Feature: Hvalfugl
Hvalfugl neues Album im Review
Heute feiert das bereits dritte Album “Øjeblikke Vi Husker (Moments We Remember)” des dänischen Jazz-Trios Hvalfugl seinen Release.
In ihrem Heimatland haben sie sich mit den zwei Vorgänger-Alben bereits ein festes Standbein in der Jazzszene erspielt. Jetzt erscheint das dritte Album und so gesehen greifen sie auch den deutschen Jazzmarkt damit an. Wobei sich der Angriff eher so verstehen soll, dass sie sich auch außerhalb ihrer Heimat eine breite Fanbase erspielen wollen. Einfach nur zu sagen: Die drei Dänen machen Jazz wäre wohl zu kurz gegriffen. So ist der Sound ganz tief in der nordischen Musiktradition verankert und ist soundtechnisch sehr breit aufgestellt. Folk, Nordic Jazz und feinperlige Melodien finden sich hier ebenso wieder wie wunderschön kreierte Melodien, die Landschaften nachzeichnen können.
Hvalfugl agieren auch hier wieder rein instrumental, lassen aber die Melodien als Lyrik sprechen. Wer sich also hinsetzt und eintaucht in die Musik dieser Platte, wird die Melodien als Stimmen/Vocals zu verstehen wissen. Jeppe Lavsen spielt dabei die Gitarre mit sphärischen Sounds und Effekten, Anders Juel Bomholt ist Bassist mit Leidenschaft für Harmonien und melodische Passagen und Jonathan Fjord Bredholt begeistert mit seinem ausgereiften, dynamischen Klavierspiel.
Nicht-Kenner*innen würden sagen, dass das “Tiermusik” ist. In meinem Bekanntenkreis wird so sphärische, instrumentale Musik gerne einfach als Dokumentarfilmmusik abgetan. Dann wenn mal wieder eine Drohne über weite Landschaften fliegt, oder wenn das Wasser eines wilden Flusses steil bergab reißt. Oder Tiere, die im Sonnenauf- und untergang ihren täglichen Bedürfnissen nachgehen. All das passt finde ich sehr gut zu den 13 Tracks, die wir auf dem Album finden. So funktioniert zum Beispiel “Funklende Blikke” sehr gut als ein solcher Song. Sich diese Bilder im Kopf vorzustellen, während wir ihr Album hören, tut regelrecht gut, erfrischt den Geist und die Songs warten immer wieder mit überraschenden Momenten auf. Entweder ist es das erfrischen Klavierspiel, die dezent traurig eingesetzten Streicher oder auch mal eine euphorisch ausdrucksstarke Trompete.
Besonders an der Platte ist auch, dass jedes Lied eine Hommage an eine andere Erinnerung ist, die in der Band geteilt wird – Moments We Remember. So gilt auch für die drei Dänen: Kopfkino an und sich von den Erinnerungen leiten lassen. Die hohe Kunst dabei ist allerdings auch, dass die Songs nicht zu verwaschen und verspielt klingen. Wir müssen uns schon wiederfinden können und genau das passiert auf der Platte. 13 Songs laden ein im Spätsommer, naja fast schon Herbst über die eigenen Erinnerungen zu sinnieren.