Kapnorth

Kapnorth Interview „Wir glauben an das Gute.“

Kapnorth aus der Schweiz im Interview

Kapnorth aus der Schweiz im Interview

Am 01. Mai hat die Schweizer Post-Pop Band Kapnorth ihr Album „Dematerealize“ rausgebracht. Zeit also sich mit der Band über ihre Platte zu unterhalten.

Das Album Dematerealize, das am 1. Mai 2016 erscheint, behandelt die gesellschaftliche und persönliche Werteverlagerung weg vom Materialismus zurück zur emotionalen Präsenz im Leben. Es ist eine musikalische Reise von der Gegenwart, dem Bewusstsein etwas ändern zu müssen, über einen chaotischen Versuch, Vorsätze anzunehmen bis hin zum Erfolg und persönlichen Glückseligkeit. Ein Appell an die Gesellschaft. So wurde uns das zumindest gesagt. Also dachte ich mir, da musst mit den Jungs mal drüber sprechen. Viel Gesprächsstoff also. Das Soundkartell hat mal nachgefragt.

Soundkartell: Ihr habt grade 10 Videokünstler für Euch engagiert. Die arbeiten gerade an 10 unterschiedlichen Clips, die dann insgesamt ein Video ergeben sollen. Hab ich das so richtig verstanden?

Kapnorth: Wir produzieren selbst noch kurze Fugenclips, um die Videos zu verbinden. Am Schluss kommt dann alles zu einem Experimental-Film zusammen.

Welche Idee steckt dahinter, 10 kleine zusammenhängende Videos produzieren?

Erstens hatten wir keine Lust auf einen normalen Albumrelease, der nach kurzer Zeit einfach verpufft. Weil wir sowieso das eine oder andere Video hätten machen lassen, dachten wir uns: Warum nicht gleich alle? Zweitens kennen wir viele Videokünstlerinnen und -künstler, die dann auch bereit waren, für wenig Gage ein derart grosses Projekt mitzugestalten. Die Idee ist, ein hohes Ziel zu erreichen, indem die Arbeit auf Viele verteilt wird. Kollaboration in diesem Sinne ist gleichzeitig ein Hauptanliegen des Albums. Letztlich interessiert uns, wie wir von anderen Kunstschaffenden wahrgenommen werden. Sie erhielten keine Vorgaben für die Videos und arbeiten unabhängig voneinander. Auf Ebene des Films wollen wir herausfinden, ob durch die Musik passiv eine funktionierende Spannungskurve durch die Clips hindurch entsteht.

Der Film, der dann in ein paar ausgewählten Kinos gezeigt wird widmet sich dann der Band Kapnorth?

Nein, der Film widmet sich der Botschaft des Albums. Er zeigt eine Bewusstseinsentwicklung hin zur Dematerialisation, mittels Analyse, Erkenntnis und Umsetzung. Dazu gehören Vor- und Abspann sowie die Schwierigkeiten und Rückschläge auf dem Weg. Im Vordergrund steht diese Idee, denn sie ist älter als wir alle und verdient die Aufmerksamkeit. Deshalb sind auch die Filmvorführungen nicht exklusiv. Von September 2016 bis ca. Juni 2017 zeigen wir den Film in allen Kinos oder Filmclubs, die Interesse daran haben (einfach anfragen via kapnorth@gmail.com). Im Sommer 2017 wird der Film ins Netz gestellt, bis dahin möchten wir aber die Leute zusammenbringen, um eine Austauschplattform zu schaffen.

Um es kurz zu fassen: In Eurer Musik geht es Euch um die gesellschaftliche und persönliche Werteverlagerung weg vom Materialismus zurück zur emotionalen Präsenz im Leben. Wie macht ihr diese Veränderung fest?

Nun, wir sind vier Freunde, die zusammen Musik machen. Das war seit der Gründung der Band so und wird auch immer so bleiben. Wir investieren viel Zeit und Energie in unsere Leidenschaft und haben Spass daran. Die Band ist eine riesige emotionale Präsenz in unserem Leben. Dieses Gefühl durchdringt uns, sei es im Proberaum, auf der Bühne oder sonst wo. Und an Konzerten stellen wir schliesslich immer wieder mit Freude fest, dass wir es auch vermitteln können.

Andere Bands haben mit einem Album bisher im Rücken vielleicht andere Probleme als über die gesellschaftliche Ordnung nachzudenken…

Um solche Gedanken sollte man sich eigentlich nie zu schade sein, egal wieviel Alben man im Rücken hat. Wenn wir uns als Künstler von der Gesellschaft ausnehmen würden, kämen unsere Reflexionen über sie aus einer allzu verzerrten Perspektive.

