Review: LUX – „TESTEN“
Münchner Rapper LUX meldet sich zurück
Der Münchner Rapper LUX meldet sich mit seiner neuen Single „TESTEN“ zurück und läutet gleichzeitig ein neues Projekt ein, das uns Mut und Hoffnung spenden soll. Was jetzt vielleicht in der vorweihnachtlichen Zeit nach einer biblischen Offenbarung klingen mag, entpuppt sich als Projekt „STATUS: MUT“. Dort werden alle seine neuen Releases gesammelt, wie ein Mixtape quasi. Für LUX stellt dieser Releaseday ein neues Kapitel mit neuem Label im Rücken (wirscheissengold) dar. Er eröffnet damit einen Neuanfang voller Energie und Hingabe. Das war in diesen tristen Zeit auch bitter nötig und so langsam aber sicher beschleicht auch mich nach 8-9 Monaten Pandemie das Gefühl, dass sich etliches ändert. Die Künstler*innen releasen nicht einfach nur, sondern nehmen sich die Zeit zu herzen, Corona und all die Hürden und Tränen sind Stoff für neue musikalische Geschichten.
„TESTEN“ weicht vom bisherigen Sound des Münchner Musikers schon etwas ab. LUX hat auch in den letzten 2 Jahren weiter an seiner Ausdrucksweise und lyrischen Ader gefeilt und so bewegen wir uns mittlerweile in einem Gebiet, das schon viel Finesse beinhaltet. Schlagfertig war er ja eh schon immer.
“TESTEN” ist dein erstes Release seit über 2 Jahren. Wie ist es dir seitdem ergangen und was für ein Statement willst du mit deiner neuen Single setzen?
LUX: Die letzten 2 Jahre waren crazy. Es ist einfach super viel passiert. Meine Erwartungen zum letzten Album “IKIGAI” waren so hoch, dass sie gar nicht wirklich erfüllt werden konnten. Das hat mir einen ganz schönen Dämpfer verpasst. Ich habe dann erstmal Abstand von der Musik genommen und mich dazu entschlossen eine Firma zu gründen. Ich bin ins CBD Business eingestiegen, habe über ein Jahr mein Startup aufgebaut und dann wieder verkauft. Das war eine ganz schön intensive Zeit. In den Monaten danach bin ich in ein ziemliches Loch gefallen. Ich wusste nicht wo es hin geht und hab mir selber irgendwie voll den Druck gemacht. Ab und zu war ich sogar kurz davor das ganze Musik Thema an den Nagel zu hängen. Stattdessen bin ich meinem Impuls gefolgt und fing wieder an zu schreiben. Ich habe gemerkt wie wichtig mir das ganze Rap-Ding ist und wie viel Energie es mir gibt. Ich glaube das hört man auch auf meiner neuen Single “TESTEN”.
Mut, Hoffnung, Mittelfinger… hat Corona und all die Probleme für Künstler*innen in der Zeit diese Art von Rebellion in dir ausgelöst? Und wie möchtest du sie in Form deiner neuen Releases mit deiner „STATUS: MUT“ Playlist kanalisieren,
LUX: “STATUS: MUT” ist für mich ein Neuanfang. Ich will nichts unnötig kompliziert machen und verkopfen und lieber der Musik selber wieder mehr Raum und Fokus geben. Die Playlist soll hungrig werden und intuitiv step by step entstehen. Es macht gerade wieder richtig Spaß Musik zu machen und diese rauszubringen. Das sollen auch die Menschen die sie hören spüren. Inhaltlich soll es weg von der Negativität hin zu mehr Entschlossenheit gehen. Ein Mittelfinger gegen die Ängste und Zweifel. Eine Hymne auf Spontanität und Selbstverwirklichung. Ich denke das sind Themen die besonders jetzt während der Pandemie wichtig sind. Was Corona mit der ganzen Kulturbranche und Veranstaltungsindustrie macht ist richtig bitter. Da gibt es keine Diskussion, dass mehr Ideen, Möglichkeiten und Hilfen möglich gemacht werden müssen. Besonders wenn man sieht wie dann Milliarden in Flugunternehmen oder ähnliches gesteckt werden (WTF). Kultur ist systemrelevant und ich bin mir sicher, dass die Menschen ohne sie irgendwann austrocknen. Ich persönlich bin existentiell nicht von der Musik abhängig, aber vermisse das touren und live spielen krass. Die Bühne war für mich schon immer ein sehr wichtiger Ort. Ich bin mir sicher, dass die wenigen soziale Kontakte und diese besondere Zeit die neuen Songs auch beeinflusst haben.
Du hast dich für ein eher ungewöhnliches Musikvideoformat (Hochkant) entschieden. Wie kam’s dazu und wieso könnte das für zukünftige Videos Schule machen?
LUX: Genau, der Plan ist zu jedem Song ein Kurzvideo von ca. 30 – 60 Sekunden im Storyformat zu drehen. Auf der einen Seite macht einem die Kürze super frei und man fängt an ganz anders zu denken, wenn man plötzlich nicht mehr 3-4 Minuten mit coolen Bildern füllen muss. Man kann dadurch viel schneller und spontaner arbeiten. Das unterstützt auch den ganzen Gedanken hinter “STATUS: MUT”. Auf der anderen Seite ist 9:16 ein echt spannendes Format. Der Ansatz war einfach mal was Neues auszuprobieren und rumzuexperimentieren. Und sind wir mal ehrlich – Heutzutage wird doch das meiste eh nur noch am Smartphone geschaut und man kann das Footage gleich perfekt für Stories und das Spotify Canvas etc. nutzen.
“TESTEN” klingt anders als deine Releases zuvor. Wieso ist der neue Track dennoch ein stringenter Teil deines bisherigen Werdegangs?