Satellites
Multiinstrumentalisten sind keine Unsympathen
Der Multiinstrumentalist und Sänger Johnny Vic veröffentlicht am 17. Oktober sein Debütalbum. Etwas verspätet kommt das Album nun nach Europa und verbindet klassische Gitarren- mit Keyboardsounds. Eine Rezension über das Debüt.
Multiinstrumentalist ist ein Unwort. Wer als ein solcher bezeichnet wird, kann alles. Spielt alle Instrumente selbst ein, komponiert seine Songs alle im Alleingang und kann obendrein auch noch besonders gut singen. Wirklich sympathisch macht das einen Multiinstrumentalisten nicht. Nicht nur, dass wir bei diesem Wort immer zwei Mal schauen müssen, ob es richtig geschrieben wurde, sondern auch, weil es eine Band ersetzbar macht.
Satellites, das ist das Projekt eben jenes sehr talentierten Musikers und Songschreibers Johnny Vic. Er stammt aus der ja – sehr beliebten – Musikerstadt Liverpool und letztes Jahr erschien dort mit “Satellites.02” sein Debütalbum. Dem nicht genug, besitzt Johnny auch noch ein eigenes Label, das sich um den Release nun auch in Deutschland und dem Rest Europas kümmert. Für den 17. Oktober ist die Veröffentlichung vorgesehen und die elf Titel klingen so klassisch und doch sonderbar zugleich.
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Mit “Something Bigger” eröffnet ein überaus langer orchestraler Song die Platte und dieses Konzept wird dann wie in “This Is All That There Is” auch weiter verfolgt. Ausufernd, überschwemmend in gewisser Weise. Und dann gibt es da einen Song, der sich tatsächlich “God Bless America” schimpft, der wiederum mit klassischen Gitarrensounds arbeitet. Doch auch hier tauchen Bläser auf und es entwickelt sich ein Song, der sogar ein wenig an The National erinnert.
Das liegt an den tiefen und etwas nuschelnden Vocals von Johnny. Doch es ist wundersam mitanszusehen wie gemächlich und ohne Hektik sich die Titel der Platte auf einen zu bewegen. Sie driften teils etwas ab. Verträumt, verblassen mal hier mal dort. Werden aber immer wieder zurück geführt. Die Melancholie ist dabei durch und durch vertreten und macht sich in uns breit. Noch dazu klingt seine Musik nicht nach Liverpool. Es klingt vielmehr nach verlassenen Landschaften, nach unendlicher Weite.
Schauen wir uns im Netz nach dem Musiker um, müssen wir feststellen, dass er es noch nicht wirklich geschafft hat. Das mag verwundern, denn so ist Johnny schon langjähriges Mitglied der Band von James Blunt und hat mitunter mit Künstlern wie Christina Aguilera oder Olly Murs zusammengearbeitet.
“Satellites02” ist ein Album, das perfekt zur Jahreszeit passt. Es fügt sich in den kommenden Herbst und wird sich dort bestimmt über das Jahr hinaus auch dort einnisten. Wir sind auf die Reaktion in Europa gespannt. Auch wenn seine Titel keine überbordende Euphorie versprühen, wäre es doch wünschenswert, wenn das Debüt eine Berechtigung in den Plattenläden erhält. Multiinstrumentalisten sind eben keine Unsympathen, sondern schlichtweg sehr gute Musiker.