Toya Delazy im Interview – „Es ist das eine Fans zu haben, aber das andere diese auch zu mobilisieren.“

Toya Delazy im Interview – „Es ist das eine Fans zu haben, aber das andere diese auch zu mobilisieren.“

Toya Delazy

Toya Delazy

Das Soundkartell hat sich vergangene Woche exklusiv für euch mit der Südafrikanerin Toy Delazy unterhalten. Dabei sprach sie über die Apartheid dort, darüber was ihr an ihren Facebookfans liegt und über die frühen Anfänge in ihren Klavierstunden. Was sie genau geantwortet hat, findet ihr hier.

Toya, Du bist für die MK AWARDS als beste Newcomerin und beste Solokünstlerin nominiert. Was würde dir diese Auszeichnung bedeuten?

Die MK Awards sind überwiegend an die Afrikaan-Musik gerichtet und einen Award auf dieser Veranstaltung zu bekommen würde wirklich nochmal hervorheben welches Ausmaß der kulturellen Verständigung meine Musik in Südafrika bisher hatte. Meine Musik ist bei etlichen Radiostationen in Südafrika auf Rotation und wird auch von vielen unterschiedlichen Kulturen und vor allem Ethnien gehört. Das ist wirklich etwas Besonderes, weil es in Südafrika absolut nicht oft vorkommt, dass sowohl das weiße als auch das schwarze Publikum den gleichen Sound schätzt. Allein die Nominierung bedeutet mir unglaublich viel!

Inwiefern gibt es zwischen der südafrikanischen Musikindustrie und der Deutschen einen fundamentalen Unterschied?

Mit insgesamt 12 unterschiedlichen Sprachen und 9 Provinzen ist Südafrika wirklich wahnsinnig vielfältig, aber es fehlt einfach an der Möglichkeit einen Künstler auf den internationalen Markt bringen zu können. Südafrikanische Musik unterscheidet sich also in der Sprache und vor allem im Genre. In der Musik gibt es ein großes kulturelles Element, welches quasi ein Kaleidoskop an Genres schafft, dem man sich bedienen kann. In Deutschland gibt es, denke ich unterschiedliche Dialekte, aber die eigentliche Sprache „Deutsch“ versteht man ja landesweit. Es gibt dort also ein Kommunikationsmedium und somit auch ein breiteres Publikum, welches die Musik leichter aufnehmen und verbreiten kann. Ich habe gemerkt, dass die deutsche Musikindustrie gut mit ausländischen Talenten umgehen kann, und ist auch imstande die Talente, die nicht aus Deutschland kommen entwickeln zu lassen. In der Vergangenheit hat Südafrika auch etliche großartige Künstler wie etwa Johnny Clegg, Miriam Makeba oder Hugh Masikela hervorgebracht. Ich denke es besteht also eine großartige Chance südafrikanische und deutsche Stärken zusammenzuführen und ich hoffe, dass diese dann die Musik schneller über die Menschen hinweg verbreitet!

In Deutschland willst du jetzt durchstarten. Was hast du dir dafür konkret vorgenommen?
Warum ausgerechnet Deutschland?

Naja, Ich spricht deutsch, Ich habe mit ein deutsche familie für 5 jaare im suda Afrika geblieben! Ich habe über die Jahre hinweg die deutsche Kultur kennengelernt und mittlerweile komme ich auch sehr gut mit ihr aus. Ich glaube Deutschland ist heute eines der fortschrittlichsten und vor allem aufgeschlossensten Länder weltweit. Falls meine Musik gut in Deutschland ankommen sollte, steht dem restlichen Erfolg in Europa denke ich kein Hindernis mehr entgegegen. Unter allen europäischen Ländern die es gibt spreche ich Deutsch. Ich denke das wäre also eine reizende Plattform um dort zu starten und außerdem ist die Kommunikation der entscheidende Schlüssel! Wenn ich meine Pläne so überblicke, sollten wir erst einmal abwarten, was so passiert…ich denke Ihr werdet mich schon bald sehen! Ich möchte wirklich unbedingt die Chance bekommen, mit deutschen Produzenten zusammenzuarbeiten und ich habe sogar schon ein paar Tracks geplant.

