Zu anstrengend. Zu laut und bei Regen: zu nass. Angekommen, bekamen wir noch etwas von Bastille mit, verpassten allerdings leider Fink. Doch danach gingen unsere ersten Einblicke in das Festivalleben los. Bonobo war unser erster größerer Act, den wir in der A38 Stage bestaunen konnten. Toller Live-Sound und unglaublich gut arrangierte experimentielle Musik fanden wir dort vor. So kannten wir bisher nicht allzu viel von dem Künstler.
Danach gingen allerdings mit Stromae die ersten Enttäuschungen los. Schlechter Sound in der Halle selbst und überhaupt: Was sollte diese Show? Für uns stellte die Performance des gehypten Belgier keine überzeugende Leistung dar. Aber: Wieso war die Halle dennoch so brechend voll? Das war auch eines der größeren Probleme, denn in der Halle selbst war kaum ein Durchkommen zu den Ausgängen. Am Morgen danach wurde uns auch erstmal bewusst, wie prekär die Situation war. Was wäre wenn Panik ausgebrochen wäre?
Naja, etwas enttäuschend, vor allem von den elektronischen Acts im Colosseum endete unser Abend. Der Freitag sollte hingegen schon etwas mehr bessere Musik bringen. So begann dieser -natürlich den gesamten Tag ungeduscht – um 12 Uhr mit dem polnischen Singer-Songwriter Fismoll, der gut eine Stunde auf der Europe Stage seine Ballade zum Besten gab. Sein Hit „Let`s Play Birds“ war ihm gut gelungen. Aber dennoch stellten wir uns als sehr anspruchsvolle Musikgenießer heraus und fanden etliche Punkte, an denen wir zu nörgeln hatten. Worin unterscheiden sich denn seine Songs von dem üblichen Songwriter-Brei und überhaupt: der Großteil seiner Songs klang schlichtweg gleich. Es gibt ja immer die zweiten eines Singer-Songwriters: Entweder kann er singen, aber nicht Gitarre spielen oder eben andersrum. Fismoll konnte eindeutig Ersteres. Es folgten weitere Shows von den Fantastischen Vier , die nichts besseres zu tun hatten als dem internationalen Publikum „Lutsch meinen Schwanz“ entgegen zu singen. Sehr grenzwertig.
So tingelten wir bis 18 Uhr von Bühne zu Bühne, ohne allerdings wirklich Highlights vorzufinden. Da gönnten wir uns lieber das ein oder andere Dreher (Bier) zu günstigen Preisen und bestaunten die unermessliche Größe dieses Festivals. Alles friedlich und vor allem: so viele Holländer, wie wir sie bisher noch nie gesehen hatten. Das nächste Highlight sollten die Klaxons sein. So sind wir doch mit deren Songs groß geworden. Dazu mussten wir schon recht früh zur A38 Stage und dort spielten Künstler wie Band Of Skulls und die Palma Violets. Wobei letztere eine wirklich überzeugende Show hinlegten. Viel Herzblut, Leidenschaft und ein für uns sonst eher unbekannter Grunge-Sound überzeugten uns. Warum legen nicht alle Bands eine solche leidenschaftliche Show hin?
Angel Haze war dann eines der größeren Highlights. Dementsprechend voll war es und obwohl wir nicht so recht auf weiblichen HipHop gepolt waren, war die Show doch ganz gut. Die Stimmung war phänomenal und nach einer über stark erkälteten Kelis gaben endlich die Klaxons ihre Show. Doch irgendwie wirkten die Herren eingerostet. Klar, die bekannten Hits wie „Golden Skans“ waren gut. Aber uns wurde nicht ganz klar, wie eine Band fast über zehn Jahre die gleichen Songs spielt und somit ihren neuen Songs kein Gehör schenken möchte?
Eines der größten DJ-Highlights war mit Sicherheit nd_baumecker aus Berlin und Resident in der Panorama Bar. Das war auch bis Sonntag der einzige elektronische Sound, der uns dazu bewegte, länger als bis 02.00 Uhr wach bleiben zu können. Der Samstag gestaltete sich auch als über aus guter Festival-Tag. So konnten wir Bands wie Bombay Bicycle Club, Wild Beasts, Crystal Fighters und die Greenfields bestaunen. Wobei sich die A38 Stage nicht als gute Stage erwies. Die Akustik war zu „zermatscht“ und Vocals waren kaum bis gar nicht zu verstehen. Bei den Crystal Fighters machte es uns nichts aus, da wir diese Band ohnehin nicht sehen wollten. Aber am Sonntag war es schade, dass Mount Kimbie auf dieser Bühne spielen musste. Das absolute Samstag-Hightlight war die Band Carnival Youth, von der wir bestimmt auch in Zukunft noch einiges hören werden.
Zugegeben: unsere Highlights waren dann auch an diesem Tag. So wollten wir unbedingt The Kooks, Outkast und Mount Kimbie sehen. Erstere Band klang wirklich exakt wie auf Platte und präsentierte ihren neuen und guten Songs, die ja bald auf ihrem neuen Album erscheinen werden. Den Höhepunkt stellte die HipHop Crew Outkast dar. Eine grandiose Show mit etlichen alten und bekannten Hits spielten sie dort runter und überhaupt war das eine richtig gute Show.
Wir haben auf dem Sziget gemerkt, dass wir zwar nicht die Mainstream-Typen sind. Aber dennoch war es überaus angenehm, da sich durch die bunte Mischung allerlei Menschen einfanden. Zurück bleiben wirklich viele schöne Eindrücke, gute Bands, die wir zumindest ein Mal im Leben gesehen haben wollten und sogar die ein oder andere Neuentdeckung. Das Sziget ist auch kein normales Festival. Es wirkt wie ein eigenes Dorf innerhalb der Stadt und wenn wir so an die zwei bis drei Mal war dort gewesen sind, haben wir bestimmt auch alle wichtigen Bands aus dem Musikbusiness mal gesehen.
Es war anstrengend wie jedes Festival auch und es war eine wirklich tolle Erfahrung mal ein international großes Festival besuchen zu dürfen. Dennoch waren wir, als wir endlich aus dem letzten Regionalzug ausstiegen froh wieder deutschen Boden zu betreten und waren der Ansicht: Ein Mal sollte man schon auf dem Sziget Festival gewesen sein. Ob es für einen zweiten Besuch für 2015 reicht, wollen wir noch nicht wagen zu prognostizieren. Tendenz eher negativ.