Rezension: DOTA „Springbrunnen“
Albumreview DOTA – Springbrunnen
Vier Jahre sind vergangen, seit DOTA mit „Wir rufen dich, Galaktika“ zuletzt ein Studioalbum mit eigenen Texten veröffentlicht hat. Dazwischen lagen zwei bemerkenswerte Ausflüge in die Welt der Lyrik von Mascha Kaléko, die ihre Spuren hinterlassen haben – und doch ist Springbrunnen alles andere als ein verkopftes Literaturprojekt. Es ist ein warm vibrierender Sprung zurück in den Jetzt-Pop, aufgeladen mit einer DOTA-typischen Mischung aus Skepsis, Sehnsucht und Leichtigkeit.
Schon beim Opener wird klar: Die Band um Dota Kehr, Jan Rohrbach, Janis Görlich, Patrick Reising und Alexander Binder hat ihre Formel nicht neu erfunden – aber weiterentwickelt. Springbrunnen klingt, als wäre in ihrem musikalischen Labor eine neue Zutat aufgetaucht: alles ist ein bisschen luftiger, direkter, klarer. Die Gitarren tanzen, der Bass pulsiert, der Synthie darf flirren – und über allem schwebt Dotas Stimme, immer nah, nie laut, aber voller Nachdruck. Der Song Einfach zu abgelenkt ist ein Paradebeispiel dafür, wie DOTA auch gesellschaftliche Beobachtungen mit sonniger Melancholie unterlegt: ADHS als Grundgefühl der Gegenwart, verpackt in einen federleichten Groove, der fast vergessen lässt, wie ernst es ihr ist. Der Song wirkt wie eine SMS, die man nie abgeschickt hat – weil man vorher den Faden verloren hat.
Das wogende Meer nimmt einen anderen Ton an. Hier klingt Dota fast verletzlich, offen, ehrlich – wie jemand, der nicht nur wissen will, wie die Welt funktioniert, sondern auch, warum sie sich manchmal so leer anfühlt. Und Milliardäre wiederum sprüht vor bissiger Ironie, ein musikalischer Kommentar zum Klassenbewusstsein im Spätkapitalismus – der irgendwie dennoch nicht belehrend, sondern charmant bleibt.
Überhaupt ist das eine der großen Qualitäten von Springbrunnen: Das Album fragt, ohne zu dozieren. Es zweifelt, ohne zu verzweifeln. Und es findet Schönheit im Unklaren. Die Texte sind dichter geworden, vielleicht auch poetischer – sicher beeinflusst von Kaléko, aber nie abgehoben oder schwer. Stattdessen wirken sie, als seien sie aus dem echten Leben destilliert worden: mit offenen Augen, einem wachen Herzen und einem scharfen Blick für das Alltägliche im Großen. Springbrunnen ist damit kein lautes Album, kein Sturm im Indie-Wasserglas. Es ist eher ein stilles Plätschern, das einen wachhält. Das einem sagt: Du bist nicht allein mit deinen Gedanken, deinen Fragen, deiner Überforderung. Und vielleicht ist das gerade das Beste, was ein deutsches Popalbum im Jahr 2025 leisten kann.
Springbrunnen ist ein kluges, leichtfüßiges Album über das Schwere. Es denkt mit, fühlt mit – und tanzt dabei auf Zehenspitzen. DOTA beweisen erneut, warum sie eine der wichtigsten Stimmen im deutschsprachigen Indie-Pop sind: unaufgeregt, relevant, ganz bei sich.
26.06.25 Göttingen – Wochenmarktplatz
27.06.25 Dortmund – Junkyard open air
03.07.25 Regensburg – Thon Dittmer Palais
04.07.25 Reichertsheim – Fichters
05.07.25 Halle a.d.Saale – Volkspark Open Air
12.09.25 Braunschweig – Festival Kultur im Zelt
17.09.25 Dresden – Schlachthof
18.09.25 Leipzig – Felsenkeller
19.09.25 Berlin – Columbiahalle
20.09.25 Bremen – Modernes
21.09.25 Hamburg – Große Freiheit
14.11.25 Potsdam – Waschhaus
15.11.25 Frankfurt (Oder) – transVOKALE
18.11.25 Erlangen – E-Werk
19.11.25 St. Wendel – Saalbau
20.11.25 Stuttgart – Im Wizemann
21.11.25 Karlsruhe – Tollhaus
22.11.25 Heidelberg – Karlstorbahnhof
23.11.25 Darmstadt – Centralstation
11.12.25 Jena – Kassablanca
12.12.25 Augsburg – Kantine
13.12.25 Freiburg – Forum Merzhausen
14.12.25 Marburg – KFZ
16.12.25 Aachen – Musikkantine
17.12.25 Köln – Carlswerk Viktoria
18.12.25 Oberhausen – Druckluft
19.12.25 Münster – Skaters Palace
14.01.26 Chemnitz – Atomino
15.01.26 München – Muffathalle
16.01.26 Wien – Arena
17.01.26 Passau – Zauberberg
18.01.26 Erfurt – Kalif Storch
21.01.26 Bielefeld – Forum
22.01.26 Düsseldorf – zakk
23.01.26 Oldenburg – Kulturetage
24.01.26 Kiel – Pumpe
25.01.26 Schwerin – Zenit