Hamburger Musikpreis 2019
Rückblick: Hamburger Musikpreis 2019
Während die normalsterblichen Seelen unter uns ihre Montagabende zuhause auf´m Sofa verbringen, pünktlich um 20.15 Uhr den Fernseher einschalten, um mal wieder festzustellen, dass eh nichts läuft oder einfach verwirrt und Mais knabbernd über den DOM marschieren, wurde im Hamburger Untergrund am gestrigen Abend gemunkelt und gefunkelt! Da im Mojo, wo unter Deinen Füßchen auf einmal die Türen aufgehen und man drei Stockwerke in die Tiefe, in immer noch dunklere Gefilde hinabsteigt, um gemeinsam mit Frinks and Friends des Businesses eine der wichtigsten Preisverleihungen zu bestaunen, die Hamburg so im Petto geht! Die Rede ist vom HANS, welcher seit 2009 immer mal wieder von IHM, der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft e.V. verliehen wird. Von HamburgerInnen für HamburgerInnnen. Aber pssst, der HANS heißt jetzt gar nicht mehr HANS, da schon in den letzten Jahren niemand so genau wusste, wieso weshalb warum dem überhaupt so war und man im Jahr 2019 ruhig mal´n bisschen geballte Frauenpower zelebrieren könnte… Aus diesem Grund wurde er aufpoliert, hat anlässlich des diesjährigen 10. Jubiläums einen Relaunch erwischt und heißt nun, tja, so wie er eben heißt: Hamburger Musikpreis! Keine Mogelpackung – da is`drinnen, was draufsteht. In fünf Kategorien wurden jeweils drei KünstlerInnen nominiert, den Preis in Form einer kleinen, süßen schwarzen Musikbox abzusahnen. Ganz klar im Fokus stand dabei die Förderung des Nachwuchses, der mit 5000 € dotierte Preis für die oder den NewcomerIn des Jahres – kreisch! Verdient hätten´s wie immer alle. Wer jedoch schlussendlich nun in welcher Kategorie den Stecher gemacht hat, Trommelwirbel, erfahrt hier mehr (…)
Neu in der Hamburger Schule – NewcomerIn des Jahres
Und so begann der Abend mit „One Mother“ – zwei Mädels, deftigen Ansagen, Songs über ihre Clit und dem ein oder anderen Booty-Twerk! Irgendwo zwischen HipHop und frei nach Schnauze duellierten sie sich an dem Abend mit der Band Monako und der Künstlerin Kuoko in der Rubrik „Neu in der Hamburger Schule – NewcomerIn des Jahres“. Die beiden Hamburgerinnen haben jedoch nicht nur ihren gewaltigen Sound im Gepäck, sie schmeißen unter anderem die Partyreihe „Global Feinist Bad(b)ass“ auf dem Kampnagel und geben damit feministischen Inhalten und Diversity Raum zum Aufblühen – hach! Wer von den drei KünstlerInnen schlussendlich den Nachswuchs-Preis erhielt, wurde erst im Laufe des Abends, live und vor Ort bestimmt – dementsprechend lassen wir Euch nun auch noch zittern, hehe.
Hamburg brennt – Engagement/Initiative des Jahres
Unsere wohl mit Abstand feinste und liebste Kategorie! Zumal es um die feinsten und liebsten Menschen Hamburgs geht. Nominiert waren in diesem Jahr Oll Inklusiv, musicHHwomen und Crew Crew – drei Powerverbände, die ganz so nebenbei bemerkt jederzeit von Euch unterstützt werden können! Dafür müssen sie nicht zwangsläufig einen Preis gewinnen. Oll Inklusiv haben es sich zur Aufgabe gemacht, unter dem Leitspruch „gemeinsam statt einsam“ Senioren und Junggebliebene ü60 an die Hand zu nehmen und sie hinaus in die Welt zu führen! Sie wollen es ihnen ermöglichen, gemeinsam Kultur zu erleben – seien es Tanz, Musik, Lesungen – und Freundschaften für´s Leben zu schließen. MusicHHwomen bieten das erste lokale Netzwerk für Hamburger Musikfrauen, welches sowohl Genre- als auch Stadtteilgrenzen überwinden und somit Frauen jeglichen musikalischen Ursprungs in einer doch sehr Penis lastigen Branche zusammenführen soll. Die dritte Initiative im Bunde kümmert sich um die Gästebetreuung bei Veranstaltungen, in Clubs und generell im Nachtleben! Dein Freund und Helfer, vorbeugend in der Not. Sie gucken genauer hin, damit nichts Ungewolltes passiert – merci, dass es Euch gibt! Der diesjährige klobige Kasten Preis ging in dieser Kategorie an… musicHHwomen – Congratulazioni!
Lieblingslied – Song des Jahres
Von der Initiative des Jahres ging es direkt über zum Lieblingslied der Hamburger und HamburgerInnen – nominiert waren in diesem Jahr Joey Bargeld mit „Trotzdem“, Deichkind mit „Richtig gutes Zeug“ und Meute mit „Araya“. Ein – wie wir finden – nicht ganz fairer Kampf… Da gäb es einen Joey Bargeld, der irgendwas zwischen Skar und Punk macht, nicht so bekannt ist, dem man es aber am ehesten gegönnt hätte! Dieser muss sich dann neben Meute behaupten, die Techno mit Pauken und Trompeten tanzbar gemacht haben und damit schon einmal sämtliche Bühnen national sowie international abklappertern – zugegebenermaßen unser heimlicher Favorit… Oh, und wir vergessen Deichkind! Die seit etlichen Jahren sowieso schon in aller Munde, Herzen und Spotify Playlisten sind. Unspektakulär, aber hey – richtig gutes Zeug is´nun mal richtig gutes Zeug… Somit gab´s dann auch eine gerechtfertigte Box für einen gerechtfertigten Song!