Beschreib` doch mal kurz, was deine Musik so besonders macht?

Meine Musik ist eine soulige Mischung aus Jazz, Elektro und Hip-Pop. Ich nenne sie JEHP! Die Musik ist Medizin für die Seele! Sie ist euphorisch und spricht zu deinem Herzen. Ich habe sie mit der Absicht geschrieben um positive Energie zu verbreiten und die Leute daran zu erinnern wie wundervoll sie doch sind und wie großartig das Leben ist! Wenn du Musik hörst fühlst du dich doch in einer gewissen Art revitalisiert! Sie ermutigt dich doch nicht aufzugeben und vor allem ermutigt sie dich das Jetzt und Hier zu genießen. Probier es aus und sag`s mir, falls ich falsch liege!

Du hast 2012 mit „Due Drop“ dein erstes Album veröffentlicht. Erzähl doch mal wie es entstanden ist, war es ein Album nach Konzept?

„Due Drop“ ist ein Wortspiel auf Dew Drop. Es war der Beginn eines Neuanfangs und es soll eine Erinnerung daran sein, dass es – ganz egal wie schwer gerade das Leben ist – einen Ausweg daraus gibt. Das passierte damals einfach mit mir und genau eben diese „Reise“ wollte ich mit den Menschen teilen. Der Verlust meiner Mutter inspirierte mich dazu Musik zu schreiben, die die Wunden heilt, die ich durchgehen musste. Es inspirierte mich auch, alleine zu arbeiten und eben nicht auf irgendeinen Sugar-Daddy zu warten oder irgendwelche andere Probleme mit denen sich z.B. Schüler und Studenten in Südafrika rumschlagen müssen. Diese Frische, wenn ein Tropfen auf einen Grashalm fällt signalisiert in gewisser Weise einen wohlbehaltenen Neustart, einen Neubeginn.Es war somit also an der Zeit das Album zu veröffentlichen und somit repräsentiert der Name des Albums auch meine eigenen Erwartungen daran.

 

Toya Delazy

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Gibt es einen typischen Songwritingprozess bei dir?

Emotionen, die richtige Richtung und mein Klavier. Die Lyrics sind dabei eine Folge der Emotionen. Es geht vielmehr um die Energie, die die Musik umgibt. Ich schreibe einfach, was ich gerade fühle, was ich gerade in dem Moment so durchmache. Die Absicht genau das zu tun, ist dabei der wichtigste Teil.

Dein Video zu „Pump It On“ ist zwar in schwarz weiß gehalten, arbeitet aber mit sehr starken Farben. Warst du bei der Produktion mitbeteiligt?

Ja, ich war zusammen mit dem Director Tristian Holmes an der Produktion beteiligt. Also habe ich auch die unterschiedlichen Stile, die ich unbedingt drin haben wollte selbst performed: Krumping, Break Dance, das Skaten und das Radfahren. Ich liebe dieses Video und ich spüre, dass es wirklich super gut zur Single passt. Ich bin unglaublich stolz auf dieses Video!

Wie wichtig sind dir Musikvideos?

Sehr, denn sie fügen der Musik visuelle Elemente hinzu. Mit jedem weiteren Video spüre ich, dass es in diesen Videos auch immer eine Geschichte geben muss, dem der Zuseher folgen kann. Ich möchte eigentlich absolut nicht, dass in meinen Musikvideos, so wie bei anderen Künstlern einfach nur Geld verpulvert wird.

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Dein Kleidungsstil wirkt auf den ersten Blick etwas ungewohnt, aber sehr stilvoll. Inwiefern hast du da deinen DEN Toya Delazy Kleidungsstil für dich, als Künstlerin entwickelt?

