Spot-Festival Reisetagebuch Tag 02
Erste Highlights und Enttäuschungen
Nach der langen Anreise und einer recht unkomplizierten Akkreditierung ging es am Freitag endlich zum ersten Mal so richtig auf das Festivalgelände. Die ersten Eindrücke, Bands und alles weitere lest ihr hier.
Spot-Festival, Aarhus
3. Tag, erster Festivaltag
Als wir nach der mehr als skurilen Busfahrt das erste Mal in Dänemark ankamen, war das erste Gefühl, das uns überkam: Überforderung.
Es ist schon etwas seltsam, dieses mit Vitamin B geschwängerte Netzwerk hautnah mitzubekommen. Ein Gespräch bei 11 Stunden Busfahrt? Fehlanzeige.
Zunächst wurde gegrüßt falls man sich in der Kleinstadt mal über den Weg lief.
Die erste Auslandsakkreditierung verlief ungewöhnlich unkompliziert.
Dennoch ging es zur Unterkunft, dessen Distanz zur Innenstadt wir etwas unterschätzt hatten (4,1 km kann man nicht mal eben so spazieren). Der Empfang war sehr herzlich und alles verlief ohne Probleme.
Da eh kein Kontakt zustande kam, machten wir uns – trotz der 11 stündigen Fahrt auf die Opening Party auf.
Am Freitag hatten wir den ersten offiziellen Termin im Rathaus, wo ab 11 Uhr alles an Presse vertreten war, was sich akkreditieren ließ. Vom Essen und Bier – alles auf`s Haus – ließen wir uns nicht beeindrucken. Hatten wir ja vorher nicht gewusst und schon vorher gegessen. Wir wollten eigentlich dann auch zum Seminar “Entrepreneurship in the Live Music Industry”, das der designierte Chef der Agentur FKP Scorpio aus Hamburg führte. Dort durften wir einem überaus interessanten und informativen Beitrag lauschen. Wer weiß, vielleicht sind wir ja auch Entrepreneure!
Danach gab es erstmal eine Pause und wir begutachteten das sympathische und für alle Stadtbewohner frei zugängliche Spot-Royal. Von wo aus es zur Band namens Benal ins Radar ging. Das Radar ist Teil des sogenannten Godsbanen und ist einer von mehreren super schönen kleinen Locaitons dort.
Auch wenn wir ja nicht mal gebrochen Dänisch können, so war es ein richtiges gutes Konzert. HipHop besteht eben auch unabhängig von den Texten aus guten Beats und einem reibungslosen Flow.
Der war in jedem Fall vorhanden – ein toller Start in den Konzertreigen des Spot-Festivals.
Danach ging es für uns in die Schweiz zu We Invented Paris auf dem Spot-Royal Gelände.
Gut, die Band hätten wir auch in Deutschland mal live sehen können. Aber wie wir das entschieden hatten, war es auch gut so. Denn die Show war zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen richtig rasant und eine der beeindruckensten auf dem Festival. Ein wirklich schöner Sound aus dem Land der Lindt- und Käsefabriken. Zusätzlich gab es auch noch einen Song in akustischer Form mitten im Publikum.
An sich gab es gerade nach jenem Konzert keinen Künstler, den wir dringend hätten sehen müssen. Auffällig war, dass noch recht wenig los war, denn beinahe alle Dänen meinten es wäre bei 10°C der Sommer ausgebrochen und entspannten gegenüber des Spot-Royal bei selbst mitgebrachtem Bier auf einer Grünfläche.
Weiterhin auffällig war, dass das sogenannte Musikhuset für die Bands, die am Anfang spielten zur Herausforderung wurde.
Der sie sich zwar gewachsen sahen, der sie aber nicht trotzen konnten. Es war schlicht immer zu wenig los.
Das fiel uns auch anfangs schon auf, dass es zu viele Besucher des Festivals gab, die immer für einen kurzen Sprung zu einem Konzert der Bands kamen. Eine zweite Chance schenkten sie ihnen nur selten, denn wenn die ersten beiden Songs nicht gefielen, war das Publikum schon auch wieder weg.
Wie gesagt: Für viele Bands, war das Spot-Festival vielmehr eine Herausforderung. Zudem fiel auf, dass die dänischen bzw. skandinavischen Bands mittlerweile eine ganz andere Schiene fahren, als die deutschen Künstler. Kein Normalo-Indie, keine Indie-Pop Synthies. Eigentlich gut, aber für uns als Deutsche schwierig und genau das war es dann auch, dass uns vom ersten Tag an den Sinn für anspruchsvollere Unterhaltung schärfte. Indie wie der von Fuck Art, let`s Dance! sprach uns absolut nicht an und so wunderten wir uns auch, dass das Geschrammel so viel Anklang fand, während andere – unserer Meinung nach viel talentiertere Bands wie For Akia – kaum Gehör fanden. Schade.
Die anspruchsvolle Musik fanden wir dann eben auch in jener dänischen Band, bevor ihnen ein Mumford and Sons Verschnitt namens In Lonely Majesty spielte.
Hier an dieser Stelle könnten wir noch ewig schreiben. Der erste musikalische Festivaltag war jedenfalls ein wundervoller, der seinen Höhepunkt in Chorus Grant fand.
Umwerfend. Anspruchsvoll. Orchestral. Originell. Unterschätzt. Unterhaltsam.
Hier passte einfach alles und das schöne Ambiente tat sein übriges.
Was danach bestätigte, dass das Spot-Festival auch mit der Technik zu kämpfen hatte.
Und, dass auch hier Fehler beim Booking passiert waren. Denn mit Glass trat eine Synth-Pop auf 90er Jahre-Retro gemachte Band auf, die nach drei scheinbar angesagten HipHop Acts spielten. Die Halle war danach leer und so spielte Glass dann mit Soundproblemen vor zu unrecht kleinem Publikum.
Das trübte unseren ersten Tag etwas und verärgert mussten wir den längeren Heimweg – auch um 02.00 Uhr laufen sich 4,1km nicht gerade leicht – antreten.
Bravo Spot-Festival, das war ein toller erster Tag! Der Samstag, so nahmen wir es uns vor, sollte noch besser werden!