Trackreview: Drea – „Creeps“

Drea Trackreview „Creeps“; Fotocredit: Matilde Solsvik

Ein düster schimmernder Befreiungsschlag voller Ehrlichkeit und leiser Wut

Mit „Creeps“ liefert die norwegische Musikerin Drea ihren bisher eindringlichsten Song – ein Stück, das sich anfühlt wie ein stiller Schrei aus einer schlaflosen Nacht. Schon in den ersten Zeilen („Haven’t slept for weeks / Awake on a couch in the heat“) öffnet sich eine intime Welt aus Erschöpfung, emotionaler Leere und dieser merkwürdigen Zwischenzeit nach einem Zusammenbruch, in der alles gleich bleibt – und sich doch alles verändert hat.

Produziert von Hans Olav Settem (Beharie, Ea Othilde, Simen Mitlid), markiert der Track einen klaren Wendepunkt in Dreas Sound. Wo ihre frühen Songs noch von melancholischem Bedroom-Pop geprägt waren, tritt sie hier selbstbewusster und direkter auf – der Sound ist dunkler, dichter, aber nie überladen. Zwischen schimmernden Synths, verzerrten Beats und einem stoischen Rhythmus baut sich ein Spannungsfeld auf, das die innere Unruhe des Songs perfekt spiegelt. Drea singt mit beeindruckender Nähe – so verletzlich, dass man fast das Gefühl hat, sie sitzt neben einem, während sie von Schlaflosigkeit, Verdrängung und emotionaler Erschöpfung erzählt. „I keep acting like I’m totally fine when I’m not“ – diese Zeile verdichtet das Gefühl einer Generation, die gelernt hat, Schmerz hinter Ironie zu verstecken, ohne ihn wirklich loszulassen.

„Creeps“ ist kein klassischer Trennungssong, sondern ein Selbstporträt im Moment des Stillstands – ein leises, intensives Statement über mentale Erschöpfung, Identität und den Versuch, weiterzumachen.