So wie ich mich kleide, habe ich mich schon immer angezogen. Meine Mutter hat mich schon immer ermutigt mich so zu kleiden, dass ich mich in den Kleidern auch wirklich wohl fühle. Eventuell habe ich dort persönlich eine Nische gefunden. Mein Kleidungsstil ist eine Mischung aus „Vintage“ und „Street“. Der „Street-Style“ kommt daher, da ich früher immer in Bars gespielt habe und der Punk steckt auch heute noch in mir! Im selben Atemzug liebe ich den klassischen rustikalen Look. Also habe ich einfach beide vermischt.

Mit welcher Thematik befasst du dich in deinen Texten? Gibt es darin etwas, das besonders stark thematisiert wird?

„Gib niemals auf!“ – Genau das ist die Hauptaussage meiner Musik! Bleib immer energisch und versuch immer dein Bestes!

Um was geht es z.B. in „Memoriam“?

In “Memoriam” geht um den Verlust der menschlichen Seele. Es ist wirklich schmerzvoll jemanden zu verlieren. In diesem Song sag ich all denjenigen, die an einem fröhlichen Ort sein dürfen und in Frieden leben, dass ich dann auch glücklich sein kann und weiter meinen Weg gehen kann.

Welcher ist von deinem Album dein aktueller Lieblingstrack und wieso?

“Pump It On”. Dieser Song kennzeichnet den Beginn eines begründeten Aufstands. Quasi ein großer Knall, den es im Leben eben braucht. Es geht darum eine Situation, die dich vielleicht im ersten Moment richtig fertig gemacht hat, dazu zu nutzen gestärkt daraus hervorzugehen. Den gesanglichen Teil des Chorus schrieb ich als ich gerade mal 5 Jahre alt war. Somit ruft dieser Track immer unweigerlich die Erinnerungen an eine gute Kindheit auf dem Land hervor.

Welche Rolle spielen soziale Medien für dich, um neue Fans zu finden und um dich zu vermarkten?

Die sozialen Medien sind der direkt Link zu meinen Fans. Egal was ich von meinen Fans wissen möchte, kann ich sie ganz einfach und direkt fragen. Da gibt es also keinen Mittelsman zwischen mir und den Fans. Außerdem unterstützen sie mich wirklich sehr und ermutigen mich mit der Musik weiterzumachen. Mittlerweile sind sie sogar mehr als nur Fans geworden. Ich sehe mich dort zusammen mit ihnen als eine große Bewegung, die dieselben Ideen verfolgt. So ein bisschen wie bei Bruder und Schwester.

Auf Facebook hast du beinahe 100 000 Fans und das mit einem Album. Wie kommt das zustande? Andere Bands müssen schließlich zig Alben schreiben um auf eine solche Basis zu kommen.

Zu allererst muss man sagen, dass Afrika mit 57 Staaten, ein wirklich großer Kontinent ist. Aus 20 dieser 57 Staaten kommt dabei ein Großteil meiner Fans. Hier mal ein Danke an die Sender O, MTV Base und Trace. Diese TV-Sender haben meine Musik über den restlichen afrikanischen Kontinent verbreitet. Zudem kommuniziere ich einfach sehr viel mit meinen Fans, halte sie stets auf dem Laufenden und mache mich ihnen quasi verfügbar. Ich toure auch wirklich viel, und ich versuche mich wirklich bei jeder Gelegenheit im Radio, in Magazin oder im Fernsehen zu vermarkten. Ich garantiere sozusagen meinen Fans, dass sie ständig mit mir, z.B. über @ToyaDelazy auf Twitter oder Facebook in Kontakt treten können. Mein Ziel ist es, meine Fanbase noch stärker anwachsen zu lassen umso eine noch, ja einflussreichere Fangemeinschaft aufzubauen. Es ist das eine Fans zu haben, aber das andere diese auch zu mobilisieren.

 

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Du hast mit 9 Jahren schon Klavierunterricht bekommen. Ein großes Klischee ist dabei, dass der Unterricht immer sehr streng ist und man das als Kind nicht freiwillig macht. Wie war das damals bei dir?