Um das Ganze etwas aufzulockern und den beiden Kölner Moderatoren die Fusseln vom Mund zu polken, trat im Anschluss die zweite Nominierte des NewcomerIn Preises auf – Kuoko! Eine unfassbar faszinierende Frau, die sehr viele spannende Stories zu erzählen hat – nach der Schule zum Beispiel lebte sie in einem Eco Village; all ihre Artworks macht sie selbst, so auch ihre Bühnenoutfits, ihre Lyrics, die Produktion ihrer Songs… All das hat sie sich autodidaktisch beigebracht – wow! Auf der Bühne verzauberte sie uns dann in weiß gehüllt mit ihrer feenhaften Gestalt, ihrer zarten Stimme und den dazugehörigen elektronischen Klängen! Für einen Moment lauschte der nahezu überfüllte Saal wie gebannt und auch das letzte Murmeln verstummte…
Beste Freunde – Beste Partner in der Musikbranche
…Und schwupp, ging es über zur vierten Kategorie und somit bisherigen dritten Preisverleihung des Abends! Nominiert in der Kategorie „Beste Freunde – Beste Partner in der Musikbranche“ waren Audiolith, Millerntor Gallery und EQ: Booking. Um ehrlich zu sein, wussten wir bis dato nichts von EQ und haben uns dann umso mehr gefreut, als diese den Preis wegstecken durften! Diese setzen ihren Fokus auf die Community Bildung und holen jeden Artist mit ins Boot, der/die einen eigenen Sound besitzt und für Diversität einsteht, ganz egal ob Indie oder Rap, Techno oder Funk. Hauptsache is´die Community. Bei der Millerntory Gallery hingegen handelt es sich um ein internationales Kunst- und Kulturfestival, welches sage und schreibe 18.000 Besucher vermerkt und im Millerntor Stadion unter dem Motto: „Art creates Water“ zelebriert wird! Dabei geht es darum, Kunst in Wasser zu verwandeln und Spenderngelder für Hilforganisationen für Sanitär- und Trinkwasserprojekte zu sammeln – dafür setzen sich Viva Con Agua zusammen mit dem FC St. Pauli ein! Auch eine schöne Sache, die man trotzdem gern supporten würde – auf der Internetseite von vivavonagua.de könnt Ihr dazu mehr erfahren! Und, last but not least: Audiolith! Hach ja, wer kennt sie nicht? Eines der wenigen Labels, bei dem man sich sicher sein kann, das dort gesignte Künstler auch richtig was drauf haben – sie wollen „auf Augenhöhe mit Fans bleiben, alles geben, Spaß nicht verlieren, hinterfragen, Maul aufmachen“. Wie wir finden, in schönes Statement, das man ruhig kommentarlos so stehen lassen kann.
100.000 Fans – KünstlerIn des Jahres
Trommelwirbel bitte, kommen wir zur letzten Kategorie des Abends: 100.000 Fans! Tätärä! Zeit, Euch die drei Nominierten vorzustellen. Numéro uno: Ilgen-Nur, die Power Frau, die mit ihrem Power Nap Album durch die Decke ging, Europa bespielte und nun leider Gottes nach Berlin abwanderte, schluchz… Niels Frevert, der Liedermacher, der nach einer längeren Stagnations-und-Schreibpause endlich wieder mit Sprachwitz und Charme die Menschen lauschen lässt und Carsten „Erobique“ Meyer, auch bekannt als Mann des Jahres, fesche Socke und Daddy cool! Allein schon, weil er den Tatortreiniger vertonte (…) Aber auch wegen seines immer wiederkehrenden und sich festbrennenden Ohrwurmtracks „Urlaub in Italien“! Und natürlich wegen seiner geballten Coolness. Und einfach, weil er den Charakter eines Plüschbären besitzt und man ihn die ganze Zeit nur knuddeln will – aus all diesen Gründen, Ihr mögt er sicherlich schon ahnen, ging der Preis dann auch an unseren lieben Carsten! Juhu!
Um der Verleihung einen runden Abschluss zu verpassen, trat schlussendlich noch eine unserer Lieblingsbands Monako auf, die dritten Nominierten für den NewcomerIn Award! Und, um nicht lange um den heißen Brei herumzureden, wurden es diese – leider, leider nicht. Schade Schokolade. Herumgerissen haben es die zwei Gurls vom Anfang, One Mother, geballte Frauenpower! Diese haben sich nahezu Löcher ins Bäuchlein gefreut und konnten Ihr Glück fassen: „Wir haben es auch echt verdient!“ brüllten sie ins Mikro und sprangen wie wild von A nach B (…)
Somit neigte sich der wichtige Teil des Abends dann auch pünktlich um 21 Uhr dem Ende zu! Die Stühle wurden zur Seite gefegt, ein DJ auf die Bühne gestellt und für das weitere Programm sorgte dann der Hamburger Musikklüngel unter sich, bei Sekt und Kerzenschein…
Mehr Infos zum Hamburger Musikpreis und wer unter anderem Teil der Jury war, erfahrt Ihr hier: hamburgermusikpreis.de