Interview Pool

Interview mit Pool – „Wir waren derbe naiv!“

Die Jungs von Pool und ich vom Soundkartell

Die Jungs von Pool und ich vom Soundkartell

Vor fast zwei Wochen war ich beim Reeperbahn Festival 2015 in Hamburg unterwegs. Fast exakt drei Jahre nach unserem ersten Interview, habe ich die drei Danny, Nils und David von Pool wieder getroffen. Sie sprechen über Druck, Geduld, Wasserbälle und vieles mehr.

Es ist fast so, als würde sich nach drei Jahren ein Kreis drehen. Damals im September 2012 habe ich mein erstes Interview mit der Hamburger Indie-Pop Band Pool geführt. Wir haben über die Erinnerungen daran, über Geduld, Wasserbälle, ihren Druck und ihre Naivität gesprochen.

Soundkartell: Wir uns damals vor drei Jahren das erste Mal zum Interview getroffen haben…

Danny (fällt ins Wort): „Nee, das ist ehrlich schon drei Jahre her?“

Soundkartell: Ja damals vor drei Jahren habt ihr gemeint, dass das Album bald erscheint.

Danny: „Damals meinten wir echt, das kommt bald?“ (lacht)

Soundkartell: Es hat ja doch noch ein bisschen gedauert. Drei Jahre um genau zu sein und das ist schon relativ spät.

David: „Tschau ey!“
Nils: „Unser nächstes Album kommt in 6 Wochen Digger!“

Soundkartell: Mir ist aufgefallen, dass ihr sehr ruhig geblieben seid bis zum Release im Mai. Was bedeutet für Euch „Geduld“?

Danny: „Ist das die Frage?“ (lacht)

Soundkartell: Ja!

Danny: „Geduld heißt, wenn dieser blöde Wasserball auf deinem Computer nicht weggeht. Und nicht nicht durchdrehst in der Zwischenzeit und nicht in den scheiß Bildschirm reinhaust! Das ist so im Moment meine Geduld am Tag.“
Nils: „Oder wenn du dir einfach ein neues MacBook kaufst, digger. Mit ’ner Solid-State. Und der Wasserball dann einfach gar nicht mehr kommt, digger.“
Danny: „Aber das hat ja mit Geduld dann nichts mehr zu tun.“
Nils: „Joa, eben.“

Soundkartell: Und du David? Du hast nichts zu sagen? Hast du keine Geduld mehr?

David: „Nein man. Da gibt es einfach nichts mehr hinzuzufügen. Das war das beste Beispiel für Geduld. Weil ich dieses Gefühl so hasse.“
Danny: „Digger, ich hasse den Wasserball! Früher gab’s da noch ’ne Sanduhr. Auf die bin ich aber noch weniger klargekommen. Aber egal. Um ehrlich zu sein. Also auf „serious-basis“ ist es gerade derbe krass. Wir haben in den letzten Tagen so eine Art Experiment gewagt, dass wir mal mit Leuten von außerhalb mal zusammengearbeitet haben. Das waren halt Produzenten, die haben zwar keine Macht, aber die sind halt immer anwesend. Dann machst du mit denen halt einen Track, also von 0 auf. Die sind richtig geduldig tatsächlich. Du sitzt mit denen 8 Stunden in einem Raum und du hört vielleicht nur eine Sequenz von 4 Takten. Also immer wieder das gleiche. Und die chillen da einfach so ab. Die sind mehr so: „Joa, das wird schon. Das wird mega der gute Track. Ich weiß das.“ Das ist für mich geduldig. Aber um nochmal auf das Album zurückzukommen, warum das so lange gedauert hat: Es ist ja nicht so, dass wir zu uns selbst gesagt haben: Digger, wir lassen uns jetzt voll viel Zeit. Wir wollten ja unbedingt ein Album machen. Aber es gibt eben manchmal Umstände, die das immer ein bisschen durchkreuzen. Da musst du halt gezwungenermaßen einfach Geduld beweisen. Und wenn du in deinen Computer eben reinklatscht, dann ist er eben kaputt. (lacht)“

Soundkartell: Ja gut das verstehe ich schon. Aber andere hätten vielleicht einfach mal so was aus der Hose rausgeschossen.