Nein! Ich wollte unbedingt Klavier spielen, weil es schon immer das Instrument war, das meine Leidenschaft zur Musik auslöste. Bevor ich 9 Jahre alt war, spielte ich nur Triangle und solche Shaker. Das genügte mir damals nicht, also wollte ich das gesamte “Team” leiten. Ich konnte nicht darauf warten in die 3. Klasse zu kommen und Klavier zu spielen. Ich liebte dieses Instrument! Aber ja, meine Klavierlehrerin, Schwester Dilorus, war doch sehr streng. Ich war der Typ Kind, der es noch nie mochte Partituren zu lesen, also zog ich es immer vor den Song durch Nachhören zu spielen und performte dazu.

Wie kam der Sprung vom Jazz zu der Musik zustande, die du heute machst?

Jazz bot mir einfach die Vielfältigkeit, die mir Klassik nie geben konnte. Er gab mir diejenige Freiheit, genau das mit gleichen Akkorden und Strukturen auf den Tasten auszudrücken, aber auf meine Art und Weise. Ich besitze heute immer noch die Genauigkeit, die ich damals klassischerweise gelehrt bekommen habe.

Du kamst in Südafrika relativ schnell zu großem Erfolg. Was hat sich seit deinem Debüt grundlegend geändert? Positiv wie negativ.

Positiv: Ich kann es mir leisten davon zu leben und nicht von der Hand zum Mund zu leben. Während ich genau das tue, was ich so sehr liebe. Und: Die wundervollen Möglichkeiten, die sich mir jetzt bieten und die mir dabei geholfen haben mein Kunst bzw. Meine Fertigkeiten zu fördern.

Negativ: Ich habe keine Privatsphäre mehr und ich kann nirgends mehr hingehen, ohne, dass ich auf Menschen treffe, die mich fotographieren.

Worauf freust du dich im Jahr 2013 am meisten?

Auf dem afrikanischen Kontinent zu herumreisen und “Due Drop” zu promoten, was bisher in Afrika ganz gut lief, da ich ja von den Sendern O, Metro Music Awards und den MK Awards gewonnen habe. Aber ich freue mich auch darauf nach Deutschland zu reisen. Ich bin schon aufgeregt zu sehen, wie das dort alles so ablaufen wird und wie die Stimmung nach Europa überschwappen wird. Letztlich freue ich mich auch meine Veröffentlichung bei meinem eigenen Fashion-Label FRIED DOUGH zusammen mit meinem Hauptdistributor. Angekündigt ist das Ganze in Südafrika für den Mai.

„Gut 17 Jahre nach Ende der Apartheid in Südafrika sprechen viele von einem neuen Rassismus – jetzt fühlen sich Weiße diskriminiert.“ Das schreibt eine Deutsche Zeitung. Inwiefern stimmt das und welche Rolle spielst du dabei als Künstlerin? Weichst du der Thematik eher aus?

Anfang 2000 führte die Regierung das BEE Konzept (Black Economic Empowerment) ein, bei dem Firmen eine bestimmte Prozentzahl von jeder Ethnie einstellen mussten. Für die Weißen bei uns ist nicht ganz so einach an Jobs zu kommen, sogar wenn sie eine überragend akademische Qualifaktion vorweisen können. Das hat gute wie schlechte Seiten. Ich weiche dem Thema auch nicht aus. Meine Musik wurde dazu produziert, um die Menschen daran zu erinnern, dass wir alle ein Ganzes sind. Diese Worte singe ich auch in “Pump It On”, sie sollen davor abhalten andere zu verurteilen. Es geht vornehmlich darum positive Energie auszustrahlen, die die Menschen aus ganz unterschiedlichen Backgrounds dazu ermutigt zusammen zu feiern.

Inwiefern sollte oder kann Musik auch Politik sein? Oder sollte sie sich daraus raushalten?

Musik kann nicht einfach in irgendeine Schublade gesteckt werden. Sie ist das Leben und hat das Potential, eine Menge Dinge zu verändern. Es ist mir eine Ehre, eine Möglichkeit zu haben so viele Menschen auf einmal ansprechen zu können. Vor allem die Jugend und, dass ich sie in die Richtung von Geschlossenheit und Zusammenhalt lenken kann.

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