Interview: Rikas
Die Rikas über Körperschmerzen, Münzgeld-Pannen und schrägen Woody Allen-Dates
Der Award für den pfiffigsten Künstlernamen der letzten Dekade geht an, Trommelwirbel bitte… die Rikas! Eine Band bestehend aus vier Schnurrbärten, unheimlichem Stilempfinden und beeindruckend vollem Haar, welche den Namen Rika mit Würde und Plural-S tragen. Rika, oh die liebe Rika… Eine Schäferhündin mit Schlappöhrchen, einigen Appenzeller-Genen und weiteren 10 Hunde-Rassen, die niemand so genau zuordnen kann! Ein passender Fit für die Vier, wie wir finden – diese sind nämlich genauso vielseitig, liebenswert und flauschig, wie Rika es ist!
Wir trafen die Jungs zum Plausch und redeten über ihr neues Album, die frühsten Kindheitstage und das schöne Schwabenländle!
An einem verregneten Freitagabend saßen wir zusammen mit den Rikas in einem der zwei kleinen Hinterstübchen des Molotows, oben im Backstage, dort wo bereits FIFA-Geschichte geschrieben wurde, Sternchen der Musik-Geschichte die Sofas platt saßen, Limos wegzischten oder einfach an dem riesigen Tisch in der Küche gammelten, Bilderchen malten, Interviews gaben… Chris lag zusammengefaltet in Embryo-Stellung auf ’nem Sofa in der Ecke, Sascha war spurlos verschwunden und zur Verfügung standen uns die restlichen 50% der Truppe, Ferdi und Sam! Dies tat dem Ganzen natürlich keinen Abbruch, da es sich bei den beiden um zwei sehr charmante junge Burschen handelt, die 30 Minuten Plausch wie ein knackig-kühles Pils in einer lauen Sommernacht anfühlen lassen – lebensverändernd. Hach!
Damals, im Schwabenland
Mit der Bandgeschichte ist das ja immer so, dass x und y sich zufällig in die Arme rennen, ein bis zwei Instrumente aus ihrem Rucksack zaubern und schwupp, laufen besagte Personen im Headliner-Programm, irgendwo zwischen Parcels und Jungle, zwischen „wow“ und „oh wow“. Die Rikas sind heute um die 24, doch viele, viele Jährchen zuvor trafen sich Ferdi und Sam im Kindergarten, spielten zusammen Verstecken und schmiedeten Pläne, wie sie Frauen- und Männerherzen zukünftig zum Schmelzen bringen können! Also – so oder so ähnlich… Der Rest vom Fest ist klassisch in den Folgejahren dazu gestolpert – kein Wunder, da alle vier zusammen im schönen Schwabenland wohnen, wuseln und wuchsen! Und das ist tatsächlich liebreizender, als wir uns hier im unterkühlten Norden vorstellen können – da sagt man „Bähnle“ statt Bahn und versüßt sich so seinen Alltag!
Nele: Welche ist Eure liebste Erinnerung aus Kindheitstagen?
Sam: Es gab da diesen einen Song von Lenny Kravitz, Fly Away, und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern… Ich hatte da dieses Cover – damals hat meine Mama immer Cover im Internet ausgedruckt und mir dann geschenkt, als ob sie aus dem Laden wären, dabei waren sie eigentlich aus der Bibliothek kopiert, haha. Da war auf jeden Fall Fly Away drauf und den hab’ ich dann die ganze Zeit immer gehört, bin durch die Wohnung gerannt und dachte: ich flieg’ jetzt! Da war ich vielleicht 7 oder 6 oder 5. Ich hatte den Vorteil, dass ich eine große Schwester hatte – also, hab’ ich natürlich immer noch – aber wenn man mit der aufwächst, hat man bereits sehr früh viele Einflüsse, weil die schon immer die coole Musik gehört hat.
Neben Schwestern und der gelungenen musikalischen Früherziehung sämtlicher Mamis und Papis aus dem Dunstkreis der Rikas, sind es vor allem die Großen, die sie inspirieren – Prince, Michael Jackson und Peepz wie Stevie Wonder! Dazu kommen die Beach Boys und selbstverständlich auch die Beatles, die nicht zuletzt dadurch einen großen Einfluss auf sie hatten, weil auch sie mehrstimmig sangen! Aber eben auch viele moderne Sachen wie Steve Lacy, Anderson Paak und Tyler, the Creator… Ihr Musikgeschmack – ’ne klassische Rika!
Sam: Was mich letztens persönlich sehr inspiriert hat, sind Phoenix. Die haben jetzt’n Buch rausgebracht und das hab’ ich mir dann gekauft, war ultra teuer, aber – es hat sich gelohnt! Es erzählt so die Geschichten von jedem ihrer Alben aus deren Perspektive und wie sie dann halt groß geworden sind… Das ist ’ne Band, die sind irgendwie Vorbilder. Weil sie auch schon so lang zusammen sind.
