Rezension: X AMBASSADORS „TOWNIE“
Albumrezension X AMBASSADORS – „TOWNIE“
Die US-Amerikanische alternative Rockband X Amassadors veröffentlichen am 05. April 2024 ihr neues Album „Townie“. Eine Hommage an die Heimat, die Freunde, die Familie und an dieses vergangene Gefühl der Jugend.
Was ist Heimat?
Ist es ein Gefühl? Ist es ein Geruch? Sind es die Menschen, mit denen man aufwächst und die einen begleiten? Ist es die Landschaft? Heimat ist alles zusammen. Alle Gefühle, Menschen, Eindrücke, die Straßen, Geschäfte und die Natur. Die New Yorker Band X Ambassadors hat ihre Heimat in ein eigenes Album gepresst. Eine musikalische Achterbahnfahrt der Gefühle lässt Sänger Sam Nelson
Harris auf seine Hörer los. Die Band schafft es, eine unglaubliche Tiefe der Musik zu inzensieren. Durch die Texte entstehen kleine Filme vor dem inneren Auge und jeder einzelne Song ist so speziell produziert, dass man anfassen kann, was die drei Jungs transportieren.
Die X Ambassadors bestehen aus den beiden Brüdern und Gründern Sam Harris und seinem (blinden) Bruder und Keyboarder Casey Harris und Adam Levine (Drums). Musikalisch sind die beiden Brüder schon seit der Grundschule gemeinsam unterwegs, seit 2009 auch als Band. Songs wie „Renegade“ oder „Jungle“ sind längst in vielen Playlists gelandet.
Mit ihrem neuen Album „Townie“ begibt sich die Band jedoch auf ganz private Pfade und gibt sich musikalisch eine ganz neue und eigene Identität. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, weit außerhalb von allem, wächst man anders auf. Die Freundschaften und die Liebe halten ein Leben lang, die Familienbande sind stark und herzlich. Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach der großen Welt, nach dem Ausbrechen aus der gefühlten Enge und des Kleinstadtmiefs. In der Single-Auskopplung „Your Town“ erinnert Sam an seinen damaligen Musiklehrer, der von Anfang an an ihn geglaubt hat, ihn unterstützt hat, ihm die Bühne nahe gebracht hat und wie schnell die Zeit eigentlich vergeht und dieser wichtige Mensch nun nicht mehr da ist. Am Ende des Songs wird eine Sprachnachricht des Lehrers abgespielt, der zeigt, wie stolz er auf die Jungs ist. Das ist schon sehr privat und zeigt auch, wie wichtig dieser Song und dieses Album für das Trio ist.
Die X Ambassadors haben unwahrscheinlich schöne und bildliche Worte für ihr Leben in ihrer Heimatstadt gefunden. Im Einstiegssong „Sunoco“ besingen sie den Zeitvertreib als Jugendliche, „Donuts“ drehen vor dem Supermarkt, mit der Kamera des Vaters Videos filmen und sich dabei so verloren und einsam fühlen, wie es für Tennies üblich ist. In „Half-Life“ besingen sie das Leben und die Liebe, die
Ehepartner, Kinder und Freunde. In dem Song „Smoke on the Highway“ untermauert ein Banjo das Lebensgefühl. In dieses Album kann man eintauchen und sich mitnehmen lassen, man kann lachen und weinen und die Gänsehaut ist garantiert. Der Song „Follow the sound of my voice“ handelt von Sams blindem Bruder und Bandmitglied Casey. Der Text
“…… Sorry ma’am, your son will never see again
She points her finger at that kite stuck in that tree
She says, „Baby, c’mon, baby, can’t you see?
See how high it is, how bright it is, how it shines against the sky
Can you see it if you try?“
But he says, „I can’t see it“, „Darlin‘,“ she says
„Follow the sound of my voice, I’m right here, I’m right here….”
„I’m sorry Ma’m your son will never see again……
Follow the sound of my voice, I’m right here, I’m right here!” zieht einem direkt den Boden unter den Füßen weg. Die Verzweifelung der Mutter, die glaubt, wenn sich das Kind nur genug anstrengt, dann kann es doch sehen und die Familie, die dann so herzlich mit dieser Situation umgeht und dem Handicap des Jungen mit Liebe und Stärke entgegentritt.
Auf dem Album Townie, geht es ruhig zu, es gibt Acapella Parts, nur Gesang und Gitarre, Roadmovie-Feeling aber in Songs wie „Rashad“, „Smoke on the Highway“, und „Women’s Jeans“ lassen die Jungs auch ihre Rock-Wurzeln spielen und ein wenig Mainstream-Touch aufflammen. Musikalisch erinnert mich dieses Album an den jungen Bruce Springsteen, tiefe und gefühlvolle Texte, gepaart mit purem Rock. Aber auch kleine alternative Anteile, gerade auch in der Stimme von Sänger Sam Nelson Harris lassen Erinnerungen an Bands wie Stone Temple Pilots oder die britische Indie-Rockband Snow Patrol aufkommen und an wen das Banjo erinnert, muss ich wohl nicht aufschreiben (Mumford and Sons).
Es ist ein tiefgründiges Album, was durch seine Handmade-Music mit unglaublicher Stimme und filigran und auf den Punkt eingesetzten Instrumenten aufwartet und denjenigen in das Leben und die Vergangenheit der X Ambassadors eintauchen lässt, der sich die Zeit nimmt
zuzuhören.