Danny: „Jaa, normal. Ja kann ich verstehen aus der Hose was raus schießen. Aber hat man ja auch schon mal gemacht, und macht meistens eher immer schlechte Erfahrungen damit. Also wenn du dann was rausbringst, was du selber aber gar nicht so richtig baba findest.“

Soundkartell: Heißt ihr seid grade schon im Studio für ein neues Album?

Danny: „Ne wir sind gerade noch bei uns zuhause und feilen da noch an den Demos. Ins Studio geht’s dann vermutlich am 12. Oktober.“

Soundkartell: Ja der Hintergrund ist halt einfach der, dass ich ja so in Eurem Alter bin und selber merke, dass ich in manchen Sachen einfach mega ungeduldig bin.

Danny: „Ja voll!“

Soundkartell: Ja weil man will ja auch immer den nächsten Schritt machen und das bedeutet dann auch immer, dass man von dem was man macht zu 100% oder sogar noch mehr überzeugt sein muss. Inwiefern ist das bei Euch auch so?

David: „Also, das ist eh schon voll nice, dass wir damals vor drei Jahren schon gesprochen haben. Und alles dazwischen, das war ein ewiger Prozess der da stattgefunden hat und man lernt einfach sag ich mal – von der Zeitspanne her war ich damals 19 – bis jetzt ganz andere Dinge zu schätzen. Und man merkt einfach auch, wie derbe naiv man zwischenzeitlich auch gewesen ist. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was wir dir damals gesagt haben. Aber ich kann es mir grob vorstellen. Und das lässt mich auch innerlich gerade rot anlaufen (lacht). Nein Quatsch! Aber wir waren einfach so krass, gestört davon überzeugt, dass ja übermorgen gehört uns die Welt Styles…Und jetzt mittlerweile, sag ich mal mit dem Erfahrungsschatz, dass ich nichts anderes als das krasser zu schätzen weiß, dass ich nichts anderes mache, als das jetzt so. Und das ist einfach gestört so Zeit in seinem Leben zu verbringen. Dinge zu erschaffen und jedes Mal, wenn ich zum Beispiel hier einen Maler, oder diesen Dude da hinten der, der die Waschmaschine nach oben trägt sehe, dann denke ich einfach nur: „Alter, was geht bitte?!“ Dafür bin ich einfach nur voll dankbar mittlerweile und alles was noch „On-Top“ kommt…I’m in!“
Nils: „Ja auch aufgrund der Lebenserfahrung, wirst du ja auch deutlich reflektierter. Also ich mein in der Zeit ist bei uns einfach derbe viel passiert. Daraus schöpfst du natürlich auch. Klar gab es da stetig ein Auf und ein Ab. Auch Frust war natürlich da. Ich kann da jetzt nur von mir sprechen. Aber im Moment bin ich zuversichtlicher denn je. Dass sich jetzt wieder eine neue Perspektive aufgetan hat und man arbeitet ja auch stetig irgendwie daran.“
David: „After the rain comes the sun, digger!“
Danny: „Kannst ja die nächsten drei Jahre später wieder ein Interview mit uns führen. Am Ende hast du halt so eine derbe erfolgreiche Karriere bzw. eine derbe erfolgreiche Compilation von einer mega erfolgreichen Band, die ständig versucht durchzubrechen. Aber jedes Mal einfach wieder auf der Erde steht und voll abkackt. Wie wir dann auch dann noch da sitzen, immer älter werden, immer beschissener aussehen und immer mehr auf Age abkacken. Und irgendwie so: „Hey Digger, das muss doch jetzt dann endlich mal wahr werden, dass ich ein Penthouse hab Digger!“ (lacht)

Soundkartell: Heißt ihr seid ja jetzt hauptberuflich Musiker.

Alle: „Si claro!“
Die Jungs von Pool und ich vom Soundkartell

Die Jungs von Pool und ich vom Soundkartell

Soundkartell: Aber lässt das nicht auch einen gewissen Druck entstehen, dass ihr jetzt immer etwas Neues schaffen müsst?