Ferdi: Aber es sind nicht nur Künstler, die einen beeinflussen, es gibt ja auch Comedians, Schauspieler oder Sportler, die einen dann natürlich auch mit ihrer Attitude und ihrem Auftreten inspirieren. Wir waren jetzt letztens zusammen bei dem Film über Django Reinhardt und ich weiß’ nicht, sowas inspiriert einen dann schon auch irgendwie… Ronaldinho zum Beispiel war früher für mich so’n Typ, der war halt so’n Zauberer mit dem Ball und was er für einen Spaß vermittelt hat, mit dem Sport, den er da macht. Das kannst Du auch auf die Musik adaptieren – wenn ich da jetzt unten am Schlagzeug sitz’, dann hab’ ich auch Spaß an dem, was ich tu’, weil ich dann auch mit dem gleichen Elan darangehe, wie er mit dem Fußball… Sowas.
Showtime – Von Körperschmerzen und Woody Allen-Dates
Ihr aktuellstes Album Showtime besteht aus zwölf absoluten Smasher-Hits und einem Cover, aus dem eine kleine Rikas-Showtime-Bühne entspringt, wenn man dieses denn aufklappt – kreisch! Ästhetik zum Anfassen, welche uns einerseits kurz mal zurück in die zuckersüße Kindheit katapultiert und andererseits das aktuell schönste Deko-Element in der eigenen Wohnung darstellt.
Nele: Es gibt da diesen einen bestimmten Song (…) Wer von Euch hatte denn das schlimmste Date aller Zeiten?
Sam: Haha, die Idee für den Song kam damals tatsächlich von mir! Also, den singt ja Sascha, aber der ist damals entstanden, in der Zeit, in der ich frisch single war. Und ich hatte einige Dates, einige klassische Dates, ich bin da sehr altmodisch… Keiner von uns hat je so wirklich getindert, außer für jemand anderen. Wir haben einen in der Crew, der genießt das Tinderleben in vollen Zügen, aber wir sind da eigentlich relativ zurückhaltend. Ne, bei dem weirdsten Date war’s eigentlich so, dass ich irgendwie das Gefühl hatte, dass das zu nichts führt und irgendwie… Das ist vielleicht so’n bisschen wie in ’nem Woody Allen Film – man merkt, dass das gerade alles nicht funktioniert und alles schiefgeht. Aber vielleicht muss man dann auch einfach den Moment genießen, den man dann da gerade hat.
Lässig, cool, schön und tanzbar – so beschreiben die Rikas ihren Sound! Und auch, wenn sie die Reinkarnation des gute Laune Bären sind und nur so mit Endorphinen, Glücksgefühlen und Armors Pfeilen um sich schießen – eigentlich stecken hinter ihren Werken oft ernste, tiefgründig-grübelnde Gedanken:
Sam: Die Geschichten, die wir in den Songs erzählen, sind auch so’n bisschen Geschichten aus unserem Leben. Es ist ja oft so, dass man denkt, dass wir die super fröhliche Beach Boys Boy Band sind und sehr happy Music machen – aber tatsächlich gehen die Songtexte an sich eher nach innen, und sind so’n bisschen trübseliger. Zum Beispiel haben wir da diesen einen Song, der nennt sich „My Tired Shoulder“, da geht’s um chronische Schulter- und Körperschmerzen und das is’ ja überhaupt nicht fröhlich, aber vielleicht so’n bisschen… dass man sich davon auch mal freimachen kann und das Leben nicht immer ganz so ernst nehmen soll. Glaub’, dass das auf jeden Fall auch Rikas ist.
Nele: Was würdet ihr denn jetzt machen, wenn es keine Musik wäre?
Ferdi: Ein sehr viel unglücklicheres Leben führen, glaub’ ich. Und Schreiben, da hätt’ ich auch sehr viel Bock drauf! Aber wahrscheinlich würde ich noch in meinem alten Job ’rumguckeln… Davor war ich Industriemechaniker.
Nele: Hui, das is’ ja nun wirklich etwas komplett anderes!
Ferdi: Ja wobei, das geht so! Man findet überall so ein paar Ebenen… Da geht es um sehr viel Perfektion, weil Du eben mit zehnteln Millimetern arbeitest; alles muss perfekt passen und hat nur einen gewissen Spielraum, der eben eingehalten werden muss und das ist in der Musik eben auch mein Ehrgeiz. Dort mit Perfektion heranzugehen und zu gucken, dass alles tight ist, dass alles geil groovet.
