Feature: Gene Caberra
Gene Caberra im Interview und Review zum Album „Patchwork“
Gene Caberra hat sich mit seiner neuen Platte „Patchwork“ einiges vorgenommen. Der junge Berliner will den Blues revolutionieren und ihm den Zuhörer:innen näher bringen. Das versucht er um es vorweg zu nehmen mit einem Genre-Mix. Neo Soul, Contemporary Beats, Rock und natürlich alten Blues-Roots. Und selbstredend müssen seine Songs eine enorme Kraft haben. Sie sollen davon regelrecht strotzen und die Menschen zu diesem teils sehr ruppigen Genre inspirieren. Mal davon abgesehen, dass Gene ein herausragender Gitarrist ist und er sich an seinem Instrument austoben kann wie kein zweiter. Es ist wohl genau diese Spielfreude, die in den neuen Tracks seines Albums den Unterschied machen.
„Ich glaube, ich war schon immer ein ziemlich energiegeladener Mensch. Als Jugendlicher habe ich immer versucht, diese mit viel Sport zu transformieren. Das mache ich immer noch, aber Musik oder Kunst im Generellen ist wohl der beste Weg, um sich wirklich auszudrücken. Außerdem finde ich, dass eine Show einfach energetisch sein muss!
„Patchwork“ lautet der Albumtitel aber nicht nur, weil er hier eine Vielfalt an musikalischen Einflüssen vereint. Es bezieht sich vor allem auf die Arbeitsweise der drei Musiker, die sich nicht als klassische Proberaumband, sondern eher als Producer Band verstehen, bei der die Cloud zentraler Ort für Tracks und Song-Ideen darstellt. Das klingt für Außenstehende jetzt wahrscheinlich wie Stückwerk und man erwartet auch entsprechend holprige Songs. Doch Gene singt sich gefühlvoll und mit einer Gelassenheit durch die Rock-Songs. Es darf dann auch gerne mal in Richtung Reggae (Don’t Know Why) gehen oder er liefert Balladen (Bad Thoughts). Es ist schier unglaublich, was Gene so alles drauf hat und wie ihn seine Band hier durchweg begleiten kann. Es macht vor allem eines: riesig viel Spaß.
Gene, du hast selbst den Anspruch an dich und deine Musik, dass du uns als Zuhörer:innen begeistern möchtest und dass wir uns selbst für etwas begeistern. Siehst du das denn noch oft in deinem Alltag, dass du auf Menschen triffst, die sich für nichts begeistern können? (Und falls ja: Wie sehr hast du da den Drang, den Menschen etwas mit auf den Weg zu geben?)
Gene Caberra: „Klar, gerade wenn es um Musik geht, erlebe ich es immer öfter, dass sie heutzutage nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Teilweise ist sie etwas, das nur peripher stattfindet. Das mag auch mit dem Wandel der Musikindustrie zu tun haben, an dem nun wirklich nicht alles schlecht ist, aber in Zeiten von Spotify und YouTube, ist es mir persönlich umso wichtiger, Leute anzuregen und für Kunst und Musik zu begeistern.“
“Patchwork” wirkt auf mich unfassbar energiegeladen, es strotzt nur so von reißenden Melodien. Inwiefern spiegelt diese Energiegeladenheit deine eigene Persönlichkeit als Musiker wieder?
Gene Caberra: „Ich glaube, ich war schon immer ein ziemlich energiegeladener Mensch. Als Jugendlicher habe ich immer versucht, diese mit viel Sport zu transformieren. Das mache ich immer noch, aber Musik oder Kunst im Generellen ist wohl der beste Weg, um sich wirklich auszudrücken. Außerdem finde ich, dass eine Show einfach energetisch sein muss! Die Leute ins Schwitzen zu bringen und das Gefühl von Freiheit zu entfachen, ist für mich eigentlich das Wichtigste bei einem Konzert. Bei einem Musikalbum geht es für mich in erster Linie darum, dieses Gefühl festzuhalten und zu verewigen.“
An sich sind die Songs ja ein Sammelsurium an Ideen und Snippets, die ihr von unterschiedlichen Orten alle zusammengetragen habt. Also genau das Gegenteil einer klassischen Studioband. Wie war das für euren Produzenten Christian Keymer, ist das Songwriting-technisch ein einziges Chaos?
Gene Caberra: „Eigentlich bezieht sich der Titel “Patchwork” hauptsächlich auf die Arbeitsweise und den Produktionsprozess des Albums. Die Grundideen und die generellen Strukturen der Songs sind in meinem Zimmer, mit meiner Akustikgitarre entstanden. Dann habe ich meistens eine grobe Skizze der Songs aufgenommen und an die Jungs geschickt. Weil wir sozusagen alle Studiomusiker sind und es einfach schwer ist, regelmäßig zusammen zu kommen, hat dann jeder, zum Beispiel im Tourbus, im Café, im Proberaum oder zu Hause auf der Couch, seine Ideen zum Songwriting und zur Produktion einfließen lassen. Das Faszinierende daran war, dass sich durch diese Arbeitsweise jeder komplett einbringen konnte und die Songs teilweise in eine ganz andere Richtung gegangen sind, als es ursprünglich geplant war. Christians Aufgabe war es dann, diesen Songs einen einheitlichen Sound und Mix zu verleihen, was ihm wirklich gut gelungen ist!“
Ihr seid ja so gesehen alle Virtuosen an euren Instrumenten. Das lasst ihr nur bedingt rausblitzen auf dem Album. Wieso dieses Understatement?
Gene Caberra: „Für uns war es wichtig, ein Album zu produzieren, dass von den Melodien, den Aussagen, dem Vibe und dem Songwriting lebt. Zeitlose Songs zu kreieren, war dabei die Intention. Es ist dann gerade schwierig, songdienlich zu spielen und gewisse Fills oder Licks wegzulassen und die Virtuosität nur subtil einzubringen.“
Wenn man “Patchwork” einmal durchgehört hat. Was wäre diejenige Reaktion darauf, die du dir am meisten wünschst?
Gene Caberra: „Ich glaube, es ist uns am wichtigsten, dass man unsere Liebe zur Musik spürt, Musik im Ganzen! Dadurch, dass wir alle schon sehr lange Musik machen, gibt es keinerlei Dogmatismus und es ist einfach schön, sich von jedem Genre und unterschiedlichsten Sounds, Künstlern und Produktionen inspirieren zu lassen.“