Nils: „Also wir haben im Prinzip ja immer noch das Privileg noch kein Label zu haben. Also so geil wie es scheiße ist. Aber den Druck machen wir uns im Moment selber und da sind wir gerade einfach derbe hot und haben Bock was zu reißen. Und damit hat sich der Punkt auch schon eigentlich erledigt.“
Danny: „Ja keine Ahnung. Druck, klar, wäre da. Aber wenn du das mit „Lust auf was machen“ quasi überstreichst, dann musst den jetzt nicht als ätzend ansehen.“
David: „ Das Ding ist, wenn du halt was Geiles machen willst, und du einfach Bock hast zum Beispiel eine Emotion festzuhalten, einen Track zu machen, dass du dich dann nicht hinsetzt und sagst: „Digger, das muss jetzt übertrieben bocken, jetzt sofort! Let loose!“ Dann kommt genau Scheiße dabei raus.“
Nils: „Wo wir wieder beim Punkt Geduld wären!“
David: „Ja genau, Geduld! Und gerade jetzt wo wir die letzten zwei Wochen, da haben wir halt mit Leuten Mucke gemacht, die übelst geduldig waren. Da hatte ich – da spreche ich jetzt für mich – schon den Druck, dass wir da jetzt derbe den Presenter rausholen müssen. Sonst denken die, wir sind derbe die Noops. Dann war halt am Schluss die Story so, dass die einfach nur gechillt haben und gewartet haben, bis wir klarkommen. Die dachten halt auch so: Oke Jungs, die müssen auch erst mal darauf klarkommen, dass wir am Start sind. Dann haben wir drei Stunden lang einfach nur versucht den Druck abzubauen, wo wir uns schon dachten: Ok das ist jetzt irgendwie komisch. Aber dann kamen wir klar. Das Wichtigste ist einfach, dass du dir keinen Druck machst. So, Ende der Antwort. Weil das immer derbe unsexy endet, immer!“

Soundkartell: Aber man muss ja schon auch immer von außen den Druck bekommen oder eben auch Lob, dass das was ihr macht derbe geil ist!

Danny: „Das machen die auch tatsächlich ganz gut so. Die sagen immer: „Everything is amazing!“
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Soundkartell: Ja gut, das ist halt wie im Fussball, dass man auch was Gutes sagen muss, auch wenn des schlecht war.

Nils: „Ja das läuft immer normal so: Erst sagen, was gut ist. Dann kommt die Kritik und dann musst du am Ende nochmal sagen, was gut ist.“
David: „Meintest du das jetzt von den Fans aus oder von uns selbst?“

Soundkartell: Ja eher von Euch selbst so von außen.

David: „Ja derbe der Fortschritt! Man lernt so unglaublich viel dazu! Man kommt so voran, also auch in den Fähigkeiten. Weißt du wir machen ja alles alleine bisher und was wir bisher alles gelernt haben! Vielleicht wären wir 2012 auch niemals bereit gewesen dem Druck standzuhalten.“
Danny: „Ich habe im Punkto Motivation einfach angefangen, mich selber so derbe geil zu fühlen, dass der Zweifel auch gar nicht erst aufkommt. Also immer so diesen „fucking-leck-mich-am-arsch-Style“ zu fahren. Sich also immer mehr zu feiern, als es die Welt eigentlich eh schon tut. Und so funktioniert das eigentlich auch! (lacht)“.

Soundkartell: Das muss man in Eurer Lage wahrscheinlich auch!

Danny: „Digger, komplett! Das ist auch das mega geile Rezept! Da zeigst du Leuten Sachen, die finden die scheiße, aber du sagst halt, ne das finde ich geil, also halt die Fresse!“
David: „Das war so geil, wie wir mit Dave zusammen im Wohnzimmer waren und ihm den Song gezeigt haben und du Danny ihn noch so gefragt hast, wie sie das finden. Dann er so: „You can not ask us this guys! If we say we don’t like it, they hat us forever!“

Soundkartell: Heißt ihr spielt dieses Jahr auf dem Festival eine deutlich größere Rolle?

David: „Ja auf jeden Fall.“

Soundkartell: Merkt man das auch im Umgang mit den Künstlern?

Nils: „Dass alle netter sind?“

Soundkartell: Nicht nur das. Ihr hattet Euch vor drei Jahren noch beschwert, dass ihr nur einen Ein-Tages-Pass bekommen habt.

David: „Haben wir immer noch man!“
Danny: „Ja Digger, wir haben drei Gästelistenplätze pro Show!“
David: „Ja ich hab mich gestern zum Beispiel überall reingeschlichen!“
Danny: „Ne also es ist jetzt nicht, so dass wir als Mitglieder von Pool erkannt werden, digger!“

Soundkartell: Naja ihr spielt ja jetzt drei Mal beim Festival und andere manchmal nur 1 Mal. Wie ich jetzt beim Spot Festival war, da hatte ich mal den Fall, dass sich der eine über den anderen beschwert hat.