2020 und weg vom Münzgeld
Der erste Teil ihrer Showtime-Tour war bereits ein voller Erfolg – schwingende Füße, schwingendere Hüften, einstudierte Tanzchoreos, Sex-Appeal, Charme, … Ein Rikas Konzert bedeutet immer einmal alles. Da kann immer einmal alles passieren *zwinker*. Am 20. März beginnt der zweite Teil ihrer Showtime-Reise und zeigt, wie schnuckelig schön das Ganze vorangeht und dass aus der ursprünglichen Kindergartenfreundschaft tatsächlich etwas Sinnvolles entstanden ist, etwas, was der Menschheit zugute kommt! Die Rikas beschenken Euch mit funky Fine-Tunes und einem Lächeln so breit wie Bob Marley – andere klauen in dem Alter Kaugummis.
Nele: Was erhofft Ihr Euch von 2020, habt Ihr Wünsche und Ziele?
Ferdi: Joar, sicherlich. Wünsche… Puh. Also klar, dass das weiterhin organisch wächst, wie es gerade eben am Wachsen ist.
Sam: Das hast du jetzt gerade so richtig schön Statistik mäßig gesagt, haha. Organisch weiter wächst, exponentiell in die Höhe schießt, haha…
Ferdi: Ich kann Dir gleich noch ’ne Kurve aufmalen, wenn du willst, haha… Ne tatsächlich, dass es einfach weitergeht, wie es gerade läuft. Irgendwie ist das gerade eine sehr spannende Phase; jetzt ist das Album endlich draußen, wir sind alle sehr erleichtert darüber und es läuft gerade an, wir sind alle mega happy und….
Sam: Ich glaube, ich wünsch uns so ’nen kleinen Studioraum! Ja, und, und ich will mal Geld ausgeben. Das sag’ ich nicht so oft (lacht), aber ich will einfach mal upgraden, etwas eigenes auf jeden Fall. Wenn ich mal daheim bin, dann nehm’ ich irgendwie immer so Sachen auf und dann geht das Kabel nicht und dann kotzt mich das an und dann hat man keinen Bock mehr…
Bevor die jungen Wilden ihre Musik auf den Bühnen der Welt präsentierten, kreuchten und fleuchten diese durch die Fußgängerzonen Europas, sammelten Münzgeld, lebten das klassische Pre-Rockstar-Life und ernährten sich von Luft und Liebe!
Nele: Was ist das Verrückteste, was Euch dabei passiert ist?
Sam: Oh, da gibt’s auf jeden Fall so einige Geschichten… Was wirklich verrückt für uns war, war dass wir in Brüssel auf der Straße gespielt und irgendwie so viel Münzgeld in den drei Tagen gemacht haben, dass wir dann gesagt haben: Komm, lass jetzt nach London gehen. Daraufhin sind wir dann mit dem Zug zur Fähre nach Holland und haben da quasi die Fähre – die war relativ teuer, weil man da über Nacht gefahren ist – mit dem Münzgeld bezahlt. Das hat so lange gedauert, dass wir fast nicht mehr auf’s Schiff gelassen wurden, haha. Ja, am Anfang war die Frau an der Kasse voll nett und so, und fand’s voll lustig… Dann war aber auch sie irgendwann dezent genervt (lacht).
Die Rikas zählen für uns jetzt schon zu den ganz Großen – unabhängig davon, dass wir schon immer einen leichten Hang zu Schnurrbärten und eine Vorliebe für Disko hatten. In gut einem Monat geht’s los mit Showtime 2020 und auch diesmal werden die Vier wieder schnuckelige Gefährten wie Moui, Kaltenkirchen, Noah Kwaku, Anger und/oder Fine im Vorprogramm haben! Tickets erhaltet Ihr auf www.krasserstoff.com/rikas
Wir sind dabei, ihr seid dabei, Rika ist leider nicht dabei – dafür jedoch ihre vierköpfige Gefolgschaft, hehe!
Nele: Wenn Ihr Eurem früheren Ich einen Ratschlag geben könntet, welcher wäre das?
Ferdi: Weniger rauchen.
Sam: Du hättest mehr üben sollen.
Ferdi: …Scheiße – ja!
Showtime 2020
20.03.2020 Erfurt, Engelsburg
21.03.2020 Osnabrück, Kleine Freiheit
22.03.2020 Hamburg, Knust
24.03.2020 Nürnberg, Club Stereo
25.03.2020 Stuttgart, Im Wizemann
27.03.2020 Zürich (CH), Exil
28.03.2020 Wien (AT), Chelsea
01.04.2020 Wiesbaden, Schlachthof
02.04.2020 Koblenz, Circus Maximus
03.04.2020 Aachen, Musikbunker
04.04.2020 Köln, Gebäude 9
05.04.2020 Berlin, Lido