Im Interview: KOJ

Interview mit der Deep-Dark-Indie-Band KOJ zum Release vom Album „All We Have Is Gold“

KOJ Album "All We Have Is Gold"

KOJ Album „All We Have Is Gold“

Wolfgang Baustian hat für das Soundkartell fünf spannende Fragen an die Band aus Münster gestellt.

Obwohl das Redaktionsteam vom Soundkartell recht weit voneinander entfernt wohnt, scheinen die viralen Verbindungen bestens zu funktionieren. Denn fast zeitgleich haben Silke und ich KOJ bei Facebook geliked und sind deshalb sofort in Verbindung getreten. Beide fanden wir die Musik der drei Münsteraner spontan klasse und sollte von uns supported werden. Selbst über die Arbeitsteilung musste nicht lange diskutiert werden, da Silke bereits innigst am schreiben war.

Aber wer sind die Drei, wo liegt Ihr Ursprung und wie kommen sie zur Musik ging es mir durch den Kopf. Schnell war die Idee geboren, der Album-Rezension von Silke, noch ein Interview folgen zu lassen. Gesagt, getan, hier findet Ihr tiefe Einblicke in das Schaffen von KOJ. Alina, Simon und Nils – es ist und war uns eine Ehre!

Ihr seit jetzt seit fünf Jahren dabei und habt Eurer zweites Album rausgebracht. Braucht man einen langen Atem als Musiker? Was treibt Euch an?

Ich glaube es sind sogar schon 7 Jahre. Wir zählen da aber auch wirklich nicht mit. Als Band durchlebt man immer Prozesse, in denen sich alles super gut anfühlt, bis hin zu Momenten der Frustration. Langer Atem ist da definitiv gefragt.
Worauf wir uns als Band immer besinnen, gerade in angespannten und schwierigen Phasen, ist die absolute Hingabe für den Moment in dem wir als Trio Musik machen. Sei es ein ausschweifender Jam, in den wir uns alle fallen lassen können, als auch ein Konzert zu spielen und abzutauchen.
Für uns ist es einfach elementar, dass wir uns regelmäßig verkriechen müssen und zusammen neues erschaffen, um uns immer wieder darauf zu konzentrieren worauf es uns beim Musik machen ankommt.

Ich finde „Waters“ noch deutlich Rock-lastiger. Euer neues Album hört sich deutlich gereifter an. Wann und woher kam der Stilwechsel?

Mit der Zeit haben sich unsere Inspirationsquellen musikalischerseits einfach stark erweitert. Wir hatten in Zeiten von Waters alle eine klare Vorstellung vom Sound und Stil, den wir festhalten wollten.
Der Prozess zum neuen Album gestaltete sich da grundlegend anders. Wir haben uns zunächst im Songwriting ausschließlich auf Jams fokussiert, die wir alle live mitgeschnitten haben. Ausgangsideen waren dabei aber keine mitgebrachten Gitarrenriffs oder ähnliches. Die neuen Sachen sind in dem Moment zu dritt entstanden. Manchmal fragen wir uns warum und wie das eigentlich funktioniert. Die Antwort liegt vermutlich darin, dass wir uns musikalisch blind verstehen, was der Vorteil ist wenn man schon so lange zusammen musiziert. So kommen wir zu Grundgerüsten, die dann zu Songs ausgefeilt werden können.
Mit 6, 7 Grundideen im Gepäck fuhren wir dann nach Dänemark, wo wir uns eine Holzhütte im Wald gemietet hatten und unser Studio für 10 Tage reinbastelten. Vor Ort konnten wir uns komplett auf die Musik konzentrieren. Alle konnten ihren Alltag und den Stress zu Hause lassen. So kam es neben ein paar ausgedehnten Spaziergängen dazu, dass wir uns durchschnittlich 5-7 Stunden täglich konzentriert an unseren Songs austoben konnten. Was wir alle so gefeiert haben war diese Abgelegenheit zu fühlen und die kreierten Ideen direkt aufnehmen zu können. Nebenbei entschieden wir uns dann auch dazu das Album erstmalig live einzuspielen. Davon profitierten wir alle; wir legten dadurch den Schwerpunkt auf das was uns am wichtigsten ist: das Zusammenspielen. Das Ganze das erste mal für uns, und jetzt auch euch, hörbar zu machen war eine Genugtuung.
So wurden wir auch mutiger uns ließen dann auch mal zu, (doch schon sehr) düstere und „weltuntergangsmäßigen“ Klänge und Soundflächen zu arrangieren.
KOJ sind Alina, Simon und Nils von der Gathen

KOJ sind Alina, Simon und Nils von der Gathen

KOJ sind Alina, Simon und Nils von der GathenWie schwer fällt es Beruf, Freizeit, vielleicht sogar Familie und Musik miteinander zu verbinden, ohne das Eins davon zu kurz kommt?

Wir sind einfach schon daran gewöhnt, eine Leidenschaft im hohen Maße auszuleben, bedeutet auch viele Kompromisse einzugehen. Häufig bleibt wirklich fast nichts mehr von der Woche übrig wenn eine intensive Phase des Probens oder Organisierens ansteht. Unserer Vorteil ist: Simon und Alina sind verheiratet, Ich bin Simons Bruder und Alinas Schwager; versteht sich… So wird ein Familienurlaub auf Mallorca auch mal ganz schnell für 2 Tage zum Drehort für das GOLD Video.
Das sind dann Synergieeffekte die wir schätzen und nutzen können. So kompensieren wir auch viel, da wir uns nicht die Frage stellen müssen, ob man sich im Rahmen der Band emotional fallen lassen kann; es ist dann eben auch Familie.

Habt Ihr Vorbilder, die Euch in der Entwicklung inspiriert haben?

In der Zusammenarbeit mit Beray Habip, der unser aktuelles Album gemixt hat, fanden und finden wir jemanden der uns inspiriert. Nicht primär auf der musikalischen Ebene, eher auf der mit allem was wir haben hinter unserer Musik zu stehen. Bedeutet den Mut zu haben die Herangehensweise an einen Song bspw. Typische Strukturen aufzubrechen, Sounds leben zu lassen die teilweise unangenehm sind durchzuziehen um so mit darauffolgenden Entspannungsphasen, Kontraste zu bilden. Beray hat unsere Rohspuren auf seine Weise interpretiert und ist nicht davor zurückgeschreckt etwas Untypisches entstehen zu lassen. Wir waren nach den ersten Mixen schon geflasht und haben in ihm jemanden gefunden der unsere Vorstellung von Sound und Arrangement versteht. So wurde dann auch entschieden der ganzen Platte ein präsentes Grundrauschen zu verleihen, welches der Platte den ganz eigenen Grundcharakter verleiht.

Was war bislang das größte Highlight in Eurer Bandgeschichte?

Unser Recordingsession in Dänemark.
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