Danny: „Digger, ey auf solche Lutscher komme ich ja mal gar nicht klar, die dann anfangen zu weinen, weil sie nicht auch so oft spielen! Digger, krieg deinen Arsch hoch, dann spielst du auch drei Mal. Was ist dein Problem man? Sich dann auch noch zu beschweren, das ist ja mal voll ätzend!“
David: „Ja komm ehrlich. Wahrscheinlich sind die einfach scheiße und dann dann auch noch: „Hey, wir haben es schon so schwer genug!“ Und die dann: „Ja sorry Leute, aber ihr seid einfach scheiße!“
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Soundkartell: Wie kam’s denn, dass ihr dieses Jahr wieder spielen dürft?

David: „Wir haben eine E-Mail bekommen und da haben gesagt: ja! Ja gut und der dritte Gig kam durch Viva Con Aqua zustande. Mit denen und ein paar Homies haben wir ein Album mit Remixen zu unseren Tracks produziert und ja, das wird jetzt im Rahmen des Viva Con Aqua Zelts hier auf dem Reeperbahn Festival präsentiert. Also eigentlich nur zwei Mal und das dritte Mal durch die Jungs von Viva Con Aqua eben und weil das ein Charity-Projekt ist, bei dem alle Einnahmen an die gehen. Wir tragen alle Kosten, die dadurch entstehen, also Mastering und und und. Also wir behalten nichts ein von den Einnahmen und decken keine Kosten.“

Soundkartell: Dürfen wir alle Fragen stellen, die wir hier aufm Tablet stehen haben? Weil bei 11 Stunden Fahrt sind uns dann doch ein paar BallaBalla-Fragen eingefallen.

Danny: „Ja klar. Genau diese Fragen müsst ihr genau uns stellen ey! (nimmt das Tablet und liest sich die Fragen durch) Alter, ich packe meinen Koffer mit den Erinnerungen der letzten drei Jahre!“
Nils: „Alter, das ist ja mal sau schwer!“
Danny: „Oktober 2014 war der Wahnsinn! Da haben wir ne Support-Tour mit The 1975 gespielt. Das war der schiere Wahnsinn. Das hat sehr viel Spaß gemacht.“
David: „Der Oktober 2014 war der schiere Wahnsinn. Das war die geilste Zeit meines Lebens bis jetzt. (überlegt). Es gab zum Beispiel eine ziemlich geile Anekdote, wir waren im Allgäu auf einem Festival, haben den letzten Song gespielt, da war dann Stromausfall. Das war der „Ill-Shit“, weil wir ich glaube eine oder zwei Wochen später in Hamburg gespielt haben und genau bei gleichen letzten Song war wieder Stromausfall.“

Soundkartell: Da müsst ihr Euch mal Gedanken um Euren Song machen!

David: „Ja alter. Der saugt Strom! Was gab’s noch? Wir hatten auf jeden Fall auch ein paar Dramen erlebt. Wie das eben so ist, wenn man sich auch mal streitet, mit Partnern…“
Danny (unterbricht David): „Auf was könntest du eher verzichten, auf warmes Wasser, auf schlechte Internetverbindung oder auf Celtic Rock?“
David und Nils: „Auf was bitte?“
Danny: „Celtic Rock! Ja das ist halt so wie diese komische Elben-Band. So wie die Band Santiago! Santiago ist die heftigste Band der Welt. Hm ich weiß nicht. Schlechte Internetverbindung, da hab‘ ich lieber gar kein Internet. Da sind wir wieder beim Punkt Geduld angekommen. Weil das macht mich nämlich immer ziemlich irre Digger, wenn deine Pornos nicht laden! (lacht) Warmes Wasser, darauf kann ich auf keinen Fall verzichten, weil ich jeden Morgen dusche. Digger, das brauche ich einfach!“
David: „Ja, aber es geht doch darum worauf du am ehesten verzichten kannst oder?“
Danny: „Ja eben! Am ehesten kann ich auf Celtic Rock verzichten.“

Soundkartell: Ok letzte Frage. Ihr müsst den letzten Satz vervollständigen. Den Israel-Palästina Konflikt löse ich…

Nils: „Digger, in meinem Leben? (alle lachen) Never ey!“
David: „…löse ich nicht!“

Leave a Reply Text

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bestätige, dass du kein Computer bist. * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.