Sind das Gedanken, die sich im Besonderen eine schlaue Band aus der Schweiz macht oder täuscht das?

Die drängen sich doch schon seit Jahrtausenden auf! Man braucht sicherlich eine gewisse Sensibilität, um ihnen zugänglich zu werden. Hobbys und Nationalität spielen da wahrscheinlich eher eine untergeordnete Rolle.

Ihr meint, ihr müsst etwas ändern. Inwiefern ist das gerade ein Phänomen, dass wir ja oft etwas sehen, uns aufregen und uns dann denken, “Ja krass eigentlich müsste ich da jetzt etwas tun dagegen”. Aber mehr als ein “eigentlich” bleibt da meist nicht hängen und man ertappt sich auf der Couch. Wieso machen das Kapnorth anders?

Wie vorher erwähnt, braucht es eine gewisse Sensibilität. Diese steht für uns an erster Stelle. Es sind nicht die grossen, weltpolitischen Knacknüsse, an denen wir uns versuchen. Wir glauben an das Potential in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie sind für uns das gewisse Etwas, das die Gesellschaft zu mehr als der Summe ihrer Einzelteile macht. Und wo diese harmonisch funktioniert, erübrigen sich viele der übergeordneten Probleme. Wir leben diese Attitüde aus und versuchen die Leute damit zu inspirieren. Dabei fokussieren wir Potential, nicht Defizit. Wie nachhaltig das ist, lässt sich schwer messen. Das Netzwerk von Gleichgesinnten wächst jedenfalls ständig.

Eigentlich halte ich persönlich nicht immer viel von Appellen, wenn man demjenigen selbst keine Lösung anbieten kann. Was kann Kapnorth da tun?

„Dematerealize“ ist kein Appell, sondern eine Einladung zum konstruktiven und kreativen Zusammensein in einer friedlichen Atmosphäre. Wir glauben an das Gute, das aus diesen entsteht und streben es an. Es sind die vielen kleinen Momente, die zum Grossen beitragen. Wo wir sind, schaffen wir diese Plattform oder nutzen vorhandene und nehmen einfach Teil. Wer will, darf mitmachen. Wer nicht will, kommt irgendwann bestimmt auf den Geschmack 😉 Gelegenheiten dazu gibt es unzählige – unsere Attitüde ist ja zum Glück nicht einzigartig!

Ihr macht es einem verwöhnten Indie-Pop Hörer nicht gerade leicht. Und dann sind da noch Eure gesellschaftskritischen Ansätze. Was macht ihr solchen Zuhörern, die eure Musik mögen, aber mit Euren gesellschaftskritischen Ansätzen nicht klar kommen?

Musikalisch halten wir uns ausschliesslich an unseren Geschmack, wie sollen wir sonst echte Gefühle vermitteln? Ein bisschen aktives Zugehen auf Ungewohntes finden wir gesund und nicht zu viel erwartet.
Mit der Flexibilität, die einem die Musik schon abverlangt, können einen da die Texte noch aus der Bahn werfen? Wenn ja, klingt das nach einer spannenden Diskussion. Die Reflexion über solche Themen ist nie abgeschlossen und wir sind dankbar für kritische Gesprächspartner. Übrigens auch für die kritischen Fragen in diesem Interview, vielen Dank!

Ihr geht da als Band schon relativ weit. Wo habt ihr Euch selbst in dem Fall Grenzen gesetzt, bis hierhin und nicht weiter?

Politik und Religion sind seltene Themen, weil sich da bereits innerhalb der Band die Ansichten z.T. unterscheiden. Da gehen wir jeweils Kompromisse ein, an denen wir alle wachsen können. Beispielsweise teilen wir nicht dieselbe Religion, aber durchaus denselben Glauben an Werte wie die Liebe.
So oder so sehen wir uns nicht in einem begrenzten Raum handelnd, sondern unseren Visionen folgend. Dabei leiten uns der Instinkt und der gesunde Menschenverstand. Bisher sind wir noch niemandem auf die Füsse getreten.

Wo sollten wir als Gesellschaft Eurer Meinung nach am Ende diesen Jahres 2016 stehen?

Stehen sollten wir auf keinen Fall 😉 Wir wünschen uns eine Bewegung hin zu mehr sozialem Zusammenhalt, politischem Frieden, ökologischem Bewusstsein, Bescheidenheit in der Wirtschaft und spiritueller Freiheit.

 

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