Moritz Krämer & ein Ritt auf der Gefühlsachterbahn
Moritz Krämer live in Hamburg
Nele war vergangene Woche im Knust bei Moritz Krämer.
Moritz Krämer, das Knust und der Abend, an dem ich mich Hals über Kopf verliebte, geheult hab’ wie ein Schlosshund, gleichzeitig lachen und weinen musste und auf der Gefühlsachterbahn mindestens fünf, vermutlich eher zehn Loopings gedreht habe. Uff. Emotional gesehen war ich nach meinem Rendezvous mit Moritz völlig platt – überglücklich mit mir selbst, meiner Umwelt, jedoch in Gedanken vertieft und stundenlang am Grübeln… Als hätte jemand in meine Grabbelbox der Gefühle gefasst und wahllos irgendwelche Emotionen gezogen. Ungefähr so hab’ ich mich das letzte Mal mit 14, nach der Trennung meiner ersten großen Liebe gefühlt, die eigentlich nur Positives mit sich brachte, jedoch in einem Tränenmeer, Frust, Verzweiflung und Vanilleeis endete. Wozu manche stundenlange Therapiesitzungen bei ihrem Psychiater des Vertrauens brauchen, reicht mir ein Abend mit Moritz Krämer, einigen Taschentüchern und ein, zwei Zeilen über das Leben und die Liebe (…)
Verhuscht, aber charmant
Vergangenen Donnerstag eröffnete der Gute samt Band seine diesjährige Tour bei uns im Knust in Hamburg! Mit von der Partie war Ove, der liebevoll und munter einheizte und mit nordfriesischem Humor und Texten über seine Heimat und die Liebe darauf vorbereitete, was diesen Abend eben noch so kam!
Es folgte ein bunter Mischmasch an neuen Sachen, alten Sachen, nicht veröffentlichten Werken, spontanen Improvisationen, und und und. Bereits bei dem ersten Song fiel Krämer aus allen Wolken und vergaß seinen Text. Überhaupt nicht tragisch, denn ehrlich süß, wie er dies kommunizierte, hörte man nur leichtes Schmunzeln unter den im Publikum Anwesenden. Krämer, ein Mann der großen Worte! Eine kleine Quasselstrippe, ein Schwadroneur, Deutschpoet… Und dabei versuchte er schon, so wenig wie möglich auf der Bühne zu plaudern. Dies gelang ihm nur bedingt. Aber ob er nun redet oder singt, das is’ prinzipiell schnuppe! Kaum jemand hat so eine beruhigende Stimme, kann so unterhaltsam über Verträge philosophieren wie er! …Falls ich irgendwann Kinderbücher schreiben sollte und diese dann zum Hörbuch aufsteigen sollten, ja meine Lieben, dann wird seine Nummer die erste sein, die ich in mein Telefon eintipsen werde.
„Ich hab’ einen Vertrag unterschrieben“
Und weil es ohne Worte eben nicht geht, fing er an, dem Publikum sein neues Doppelalbum „Ich hab’ einen Vertrag unterschrieben“ zu erklären! Das war irgendwie süß, da doch schon jeder wusste, wieso, weshalb, warum Protagonist xy aus dem Vertrag heraus will, dass der erste Song auf der B-Seite „Ich bin wieder da“ heißt, dass es natürlich einerseits um Verträge geht, allerdings die Metaebene nicht außer Acht zu lassen ist… Ja, ja und ja! Wir wissen das alles, lieber Moritz. Wir, die größten Fans, Möchtegern-Poeten, Plattensammler des guten Geschmacks.
Aber seine falsche Bescheidenheit macht ihn nur noch sympathischer! …Zumindest bei mir läuft seit Tagen nur Moritz’ Stimmchen durch die Kanäle. Ich kenn’ jeden Song, in und auswendig. Und ich bin mir sicher, dass das blonde Mädchen in Reihe 1, die so schön mitsang und träumte, genauso im Bilde war und dass Dich der kahlköpfige Mann mit dem leicht herausstehenden Bäuchlein, genauso gut kennt und liebt, lieber Moritz (…)
Ja ja, süß und schüchtern stolperte der Gute auf die Bühne, Augenkontakt zum Publikum suchte er nur bedingt. Insgesamt wirkte er etwas aufgeregt, ein wenig verhuscht. Er war den Abend nicht ganz bei der Sache, aber als er den Mund aufmachte und anfing zu singen, schmolzen alle Herzchen dahin.
Das große Leben, die große Liebe
Es gab da diesen einen Song, ein Song, den bis dato noch niemand kannte! Und mir so in Erinnerung blieb, weil dieser nur wenige, dafür sehr bedeutungsschwangere Zeilen in sich trug… Da ging es um’s Genügen! Dass Rauchen nur parallel mit Trinken funktioniert, um New York, um das ganz große Leben. Ein Leben wie im Bilderbuch, dass in den letzten Zügen des Songs dann aber gar nicht mehr so groß erschien, da es nur unter dem Erfolgsdruck unserer Gesellschaft heranwuchs. Und puff, wie ein Schlag traf es mich. Harter Tobak, den ich danach auch noch mit ins Bettchen nahm… Und eben dieser Song und diesen Effekt, den er auf mich hatte, haben alle oder zumindest etliche Krämer-Songs! Und das is’ die Magie, die hohe Kunst der Musik, ein Gänsehautgefühl, dass mir nur der Krämer gibt. Und aus diesem Grund wird ein kleiner Teil in mir wohl auf ewig für den Moritz schwärmen.