Review: Crazy Paving

Songwriter Crazy Paving

Crazy Paving Songwriter im Review

Crazy Paving legt mit So It Goes eine Debüt-EP vor, die sich leise anschleicht und überraschend lange nachwirkt. Der Londoner Songwriter Robbie Carman erschafft darin eine Klangwelt, die zugleich intim und universell wirkt – ein scharf beobachteter Blick auf das Menschsein in einer Zeit, die sich immer überwältigender anfühlt. Die Songs spiegeln die Widersprüche des modernen Lebens wider: Nähe und Distanz, Klarheit und Verwirrung, Abstumpfung und emotionale Wucht.

Der Titeltrack So It Goes bildet dabei das thematische Zentrum. Die unbewusste Referenz an Kurt Vonneguts Slaughterhouse-Five – dessen berühmter Refrain „so it goes“ jeden Tod begleitet – verleiht dem Song eine existenzielle Schwere. Carman beschreibt ihn als getrieben von der Angst, „dass alles vorbei sein könnte, bevor es überhaupt richtig begonnen hat“. Dieses Gefühl des In-der-Luft-Hängens, irgendwo zwischen Resignation und Aufbruch, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte EP. Ein wiederkehrendes Motiv ist der Druck der digitalen Gegenwart. Smartphones, Alltagsüberwachung, das ständige Nebeneinander von Intimität und Öffentlichkeit – all das verarbeitet Carman mit feinem Humor und ehrlicher Unruhe. Sein Satz „Was früher Spionage war, ist heute alltäglich“ trifft den Kern einer kollektiven Nervosität: das Gefühl, beobachtet zu werden, aber auch das ständige Selbstbeobachten, Kontrollieren, Funktionieren.

In fünf Tracks zeichnet So It Goes ein Bild emotionaler Erschöpfung, schnell verfliegender Hoffnung und der Suche nach Bedeutung im Zwischenraum. Die Zeile „I cower at the power of a feeling I can’t shake“ aus Guided by Choices bleibt hängen wie ein Nachhall – ein Moment, in dem sich Verletzlichkeit und Stärke überlappen. Obwohl Carman musikalisch an Künstler wie Beck, Big Star oder The Velvet Underground anknüpft, sind es seine Direktheit und sein klarer Blick auf das Jetzt, die der EP ihre zeitgenössische Schärfe verleihen. Es ist Musik aus der existenziellen Spannung des Fast-Dreißigseins: zwischen Ambition, Alltag und dem Versuch, spätabends noch ein Stück Sinn zu finden.

Live verwandelt sich Crazy Paving in ein siebenköpfiges Kollektiv, das Carmans sorgfältig komponierten Songs neue Tiefe und Spontaneität verleiht. Diese Mischung – Präzision im Studio, lose Offenheit auf der Bühne – spiegelt die Grundbewegung der EP: den Tanz zwischen Kontrolle und Chaos. Was die Songs vor allem stark macht, ist ihre Ehrlichkeit. Carman bietet keine Lösungen an, aber er bietet Wiedererkennung – das Gefühl, dass jemand anders dieselben inneren Widersprüche durchlebt. So It Goes ist ein leises, aber eindringliches Debüt – humorvoll, schonungslos und zutiefst menschlich. Crazy Paving gelingt es, die inneren Spannungen unserer Gegenwart mit Klarheit einzufangen und daraus etwas zu formen, das verbindet. In einer Welt voller Reizüberflutung wird diese EP zu einem kleinen Anker: ein Beweis dafür, dass selbst im Chaos ehrliche Songs Trost spenden können.

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